Donnerstag, 29. Mai 2008

Verarscht werden

Ich wollte eigentlich nur Geld tauschen für meinen Vater. Aber dass mich
dies dann eineinhalb Tage beschäftigen wird, hätte ich nicht gedacht...
Mit 200€ in der Tasche bin ich in das Geldwechselviertel (Samora Street)
in Dar Es Salaam gegangen und habe mir die Raten der verschiedenen
Wechselstuben angesehen. Dies und natürlich mal wieder meine Hautfarbe
lockte dann einen Typen an, in dessen Beuteschema ich wohl ganz passte.
Er zeigte mir auf der Straße einen kleinen Karton mit einigen
handgeschriebenen Raten, die ein wenig besser waren als die der anderen
Wechselstuben. "Komm mit in mein Wechselbüro, dort können wir dann das
Geld wechseln". Ich war schon skeptisch, dass ich einfach so auf der
Straße engesprochen wurde, aber das erklärte ich mir mit der wirklich
nicht geringen Konkurenz wodurch man sich zum Kundenfang wohl einiges
einfallen lassen muss. Ein paar Straßen weiter traf sich "mein" Agent
mit einem anderen Typen und zu dritt sind wir dann in Richtung "ihres
Büros" gegangen. Ein solches gab es aber überhaupt nicht. Stattdessen
wurde ich an einer Straßenecke von ihnen gefragt, ob ich denn wirklich
"nur 200€" tauschen möchte. Ich bejahte, denn obwohl ich noch mehr hätte
wechseln können, war mir die ganze Sache nicht so wirklich geheuer und
ich sah mich auch ständig um, ob denn nich bald zwiespältige Personen
auftauchen würden, die mich ausrauben würden. Plötzlich wurde ich
aufgefordert, mit einem der beiden an einem belebten Platz zu warten,
der andere würde schon mal das Geld holen. Also nichts mit Büro....auf
meine Frage, warum sie denn leicht bessere Raten hätten und nun doch
nicht in einem Büro tauschen, sagte mir der eine Type, sie wollten
Handys in Dubai kaufen und dafür bräuchten sie "harte Währung". Für mich
hörte sich das recht glaubhaft an. Zu meinem Unglück, wie sich später
herausstellen würde.
Zuerst kam aber erstmal der zweite Typ zurück und hatte ein Bündel
Geldscheine bei sich. Wir zählten das Bündel zwei mal, es war der
ausgemachte Betrag. Auch die Scheine waren echt und nicht gefälscht.
Weil ich nicht wollte, dass die Leute meinen Geldgürtel sehen, sagte ich
ihnen, ich würde schnell die Euros holen und bin in ein Geschäft. Dort
habe ich dann in einer Ecke das Geld aus dem Gürtel gefischt.
Die Übergabe des Geldes hat dann gut geklappt, habe das Geldbündel
bekommen und konnte nichts auffälliges feststellen. Aus
Sicherheitsgründen habe ich dann das dicke Bündel in eine Innentasche
meiner Hose gesteckt.
Etwa zwei Stunden später wollte ich dann die Bustickets für die
Heimfahrt nach Mafinga kaufen. So zog ich das Bündel wieder heraus,
öffnete und erschrak ziemlich: Anstatt den erwarteten zig
Zehntausenderscheine fanden sich unzählige Fünfhunderter in dem Bündel
und nur außen war ein Zehntausender gelegt worden....."Diese verdammten
&%§$"*/§!!!!!" dachte ich mir. Die Tickets konnte ich nicht kaufen
sondern ich bin dann sofort zu Polizei am Busbahnhof geeilt und habe
ihnen die Geschichte erzählt. Die Beamten bemitleideten mich erstmal und
schickten mich dann weiter an die zentrale Polizeistation...

Wie es weiter geht, erfahrt ihr bald ;-).

Grüße aus Mafinga, wo morgen der Senior Experte wieder abreisen wird.
Über die Arbeit mit ihm werde ich auch noch einen Beitrag verfassen,
keine Angst. Macht es gut,

Felix

Dienstag, 27. Mai 2008

Handyverlust :-(

Ja, ich lebe noch! Und im Gegensatz zu meinem Blog bin ich auch gesund ;-).
Leider kam ich die letzte Zeit kaum mehr zum Tippen weil es einerseits
hier viel Arbeit gibt und ich dann auch noch recht viel am Herumreisen
war. Nun versuche ich aber aber wieder regelmäßig Posts zu
veröffentlichen, weiterhin in relativ chronologischer Reihenfolge. So
also erstmal zu einem Ereignis, dass mir vor über einem Monat passiert ist:

So, nun ist es nach vielen anderen Freiwilligen auch mir passiert: Mein
Handy und ich gehen von nun an getrennte Wege....Die Trennung verlief
aber alles andere als freiwillig der Verlust trifft mich nicht nur
finanziell ziemlich. So sind neben dem Material auch noch viele Daten
verloren gegangen. Zum Glück aber nicht alles, denn ich habe regelmäßig
backups am Computer gespeichert und die allermeisten Adressen eh
synchronisiert.
Weil ich mich nicht so schnell für ein Handy entscheiden konnte , habe
ich erstmal eine Woche komplett mobilfunklos gelebt, was für mich gar
nicht so schierig war, eher für meine Umwelt, die einfach nicht mehr so
einfach Kontakt mit mir halten konnte. Nun habe ich aber wieder ein
Handy und auch meine alte Nummer wieder. Allerdings ein deutlich
einfacheres Gerät als früher, ich habe hier leider keinen Geldesel zum
Melken zur Verfügung.
Der eigentliche Klau war ziemlich unspektaklär. Ich war schon auf dem
Heimweg nach einem langen Tag auf der Suche nach verschiedenen Sachen
für die Schule, da hat mir am Askaridenkmal in Posta, Dar Es Salaam, ein
Mensch mein Handy aus der Hosentasche gezogen. Aber so dreist, dass ich
überhaupt nichts davon mitbekommen habe. Weil ich mit drei Typen ein
kurzes Gespräch hatte, dachte ich zuerst, dass sie an die Diebe seien.
Also bin ich wieder zurück zu diesem Ort und da waren sie aber schon
verschwunden. Also bin ich zur Polizei und nach einigem Warten wurde mir
versichert, ich könnte am Folgetag mit einem Polizisten in Zivil diese 3
Verkäufer versuchen zu finden.
Das haben wir dann auch gemacht und sie auch gefunden. Es hat sich
allerdings herausgestellt, dass sie es nicht gewesen waren. Also habe
ich überhaupt keinen möglichen Verdächtigen und so kann ich die Täter
auch nicht finden.
Aber wenigstens mein Handy wollte ich wiederhaben und so bin ich nach
Kariakoo, DEM Warenumschlagplatz in Dar Es Salaam gefahren und habe dort
gesucht. Schnell kam ich in eine Straße, in der nur Handys verkauft
werden und wenn man nach Gebrauchtgeräten fragt, wird man an Menschen
auf der Straße verwiesen, die einem gebrauchte Handys zu einem sehr
günstigen Preis verkaufen wollen. So orderte ich ein K750i und wir
wurden doch allen ernstes 3 solche Geräte angeboten, wo doch die Marke
Sony Ericsson in Tansania kaum verbreitet ist. Mein eigenes Telefon war
aber nicht dabei und so habe ich die Suche abgeschlossen und mich mit
dem Verlust abgefunden.

Bongo ist ein Kosename für Dar Es Salaam und dieses Wort bedeutet so
viel wie "Schlauheit, Cleverness". Und das kommt nicht von ungefähr,
denn wer hier gut leben will, braucht davon im Übermaß. Mich hat diese
Stadt nun auch geschafft und ich war sehr froh, wenn auch einen Tag
später als Oli, nach Mafinga zurückzukehren. Dort konnte man nur
schmunzeln, denn ich hätte als "Landei" aus Mafinga in den Mühlen Bongos
eh nur sehr geringe Chancen.

Nun freue ich mich schon auf ein neues, originales Handy, wenn ich
wieder in D bin und schlage mich mit der komischen Nokiatastatur herum...^^.

Ganz liebe Grüße und schaut bitte weiterhin hier vorbei, denn ich
versuche es wirklich, wieder regelmäßig zu bloggen,

Felix

Das Foto zeigt die "Müllabfuhr" in Kariakoo. Wenn das mal nicht als
sogenannte "Drecksarbeit" bezeichnen kann...

Dienstag, 20. Mai 2008

Abwesenheit....

.....die Zeit hier ist so prall gefüll, dass ich in letzter Zeit
überhaupt nicht mehr zum schreiben komme. Themen gibt es noch genug,
aber ich weiß nicht, wann ich sie tippen soll :-(. Ich habe jetzt auch
noch Besuch aus Deutschland bekommen, bin also auch ein bisschen am
Herumreisen und Land-zeigen. Heute geht es zum Beispiel an den Lake Nyasa.
Bin aber weiterhin gesund und es geht mir gut :-).
Bald kann ich Euch hoffentlich mehr schreiben.
Bis dann und Sorry für diese wenig kommunikative Zeit, denn auch bei
Emails kann ich nicht soviel schreiben wie ich gerne würde.

Liebe Grüße aus dem herbstlich-windigem aber trockenen Mafinga,

Felix

Sonntag, 4. Mai 2008

Dar mit Schal

Schon vor einiger Zeit hatte ich mir in Iringa bei Neema Crafts einen
schönen Schal gekauft. Dieser kleine und feine Laden, der leider
ziemlich auf weiße Kundschaft ausgerichtet ist, beschäftigt vor allem
behinderte Mitarbeiter. Sowohl körperlich als auch psychisch Behinderte
können so ein regelmäßiges Einkommen finden und sind unabhäging.
Ansonsten bliebe ihnen vielleicht noch irgendeine sehr einfach
Verkaufsmöglichkeit an Bushaltestellen beispielsweise, aber
normalerweise hat man mit einer Behinderung schlechte Karten und ist auf
Betteln angewiesen. Wobei mir hier noch ein Beispiel aus Mafinga
einfällt, wo ein Fahrradladen einen wirklich talentierten
Fahrradmechaniker eingestellt hat, der allerdings seine beiden Beine
nicht gebrauchen kann. Seiner Lebensfreude und seinem Engagement tut das
aber wenig.
Ein anderes Beispiel aus Mafinga ist ein jüngerer Mann, der tagtäglich
einen Plasikeimerdeckel in den Händen hält und damit Autofahren spielt.
so läuft er den ganzen Tag durch die Stadt und trägt zur Belustigung der
Leute bei. Ob ihn das stört, kann ich leider nicht sagen, ebensowenig,
woher er seinen Lebensunterhalt erwirtschaften kann.
Nun aber zurück zu diesem Schal, der komplett in Iringa gewebt wurde:
Am Tag der Abreise nach Dar haben sich bei mir leichte Halsschmerzen und
ein trockener Husten angekündigt. Vorbeugend habe ich Tonispret und
Islamoos geschluckt, was aber nichts geholfen hat und so kam der Schal
mit ins Gepäck für Dar, die eigentliche Hitzemetropole.
Und die knappe Woche, die ich dort verbracht habe, war ich dankbar
dafür, denn es einerseits aufgrund der Regenzeit, die diesen Namen
wirklch verdient, ziemlich kalt in Dar und mein Hals wollte sich so
schnell auch nicht beruhigen.
Man bekommt zwar viele Blicke, die allermeisten einfach nur Verwunderung
ausdrückend, nachgeschmissen, aber auch so manches Lob. Viele Schals
haben die Leute hier (anders als im kalten Mafinga) bestimmmt noch nicht
gesehen und haben es wohl vor allem als Modeaccessoir gewertet. Vor
allem, als ich einmal kurz an die Küste kam, sprach mich eine
Hotelangestellte darauf an und am liebsten hätte sie den Schal gleich
behalten^^.
Ob man damit noch neue Trends setzen kann? Einerseits wird vieles von
Weißen abgeschaut. Andererseits, vor allem in Bekleidungssachen, wird
nicht alles, was neu ist, übernommen. So war ich positiv überrascht, als
ich vor kurzem einige Minuten eine Fernsehshow im Format von DSDS sah.
Die Teilnehmer trugen fast aussschließlich Kleidung, die "afrikanische
Tradition" und "Moderne" geschickt miteinander kombinierten. Und es gibt
auch einen Modewettbewerb, der genau auf dieses Ziel ausgelegt ist. Wenn
man sich also etwas abseits und vom Niveau her ein wenig oberhalb der
ausschließlich chinesisch produzierten Massenkleidung "im westlichen
Stil" umsieht, kann man wirklich neues und schönes entdecken.
Hoffentlich findet das noch eine breitere Verbreitung in der
Bevölkerung. Denn besonders attraktiv finde ich einen "internationalen
Kleidungsbrei" nicht unbedingt...
Ach und mein Husten wollte sich erst wieder in Mafinga verabschieden...

Schöne Grüße, wieder schallos,
Felix

Bahnfahrt

Nachdem wir schon einige Male mit dem Zug nach Dar fahren wollten, haben
wir es nun endlich geschafft. Über einen Schüler haben wir Kontakt zu
einem Bahnangestellten in Makambako bekommen. Er hat für uns die Tickets
beschafft, die wir am Abreisetag nur noch bezahlen mussten. Am Bahnhof,
es war schon dunkel als wir ankamen, herrschte wildes Treiben und eher
Durcheinander. Tausende Päckchen und anderes Frachtgut lag auf dem Boden
herum und musste noch gewogen werden. Die Übersicht darüber dürfte wohl
nur der Wieger gehabt haben. In Hoffnung auf ein leckeres Abendessen im
Zug habe ich mir mal ausnahmsweise nichts von den Frauen gekauft, die
verschiedene Snacks wie gekochten Mais, maandazi, chapati, Maniok etc.
anboten.
Mit etwas Verspätung, aber deutlich weniger als befürchtet, kam dann der
Zug an. Er ist unglaublich lang und wird von einer amerikanischen
Diesellok gezogen. Wir konnten unser 1. Klasseabteil schnell finden und
es waren doch tatsächlich noch 2 Betten frei. Bei vielen Sachen hier
habe ich leider immer noch das Gefühl, man könnte leicht über den Tisch
gezogen werden. Aber diesmal hat alles auf unseren Tickets gestimmt.
Diese sehen übrigens aus wie die Abreiskarten, die man bei
Volksfestfahrgeschäften bekommt.
Wir haben erstmal unser Gepäck verstaut und uns dann in den
nahegelegenen Speisewagen gesetzt. Leider war das Essen weder im Preis
inbegriffen noch besonders lecker. Dafür saßen an der Bar ein paar
Männer und tranken Bier. Ein paar von ihnen sollte ich am nächsten
Morgen um 6 Uhr immer noch dort antreffen.
Doch nun erstmal zur Nacht: Auf Reisen habe ich immer meinen
Seidenhüttenschlafsack dabei, denn man weiß ja nie, wann die Decken das
letzte Mal gewaschen wurden. Wie sich nachher herausstellte, werden sie
aber ach jeder Fahrt zum Waschen eingesammelt. Das Bett, eine Pritsche
knapp 2m über dem Boden, war einigermaßen bequem und ich konnte relativ
gut schlafen. Was bei dem Geratter und Gerüttel eher an ein Wunder
grenzt. Die Gleise dieser einspurigen Strecke, die bis nach Zambia
führt, wurden in den Siebzigern von Chinesen verlegt. Das ganze wirklich
parallel hinzubekommen schien aber gar nicht so einfach gewesen zu
sein.... Und so wähnt man sich in einem Bummelzug, der auf einmal mit
über hundert über die Strecke hoppelt, während man in Wirklichkeit
gerade mal 50km/h schnell unterwegs ist. Und selbst bei diesen
Geschwindigkeiten können Züge entgleisen, wie die 4 Tankwagen, die an
einer kurvigen Stelle neben den Gleisen lagen, bewiesen.
Eigentlich wollte ich morgens den Sonnenaufgang fotografieren, aber ich
wurde von Nieselregen empfangen. Kurz nach Ifakara mussten wir dann
einen zeimlich langen Zwischenstopp einlegen. Ein Zug vor uns hatte
nämlich Probleme mit der Lok und da musste die unsrige aushelfen. So
fuhr wie zweimal davon, um nach einiger Zeit mit etlichen Güterwagons
zurück zukommen. Die Zeit nutzte ich, um in das nahegelegene Dorf zu
gehen und die verschiedensten Köstlichkeiten zu verspeisen. Ich konnte
sogar jemanden überzeugen, auf eine der zahlreichen Kokospalmen zu
klettern, um mir eine Trinkkokosnuss zu ernten und natürlich zu
verkaufen. Als mich die anderen Fahrgäste damit sahen, wollte sie auf
einmal auch welche... Und was ganz Neues konnte ich auch noch entdecken.
Nicht nur, dass ich das erste Mal Chapati mit wenig Fett gebraten
bekommen habe, sondern einen ganz neuen Snack konnte ich probieren:
unreife Reiskörner, die gewalzt und leicht gesalzen wurden. Etwas
trocken das ganze aber lecker. Erinnert ein bisschen an Haferflocken
und vielleicht könnte man es sogar als Müsli verwenden. Das wäre eine
gute Alternative zu den Kellogs, die in manchen Läden hier stehen.
Nach dem unfreiwilligen Aufenthalt ging die Fahrt weiter durch den
Selous Nationalpark. Dort könnte ich die meisten Tiere sehen, die man
auch auf Safaris antrifft. Nur kann man nicht einfach so anhalten und
fotografieren...sonst hätte mir vielleicht ein Foto gelingen können,
dass wettbewerbsreif wäre: Eine Hyäne, die in einem Schlammloch badet
und dabei einen Gesichtsausdruck hatte, als ob gerade nichts in den Welt
passieren könnte, das ihr ihre gute Stimmung verderben könne.
Weil in manchen Landesteilen bestimmte Lebensmittel besonders billig
sind, hat unser Lokführer gleich eine ganze Bananenrispe gekauft und sie
sich vorne auf die Lok gelegt. Auch mir wurden an verschiedenen Stellen
bergeweise Bananen, Zwiebeln und anderes Gemüse angeboten. Ein paar
hundert Kilometer Reise machen aus den Massen an Obst und Gemüse
wertvolle Handelsgüter auf den Märkten von Dar Es Salaam, wo die Preise
etwa doppelt so hoch sind als in Mafinga.
Nach knappen 24 Stunden im Zug kamen wir wegen der langen Wartezeit in
Ifakara in der Dunkelheit in Dar an. Wären wir nur ein paar Stunden
früher angekommen, hätten wir die olympische Fackel aus nächste Nähe
sehen können, denn an diesem Tag ging ihr Weg vom Bahnhof durch halb Dar
Es Salaam.

Für die Zugfahrt haben wir etwa 15€ gezahlt, ist also durchaus
bezahlbar. Aber auch eine 1.Klasse ist noch kein Luxus. Zumindest, wenn
man europäische Standards gewohnt ist. Eine Reise mit dem Zug lohnt auf
jeden Fall und das langsamere Reisetempo verglichen mit den Reisebussen
wird durch eine größere Sicherheit und ein besseres Kennenlernen der
durchquerten Landschaft mehr als wett gemacht. Nur allzu empfindlich
sollte man lieber nicht sein...

Boot vergessen

Hätten wir hier doch nur ein Boot...Dann hätten wir es nach Dar Es
Salaam mitnehmen können und es auch fast jeden Tag gebrauchen können.
Denn jeden Tag kamen für etwa eine halbe Stunde Ströme aus Wasser vom
Himmel. Wenn das dann auf ein funktionierendes Kanalisationssystem
trifft ist ja alles halb so schlimm. Davon träumt man aber in Dar Es
Salaam noch immer. Und so bilden sich in den Straßen keine Pfützen
sondern ganze Seen. Und weil die meisten Straßen ungeteert sind hat das
Wasser auch die entsprechende Farbe und fließt nicht aus den riesigen
Schlaglöchern ab.
Vor allem in Kariakoo, DEM Einkaufsviertel, das übersät ist mit kleinen
Läden, die so gut wie alles was billig ist, anbieten , habe ich die
plötzlichen Fluten einige Male erlebt. Wenn man nicht innerhalb von
wenigen Sekunden einen trockenen Unterstand gefunden hat, kann man sich
das Suchen schon sparen. Denn näßer kann man dann auch nicht mehr
werden. Auf einmal steht das Wasser auf den Straßen mehr als knöchelhoch
und selbst Autos haben Schwierigkeiten, noch zu fahren. So stellt man
sich ins Trockene und redet ein bisschen mit seinen Leidensgenossen
-über den Regen^^.
Wenn es dann endlich wieder aufgehört hat zu regnen krempelt man sich
die Hosenbeine hoch und beginnt mit dem Waten. Ein Boot hat natürlich
keiner der Läden im Angebot. Ganz ungefährlich wird das Waten in der
Dreckbrühe aber nicht sein, wenn man mal ein bisschen genauer auf den
Boden sieht, denn da findet sich trotz der fleißigen Müllabfuhr noch
viel Dreck und Müll. Was anderes bleibt einem aber nicht übrig, wenn man
nicht unbedingt am Platz des Unterstellens übernachten möchte.
Dieses Jahr ist der Regen übrigens besonders stark. So wurden schon
ganze Viertel überschwemmt, natürlich die der Armen. Denn sie siedeln
vor allem in Nähe des Meeres, wo sich aber das ganze abfließende Wasser
der Stadt sammelt. Wenn man eh schon fast nichts hat, wiegt eine
Überschwemmung um so schwerer. Vor allem wenn dadurch die Fundamente der
Häuser geschwächt werden. Auf Hilfe scheinen die Betroffenen aber
vergebens zu warten, obwohl ihnen die Regierung das versproche habe. Die
Reicheren der Stadt wohnen übrigens ein wenig erhöht im Hinterland...
Auch als Femke, die vorzeitig nach Deutschland zurückkehrte, abflog,
regnete es in Strömen. Auf dem Weg zum Flughafen wurde sie dann von
einem Fernsehteam angesprochen, was sie denn von dem Wetter hielte.
Daraufhin zog sie sich einen Schuh aus, schüttete ihn aus und
kommentierte "Meine Schuhe schwimmen". Es kam nur leider kein Wasser aus
dem Schuh....Ausgestrahlt wurde es dennoch. Aber wenn man eh gleich weg
ist, kann man ja noch ein wenig den Affen spielen ;-).

So konnte ich Dar nochmal eine andere Dimension des Regens erleben als
ich es von Mafinga gewohnt war. Hier scheint ja wirklich fast alles
besser zu sein^^.

Zumindest hier is die nasse Zeit aber auch schon wieder vorbei und es
beginnt leider so langsam mit dem Vertrocknen der Pflanzen.

Sonnige Grüße aus Mafinga,
Felix

Samstag, 3. Mai 2008

Felsengruß aus Iringa

Gestern getippt und heute erst abgeschickt, mangels Internet....

So, ich melde mich mal wieder auf meinem Blog. Leider bin ich immer noch
nicht dazu gekommen, die Sachen nachzutragen, die ich eigentlich noch
schreiben wollte.
Am heutigen Tag der Arbeit bin ich mit ein paar Lehrern nach Iringa
gefahren, da hier die landesweite Feier dieses Tages stattfindet. Daran
konnte ich aber leider nicht wirklich teilnehmen, da noch andere Sachen
zu erledigen waren und ich für das Department eingekauft habe. Dennoch
konnte ich einen kilometerlangen Umzug durch die Stadt sehen, bei dem
sich die verschiedensten Arbeitgeber präsentiert haben.Die allermeisten
Teilnehmer trugen einheitliche Tshirts und es wurde Blasmusik gespielt,
aber deutlich rhytmischer als ich das bisher gehört habe. Unsere Schule
hat sich scheinbar zu spät entschlossen, bei diesem Umzug auch
teilzunehmen, denn sie konnten nicht rechtzeitig die Tshirts beschaffen.
Eventuell sollen sie morgen bereitstehen....dann, wenn schon alles
wieder vorbei ist....
Der Umzug endete dann im Sportstadium von Iringa und dort waren
verschiedene Stände aufgestellt. Der Kommentar der Lehrerschaft: "Solche
Stände sind doch wirklich einfach, das sollten wir auch machen!". Dem
kann ich nur zustimmen. Aber weil ich schon zu oft enttäuscht worden
bin, indem tolle Ideen aufkamen, die aber nie in die Realität umgesetzt
wurden, habe ich ihnen vorgeschlagen, sie sollen doch jetzt schon mal
den Stand für das kommende Jahr planen und vorbereiten, denn noch sind
die tollen Ideen nicht verflogen. Würde man es jetzt nicht machen,
werden nächstes Jahr wieder die gleichen Kommentare kommen: "Solche
Stände sind doch wirklich einfach...."
Jetzt im Moment sind die Lehrer auf "Wintershopping", wie sie es selbst
genannt haben und so bin ich wenig alleine durch die Gegend gegangen.
Vielleicht unterschätze ich ja den kommenden Winter, denn
kleidungstechnisch habe ich mich noch nicht darauf eingestellt! Ganz in
der Nähe einer Beamtensiedlung habe ich einen wunderschönen
Aussichtsfelsen entdeckt. Von dem kann man das gesamte Tal des
Ruahaflusses überblicken und dem Licht-Schatten-Spiel der Wolken
zusehen. Etwa hundert Höhenmeter unterhalb dieses Felsens, wo ich
übrigens mitten im Wind diese Mail schreibe, findet Markt statt und man
kann die Stimmen und vor allem die Musik bis hier hoch hören. Da dieser
Felsen auch von der Schnellstraße Dar-Mbeya gut einzusehen ist und mit
ziemlich viel Wind gesegnet ist, wäre das bestimmt kein schlechter
Standort für eines unserer Windräder. Ich werde es mal vorschlagen. Noch
sind wir aber noch nicht fertig mit diesen Maschinen. Zusammen mit dem
Seniorexperten bauen wir im Moment noch an einem anderen Typ, einem
sogenannten Langsamläufer. Ob dieses Prinzip unsere
Stromgewinnungsprobleme lösen kann, wird sich bald herausstellen.
Soweit ein kurzes Update, wo ich gerade Zeit habe, diese paar Zeilen zu
tippen.
Übrigens ging gestern eine neue Rundmail raus. Wenn Du, liebe Leserin,
lieber Leser, auch noch ein Exemplar davon möchtest, mail mir doch bitte
kurz an: felix.radeck[äääättt]yahoo.de
Einen schönen Feiertag und nicht zuviel Arbeit,


Felix