Donnerstag, 24. Juli 2008

Immer wenn der Drachenbaum blüht...

So, nun ein trauriger Eintrag auf dem Blog, der mich, und hoffentlich
vor allem auch EUCH, durch mein nun fast vergangenes Freiwilliges
Ökologisches Jahr hier in Mafinga, Tansania begleitet hat. Es wird wohl
einer der letzten Einträge hier sein, aber es ich habe noch über 30
Themen, über die ich eigentlich noch schreiben wollte/will. Das ein oder
andere werde ich wohl noch tippen können und alles andere kommt dann
halt mündlich zu Euch. Darauf, Euch alle wieder live und in Farbe zu
erleben, darauf freue ich mich schon sehr!
Ich kann mich noch sehr sehr gut erinnern an die erste Zeit, als wir
hier angekommen sind. Alles war unglaublich windig, staubig, grau und
braun. Die Maisfelder waren voll mit vertrockneten, abgeernteten Stauden
und an manchen Stellen war das Grasland schon verbrannt. Für mich aus
dem grünen bayrischem Voralpenraum völlig ungewohnt, aber deswegen wohl
auch so faszinierend. Diese Landschaft hatte einfach, vor allem in der
Abendsonne, eine unglaublich anziehende Schönheit.
Jetzt, als ich nach einwöchiger Reise wieder nach Mafinga zurückkam, war
alles wie bei unserer Ankunft vor etwa einem Jahr. Alles irgendwie so
gewohnt ungewohnt. Ein wenig fühlte ich mich in diese Zeit
zurückversetzt, nur dass ich mich nicht über alles mögliche wunderte
sondern es nun als eine Art Heimat ansehe, die mir gut gefällt. Auch
hatte ich für meine letzte Fahrt von Dar nach Mafinga extra den Bus
genommen, mit dem wir schon beim ersten Mal gereist sind. (Na, wer kann
sich noch an den entsprechenden Eintrag erinnern ;-) ?) Aber auch die
Fahrtweise ist für mich leider recht normal geworden und ich konnte gut
vor mir her dösen.
Letzten September, als wir hier ankamen, sind mir sogenannte
Drachenbäume besonders aufgefallen. Ob sie botanisch wirklich so heißen,
weiß ich nicht, aber mir gefällt der Name. Sie haben jetzt im Winter
ihre Blätter abgeworfen und blühen an ihren Zweigenden wunderschön
flammenrot. Das ganze in der Kombination mit der hellbraunen Farbe des
umgebenden Graslandes - ein herrlicher Anblick und ein Zeichen des
Lebens bzw. Frühlings in all der winterlichen Trockenheit und Kühle.
Jetzt ist mir aufgefallen, dass die ersten dieser Drachenbäume wieder zu
blühen beginnen. Doch diesmal kann ich das nicht mit einer beginnenden,
spannenden Zeit in Mafinga in Verbindung setzen sondern seine roten
Blüten sind für mich in dieser Zeit ein unübersehbares Zeichen des Endes
meines Jahres hier. Oder ein Zeichen für ein neues Jahr in Deutschland?
Für jetzt wohl eher noch Abschied, alles zu seiner Zeit....

Nun aber ein paar Zeilen zu meinem Abschied hier...
Die letzte Woche habe ich auf Sansibar verbracht, weil ich das ganze so
gut wie keinen Urlaub genommen habe und ich jetzt zum Schluss, da das
Windrad fertig ist, mich ganz kurzentschlossen auf den Weg gemacht. Es
war eine schöne Zeit und ich konnte nochmals richtig gut entspannen.
Heute bin ich wieder an die Schule zurückgekehrt und ich bin wirklich
froh, dass ich jetzt doch ein wenig Abstand gewinnen konnte. Das hat
einerseits dafür geführt, dass ich mir nicht allzuviele Gedanken mehr
über die weitere Entwicklung hier an der Schule mache, denn das
beschäftigt einen einfach vielzusehr, ohne dass man daruf Einfluss haben
kann. Andererseits aber kann ich jetzt die letzten Tage (am Samstag in
der früh fahren wir schon nach Dar) zum Erledigen der letzten Dinge
nutzen und mich noch gut verabschieden.
Dass mir hier in diesem Land, das mir wirklich ans Herz gewachsen ist,
keine 7 Tage mehr bleiben, kommt einfach nicht in meinen Kopf hinein.
Oder vielleicht ist es ja drin, aber diese tickende Zeitbombe hat ihren
Platz noch nicht gefunden und kreist deswegen noch ganz unruhig in
meinen Gedankengängen und auch in meinem Herz herum. Abstellen kann ich
sie nicht und somit habe ich im Moment einen ziemlichen Gefühlsmatsch in
mir...
Wäre Mafinga doch einfach nicht so weit weg...um mich literarisch an
Jana Kanig, Freiwillige aus Marangu anzulehnen: Warum ist Mafinga denn
nich einfach eine Station im MVV -Netz? Vielleicht irgendwo zwischen
Herrsching und Aubing? So dass man in einer guten halben Stunde S-Bahn
dort sein kann? Selbst umsteigen wäre kein Problem für mich....Naja so
einfach und vor allem preiswert wie eine Fahrt im MVV wird eine Rückkehr
nicht werden. Aber ich bin mir sicher, dass ich wiederkommen werde, aber
selbst dann wird es nicht mehr so sein wie es war. Viele netten Menschen
werde ich wohl nie wieder sehen können.... Aber so spielt nun einmal das
Leben und ich kann wirklich sagen, dass ich hier eine sehr schöne Zeit
verbracht habe!

So, viel mehr tippe ich jetzt nicht mehr, ich möchte noch jede Minute
hier genießen und noch viel tansanische Luft einatmen!
Der Countdown läuft und läuft....
Bis nächste Woche ich freu mich auf EUCH,

Euer Felix

Sonntag, 13. Juli 2008

Ein Huhn muss dran glauben....

Wären wir mal nicht so fleißig im Workshop gewesen.....
Hätten wir doch einfach auf Überstunden schieben verzichtet....
Oder hätten wir wenigstens ein paar kleine aber entscheidende Fehler
gemacht......
Wenigstens ein Missgeschick hätte uns doch wenigstens passieren können......

Das alles hätte einem Huhn das Leben gerettet!

"So, und was soll denn dieser Zusammenhang jetzt?" fragt Ihr Euch jetzt
zweifellos.
Tja, das ist das Geheimnis unseres Windrades, es macht die tollsten
Dinge möglich. Wobei der Tod eines Huhnes unseres Nachbarn für uns
Tierfreunde allerdings keine besonders tolle Sache ist. Vegetarier,
Veganer und andere Fleischverzehrverweigerer möchten mir das bitte
verzeihen.

Nun aber Klartext und vom Anfang an...;-) :
Wir hatten hier an der Schule im April und Mai den Besuch eines "Senior
Experten" aus Deutschland (Über den wollte ich auch noch ausführlicher
schreiben, habs leider noch nicht geschafft) und haben mit ihm an einem
Windradtyp gebaut, der leider nicht gut funktionierte. Noch während
seiner Anwesenheit, etwa 2 Wochen vor seiner Abreise habe ich ihm dann
meine Pläne erklärt, doch einfach ein komplett anderes Prinzip zu bauen.
Die Pläne dafür wurden mir von meinem Vater aus Deutschland mitgebracht,
nachdem mein Bruder sie zuvor aus Großbritanien bestellt hatte, Ihnen
nochmals herzlichen Dank dafür! Der Seniorexperte aber weigerte sich,
"in dieser kurzen Zeit" nochmals etwas neues anzufangen. Er hat es nicht
besonders gerne gesehen, wenn ich in dem englischen Buch gelesen habe,
geschweige denn einfach so auf eigene Faust schon einmal die
Grundvorbereitungen für eine Arbeit an diesen neuen Windrädern gelegt
habe. Den Grund für seine Verweigerung gegenüber diesem
vielversprechenden Prinzip hat er mir leider nicht nennen können. So
habe ich mehr oder weniger langsam alleine neben der Arbeit an dem alten
Windrad mit dem neuen Prinzip angefangen, weil das alte einfach an
zuvielen Stellen Schwachpunkte hatte, die man nicht so einfach hätte
ausbessern können. Und das neue Prinzip erschien allen Mitarbeitern
außer dem Seniorexperten als zielführend auf dem Weg zu einem
verkaufsreifen Windrad.
Sobald aber der "Experte" abgereist war, haben wir uns mit dem neuen
Typus beschäftigt. Für Nyambulapi war das Englische erstmal eine Hürde,
die er aber mit einem Wörterbuch gut meistern konnte. Und auch Oli und
ich mussten uns erstmal kräftig einlesen, wurde doch mit, für uns, ganz
neuen Materialien gearbeitet wie beispielsweise Fiberglass. Viele
Werkzeuge und Materialien mussten wir dann auch erst noch selbst kaufen,
was wir dummerweise aus unserem eigenen Geldbeutel vorgestreckt haben,
weil die Geldverfügbarkeit hier an der Schule sehr suboptimal läuft und
wir den Forschungsbetrieb nicht unnötig aufhalten wollten. Das Geld wäre
da, es wurde für Forschungszwecke extra aus Deutschland überwiesen und
ist auch angekommen, nur habe wir es noch nicht bekommen können...So
schuldet uns die Schule immer noch über eine Million, was auch in
Shillingi noch ein schönes Sümmchen ist.
Erstmal haben wir die verschiedensten Vorarbeiten machen müssen wie
beispielsweise Gussformen und eine Wickelmaschine bauen. Dann haben wir
uns der groben Metallarbeit für den Stand und den Generator gewidmet, wo
wir mal wieder meisterlich am Schweißen und Flexen waren. Dann haben wir
die Statorwindungen selbst gewickelt und die Magnete vorbereitet.
Anschließend wurden 2 Magnetscheiben und eine eine Statorscheibe in
Fiberglass gegossen. Das ging für das allererste Mal ganz gut, aber da
kann man bestimmt noch ein bisschen bessere Qualität erreichen. Diese
Bauteile habe wir dann zusammengefügt, den die beiden Magnetscheiben
werden vom Repeller angetrieben und deren Magnetfeld erzeugt dann in den
Statorwindungen einen "alternating current", also Wechselstrom. Über
Brückengleichrichter wird dieser dann in Gleichstrom zum Batterieladen
gewandelt. Der letzte Schritt war das Herstellen des Repellers aus 3
besonders hochwerigen, weil astlochfreien, Brettern Pinienholz. Am
Freitag, den 11.7. haben wir dann alles zusammengebaut und das erstmal
getestet. Der Wind war nicht besonders stark, aber eine Böe mit
mittlerer Windgeschwindigkeit drückte mit etwa 18V schon 12A in die
angeschlossene Batterie. Das sind schon über 200W an abgegebener
Leistung und das schon bei diesen Windgeschwindigkeiten.....Es hat uns
allen ein Grinsen auf das Gesicht gepinselt, das den ganzen Tag
angehalten hat. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei starkem Wind die
500W Grenze erreichen können. Nur um das Messen zu können brauchen wir
erst noch ein spezielles Amperemeter, denn die normalen Multimeter
machen schon bei 10A schlapp....
Das Ergebnis von Freitag hat uns sehr gefreut und nun geht noch an die
Feinarbeit, wie Anstreichen und Preiskalkulation. Ich kann es kaum
fassen, dieses Glück eines funktionierenden Windrades noch vor meiner
Beendigung des Freiwilligen Ökologischen Jahres erleben zu dürfen. So
ein bisschen stellt sich bei mir ein "Mission erfüllt!"-Gefühl ein,
wovon ich nicht mehr dachte, dass ich es noch hier erleben werde!

Ganz allgemein waren leider die Werkzeuge nicht sehr verlässlich... Das
war oft eine ziemliche Farce und eine gute Übung in Geduld. In Sachen
Werkzeug hat sich hier während unseres Jahres hier nichts verbessert,
ich habe sogar den Eindruck, dass der Zustand sich eher verschlechtert
hat. Und so muss man leider immer noch stundenlang auf Suche sein, um
bestimmte Werkzeuge zu finden. Andere, essentielle Werkzeuge sind dann
auch einfach nicht vorhanden und so muss man, um ein paar Löcher zu
bohren, extra in den Stadt fahren und in den dortigen Workshops ein
halbes Vermögen bezahlen. Tja, aber wenn das die Departmentsleitung
nicht checkt, auch wenn man es ihr öfters vorträgt, kommt mein
Helfergeist zu einem Ende und man findet sich mit den ungenügenden
Umständen einfach so ab. Das hat die Arbeit zwar gut verzögert aber
dennoch konnten wir unser Ziel erreichen, das Windrad während unserer
Zeit hier abzuschließen.

Bei so gut wie allen Schritten war Nyambulapi mit am Start und er hat
auch selbst einen großen Teil der Arbeit gemacht. Und weil mir
Nachhaltigkeit einfach so unglaublich wichtig in Sachen
"Entwicklungshilfe" (was wir hier ja auch leisten) ist, mag ich
Nyambulapi manchmal unfreundlich erschienen sein. So habe ich auf viele
seiner Anfragen bezüglich Arbeitsschritten oder Details geantwortet:
"Lies erstmal im Buch, wenn Dus dann nicht verstanden haben solltest,
erkläre ich es Dir. Aber erstmal gründlich lesen!". Damit wollte ich
sicherstellen, dass er möglichst selbstständig auf diesem neuen Gebiet
arbeitet und vor allem Verständnis von Grund auf bekommt. Vllt kann man
damit ein wenig Unabhängigkeit gegenüber den "weißen Helfern" erreichen.
Denn wir sind sonst auf vielen Gebieten einfach sehr willkommene
Ratgeber und Hilfesteller. Selbst wenn es andere Tansanier gibt, die
sich um Welten besser auskennen als wir....Diese Sache mit der
Hautfarbe..... Und erst jetzt fällt mir auf, dass das wahrscheinlich
eines der ersten Projekte an der Schule ist, bei dem die Handwerker
wirklich auch selbst bei der Entwicklung dabei waren und jeden Schritt
nachvollzogen haben. Andere Produkte der Schule, wie beispielsweise
Solarheater, Öfen etc. wurden nämlich von einem Deutschen, der hier 5
Jahre gearbeitet hat, entwicklt und werden von den Handwerkern nur
nachgebaut. Das ist ja schon mal nicht schlecht, aber es zeigt noch
nicht das, was ich mir wünschen würde. Nämlich eine selbstständige
Forschungsarbeit der Schulhandwerkern, auch an neuen Projekten. Bis es
aber wirklich soweit ist, dass neue Projekte direkt von "unseren Jungs",
also den Handwerkern entwickelt werden, wird wohl noch eine ganze Weile
vergehen. Denn auch jetzt haben wir "nur" nach einer Anleitung
gearbeitet....
Im Rückblick scheint meine Taktik im Bezug auf das Einbinden von
Nyambulapi ganz gut funktioniert zu haben, wenn ich auch so ein bisschen
auf seiner Seite diese Sichtweise vermisse, dass wir nun etwas gebaut
haben, was ganz viele Kunden in ihren Händen halten möchten. Und dass
man daraus einen ziemlich großen Profit herausschlagen kann, mit dem
sein eigenes Leben gut verbessern könnte. Vermutlich wäre ich an seiner
Stelle noch enthusiastischer und hätte mehr und konkretere Pläne. Aber
ob und wie man soetwas vermitteln kann, weiß ich nicht. Ist wohl einfach
eine Persönlichkeitssache.

Wir haben unser Ziel so gut wie erreicht, auch wenn man mit der
Forschung an größeren, billigeren Windrädern natürlich weitermachen
kann. Aber wenn jetzt Kunden nach einem Windrad fragen, kann ihnen eines
gebaut werden!
Tja, und dieser Erfolg wird hier nun mal mit dem Ableben eines
tierischen Proteinlieferanten gefeiert. Da Oli gerade nicht da ist, lebt
der Todeskandidat noch, aber wohl montags wirds ihm an den Kragen ähhh
Hals gehen. So sind hier nunmal die Bräuche und die Freude über das
funktionierende Windrad war bei Nyambulapi einfach riesig. Gleich
nachdem ich ihm von dem Erfolg erzählte, meinte er zu mir: "Du, dann
schlachte ich dafür ein Huhn!" und erst danach kam "Komm, gehen wir zum
Workshop und zeig mir die Früchte unserer wochenlangen Arbeit!". So ein
Feieranlass ist natürlich herzlich willkommen und ich bin einfach so
froh, dass das Ding funktioniert.
Ich hoffe, dass Ihr mir deshalb meine Funkstille im virtuellen Raum
etwas verzeihen könnt....denn auch andere Arbeiten wie beispielsweise
die Monatszusammenfassungen für die DTP, sind seit Mai unerledigt...Die
Konzentration auf dieses Windrad hat sich aber gut gelohnt!
Von nun an ist hier an der Schule der 11.7. ein Feiertag, zumindest für
das Erneuerbare Energien Department ;-)

Heute mal mit windigen Grüßen und es sind keine drei Wochen mehr, bis
mich die Heimat wieder hat!!! :-)

Macht es bestens und bis ganz bald,

Felix WINDRADeck ^^

Montag, 7. Juli 2008

Warum man hohe Mauern um sein Haus baut....

So, jetzt mal ein kurzer Blog zu einem nebensächlichem Thema, aber heute
hat sich meine Einstellung ein wenig geändert....
Über Nacht wurde nämlich meine Jeans geklaut. Nein, zum Glück ist
niemand ins Haus eingebrochen, sondern sie wurde einfach von der
Wäscheleine geklaut. Dummerweise hat mir diese Jeans ziemlich gut
gepasst und das ärgert mich schon so ein wenig. Vor allem zeigt es aber,
dass man einfach verdammt auf seine Sachen aufpassen muss. Und das nicht
nur in Bongo-Land...
Dass nicht einfach mal die Wäsche draußen vergessen kann, ohne dass sie
am nächsten Morgen weg ist, ist schon komisch und erzeugt nicht
unbedingt vertrauen. So kann ich es immer mehr verstehen, warum man sich
hinter hohen Mauern, die dann auch noch mit scharfen Glasscherben
versehen sind, verschanzt. So kann man sich vllt einen kleinen Ort der
"Sicherheit" schaffen, wo man nicht jeden Abend seine Joggingschuhe ins
Haus stellen muss.
Dass soetwas in Deutschland normalerweise kein Problem ist, freut mich
wirklich. Denn man wird einfach misstrauisch, wenn selbst einfache Dinge
entwendet werden. Und dieses Misstrauen gefällt mir überhaupt nicht, auf
Dauer möchte ich nicht damit leben. Man kann sich zwar hohe Mauern
bauen, wofür ich nun Verständnis habe, aber damit geht auch ein guter
Teil der Lebensqualität verloren und man trägt sein Misstrauen für alle
sichtbar nach außen. Für Tansanier ist das aber ganz normal und nur ich
"stelle mich mit diesem Thema so an", wohl weil ich es einfach anders
geohnt bin. Zum Glück!
Übrigens ist in jedem noch so kleinen Dorf an jeder noch so brüchigen
Hütte am Fenster ein Metallgitter angebracht. Eine Glasscheibe ist da
nicht wichtig, dass man sich vergittert hingegen schon. Ich kann mir
ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, dass selbst auf den Dörfern
Diebstahl so um sich greift. Aber da spielt wohl mal wieder der Aspekt
eine Rolle, dass in "afrikanischen Gesellschaften" (eigentlich möchte
ich nicht so verallgemeinern, der Einfachheit tu ichs aber einfach) die
Unterschiede zwischen den Menschen nicht so wirklich geduldet werden.
Vor allem in finanzieller Sicht. Wer reich ist, der muss praktisch immer
was abgeben, so dass es sich eigentlich kaum lohnt, für Reichtum zu
sorgen. Soll dieser Aspekt denn etwa die Frage beantworten, warum es
hier nur so langsam zu Entwicklung kommt? Da kann ja jeder mal selbst
darüber nachdenken!!!

Es muss aber noch gesagt werden, dass das nicht die erste Nacht war, in
der Wäsche draußen hing. Bisher ist da noch nichts weggekommen, aber es
war scheinbar nur eine Frage der Zeit....
Nun werden wir auf die letzten Tage hier noch vorsichtiger sein. Uns
einfach der Umgebung anpassen, denn die Schüler sind untereinander schon
sehr vorsichtig. Werden doch regelmäßig Bücher, Hefte und sogar Schuhe
geklaut! Und die Schüler sind finanziell bei weitem nicht so gut
ausgestattet wie wir. da müssen schon mla 5€ für den Nebenbedarf
mehrerer Monate reichen. Aber auch ich habe momentan nicht mal mehr
Shillingi im Wert von einem Euro in meinen Taschen.....Die Bank hatte
einfach geschlossen und so muss ich mich für einige Tage ziemlich
einschränken^^. Oder anders gesagt, ein ganz normales tanssnisches Leben
führen.

Schöne Grüße von der Südhalbkugel und ich merke, dass mir das Bloggen
wirklich Spaß macht und ich das eigentlich noch öfters machen
sollte....aber die Arbeit ist momentan einfach so viel....Ich hoffe,
dass ich aber am Ball bleibe mit meinen Einträgen.

Felix

Burtsel-tag

Gestern hatte ich ja meinen Geburtstag. Nur mit feiern, naja das war
nicht ganz so fresh....
Hier in Mafinga (in Dar ist das vllt anders) spielt der Geburtstag so
gut wie keine Rolle. So konnte von Tansaniern gerade einmal 2
Glückwünsche entgegennehmen, während ich von heimatlicher Seite her auf
den verschiedensten Kommunikationswegen umso mehr beglückwunscht wurde.
Dafür möchte ich mich bei allen Gratulanten herzlich bedanken, denn es
hat mir meinen Tag wirklich verschönert!
In der früh habe ich dann noch einen Teil meiner
Studienbewerbungsunterlagen einem Busfahrer mitgegeben, damit er es nach
Dar bringt. So fing mein Tag erstmal mit langem Warten auf einen Bus im
Staub Mafingas an....:-/
Momentan hüte ich hier alleine das Haus, Oli ist noch mit seinem Besuch
auf Sansibar und so bin ich gestern noch in Stadt gegangen und habe dort
ein paar Freunde getroffen. Aber so wirkliches Geburtstagsfeeling wollte
einfach nicht aufkommen...Dafür hat dann auch der Kuchen gefehlt. Das
Schoko/Nugatkissenmüsli, mein erstes und wohl auch einziges Müsli hier
in Tansania, konnte das auch nicht wirklich herausreißen.
Abends habe ich dann noch gekocht- Schinkennudeln ohne Schicken....aber
es war ganz lecker.
Alles in allem war an meinem Geburtags also nicht so wirklich viel los,
eher ein Tag wie jeder andere. Wäre da nicht noch das tolle Internet
gewesen....Abends bin ich mal wieder online gegangen und habe nicht nur
Emails gelesen sondern mir kam die Idee, einen "online-Biergarten"
aufzumachen, um meine Heimatgefühle ein wenig zu stillen^^. So konnte
ich mit einigen anderen "Biergartenbesuchern" anstoßen und wenn auch
viele tausend Kilometer auseinanderlagen, ich konnte das Kastanienlaub
rascheln hören :-) . Und der Gerstensaft ist auch in Tansania gut
trinkbar, wenngleich ich hier so gut wie zum Abstinenzler geworden bin.
So hat der Abend meinen Geburtstag nochmal so richtig bereichert und ich
konnte live erleben, wie das Internet die Welt näher zuammenrücken lässt.
Aber das Feiern, das muss ich noch nachholen, das sei Euch versprochen!!!
Heute ist hier noch Feiertag, also ein weiterer Faulenzertag.

Euch einen schönen Start in die neue Woche, auf dass die Sonne so schön
scheint wie hier,

Felix