war eine Zeit lang mit Oli unterwegs, der in Dar den Seniorexperten an
den Flughafen gebracht hat. Und dann stehen ja auch noch die
Studienbewerbungen an....neben der ganz normalen alltäglichen Arbeit an
einem neuen Windradtyp. Nun aber erstmal weiter mit der Geschichte des
Geldverlustes:
Es war schon komisch, nach ein paar Wochen schon wieder zur 
Zentralpolizei zu müssen (Wegen des Handyklaus war ich da ja schon). Ich 
habe dann auch gleich nach Beamten gesucht, die ich das letzte Mal schon 
traf, aber die waren zu dieser frühen Abendstunde schon zu Hause. So 
habe ich mich einfach an einen fremden Beamten gewendet, der mich dann 
auch an den Counter brachte. Dort waren noch ein paar andere Menschen, 
die auf die Polizei angewiesen waren und ich setzte mich erstmal auf die 
Wartenbank. Meinen bisherigen Erfahrungen nach hätte ich mich aufgrund 
meiner Hautfarbe garantiert vordrängeln können, aber das wollte ich 
keinesfalls. Die Polizisten gingen ganz ruhig ihrer Routinearbeit nach 
und wurden nur für eine Weile in ihrer Ruhe gestört, als eine sehr 
hysterische Frau in den Raum kam. Was sie genau wollte und was ihr 
Anliegen bei der Polizei war, habe ich nicht verstanden. Weil ich von 
dem ganzen Tag ziemlöich müde war und ich kein Ende des langweiligen 
Wartens auf meine Anzeigeerstattung sah, hab ich diesen Termin auf den 
nächsten Tag verschoben. Als ich das vor dem Gebäude anderen Polizisten 
erzählte, konnten sie mich so unerledigter Dinge nicht einfach ziehen 
lassen. Nach dem Motto: "Wenn du schon mal zur Polizei gefunden hast, 
dann hinterlass doch wenigstens ne Anzeige..." So wurde dann auf einmal 
ganz schnell mein Anliegen geklärt und mir wurde am Folgetag mehr Zeit 
versprochen. Die Polizisten, die ihre Aufgabe so schön ernst nahmen, 
boten wir dann auch noch einen Lift in ihrem Polizeiauto an, damit ich 
nicht alleine bis zum Busbahnhof durch die Nacht laufen muss. Das Auto 
selbst brachte mich schon so ein wenig zum lachen, es erinnerte 
irgendwie an die Mickey-Maus Polizeiautos, eine wirklich niedliche 
Erscheinung. Und wie schon die Karosserie so ein wenig dem Betrachter 
mitteilt: "Ach hilf mir doch..." ( bei einem Polizeiauto^^) so war dann 
auch die Batterie ziemlich harmlos. Es muss ein wunderbares Bild gewesen 
sein, 2 Polizisten und ein Weißer schieben mitten in der Nacht ein 
kleines Polizeiauto vor der Hauptwache hin und her, damit es endlich 
anspringen möchte. Das tat es dann zum Glück auch und so wurde ich die 
Hälfte meines Nachhausewegs gefahren. "Zuhause" bei den anderen 
Freiwilligen hab ich natürlich erstmal die Geschichte erzählt und einige 
"pole!" geerntet, was soviel wie "Mein Beileid" heißt, aber einfach viel 
besser im Gebrauch ist.
Am nächsten Morgen dann das Programm, dass ich nach dem Handyklau schon 
mal durchgezogen habe: Möglichst verschieden zu gestern aussehen! Damit 
gings dann wieder auf die Wache und diesmal waren meine "Bekannten" von 
der Handygeschichte auch wirklich im Dienst. Die erzählten mir auch 
gleich, dass ich keinesfalls der erste wäre, dem sowas passiert sei, 
auch Tansanier wären schon am selben Ort auf diese Tricks 
hereingefallen. Aber warum weiß das die Polizei und tut nichts 
dagegen??? Eine Antwort auf meine Frage konnte ich nicht bekommen. So 
hatte ich relativ hilfreiche Unterstützung und man versprach mir, mit 
einem  Beamten in Zivil an den Tatort zu fahren, um zu sehen, ob die 
Typen von gestern wieder da sein werden. Aber ein Auto? Ja, das solle 
ich mir doch bitte schön selbst besorgen. Und zwar ein verspiegeltes, 
damit wir nicht entdeckt werden. Also bin ich zum nächsten Taxistand und 
habe mich auf die Suche gemacht, aber mir erstmal einige Absagen 
eingehandelt. Denn nachdem ich schon einige tansanische Monatsgehälter 
innerhalb weniger Sekunden losgeworden bin, wollte ich so schnell nicht 
mehr viel Geld ausgeben. Zu meinem Glück ist mir ein Fahrer begegnet, 
der, wie sich später herausstellte, keine funktionstüchtige Beine hat. 
Sein Auto wurde aber auf ihn angepasst und er fährt wirklich gut. 
Außerdem kennt er die Gegend gut und er wollte mir wirklich helfen, 
nicht nur Geld an mir verdienen. Man kann sich nicht vorstellen, wie gut 
das meiner Seele tat, einem solchen Menschen in diesem Moment zu begegnen!
Mit ihm und dem zivil getarnten Beamten sind wir dann in das Viertel 
gefahren und haben einige Runden um den Block gedreht. Schnell habe ich 
den Tatort wiedererkannt und dann haben wir uns auf die Lauer gelegt. 
Fensterscheiben hoch, im Schritttempo an den verdächtigen Stellen vorbei 
und ohne den brillianten Fahrer hätten wir die beiden wohl verpasst. Er 
konnte die beiden Gestalten nämlich in der Ferne erkennen und fragt mich 
nicht weshalb, aber der Fahrer wußte, dass die  beiden krumme Geschäfte 
machen. An deren Fersen haben wir uns dann geheftet und ich konnte gut 
erkennen, dass sie beide eine Zeitung tragen, in der sie ihren kleinen 
Karton mit den "Tauschraten" verstecken. Es ist ein unglaublich 
spannendes Gefühl, solche Ermittlungen zu machen-ein bisschen wie im 
Film ;-). Der Polizist hatte mich ein wenig verunsichert, denn als ich 
ihm sagte, wir sollten uns die beiden doch schnappen, wenn sie schon vor 
unserer Nase herumlaufen, meinte er, eigentlich suche er einen größeren 
Fisch, der Wind davon bekommen könnte, wenn die kleinen geschnappt 
werden würden. Der große Fisch war aber nirgends zu finden und so 
plädierte ich darauf, die beiden doch festzunehmen, nicht zuletzt wollte 
ich das Geld wieder. So sind wir an einer anderen Stelle ausgestiegen 
und wir haben eigentlich ausgemacht, dass ich erstmal nochmals Lockvogel 
spiele, um die beiden auf frischer Tat zu ertappen. Leider hat der 
Polizist schon vorgegriffen und sich die beiden geschnappt. Dummerweise 
hat er sich damit vergriffen und die Person, die ich eindeutig als einen 
Dieb vom Vortag identifizieren konnte, laufen lassen und einen andern 
Typen festgenommen. Bei der anderen Person war ich mir nicht so ganz 
sicher, ob er vortags dabei war. Die beiden stritten auf der Wache 
natürlich alles ab, aber ich behauptete erstmal, dass ich mir sicher 
sei, dass die beiden gestern mein Geld geklaut hätten, auch wenn ich 
selbst Zweifel daran hatte. Aber auch dieses Verhalten war ein Tip von 
dem Taxifahrer und so hielt ich mich daran, ich wollte ja keinesfalls 
nochmals verarscht werden. Eigentlich dachte ich, hätte ich mich an 
meine dunkelhäutige Umgebung schon sehr gewöhnt, aber nun zeigte sich, 
dass das mit dem Gesichterauseinanderhalten gar nicht so einfach 
ist...an Augenfarbe und Haaren kann man sich schon mal nicht richten....
Naja, so wurden die beiden Verdächtigen erstmal gut durchsucht und 
dabei  kamen einige Geldbündel auf den Tisch, wie ich sie auch bekommen 
hatte: aussen ein 10.000er und drinnen nur 500er. Wie erleichtert war 
ich darüber, denn ich wollte ja niemanden Unschuldiges in 
Schwierigkeiten bringen. Weil die beiden natürlich immer noch das Delikt 
vom Vortag abstritten, ist der Polizist dann mit ihnen nochmal an den 
Tatort gefahren, denn dort soll die eigentliche Person, die auf meine 
Beschreibung passt, sein. Angeblich (ich war ja nicht dabei) haben sie 
sich treffen wollen, wurden aber jedes Mal versetzt. Inwiefern das 
folgende nun wirklich so ablief wie ich es erst meinte oder doch anders, 
kann ich nicht wissen: Auf der Wache wurde mir dann angeboten, das Geld 
zurückzugeben, auch wenn die beiden nicht die eigentlichen Diebe gewesen 
waren. Allerdings nicht alles, sondern 60.000 würden noch ausstehen, die 
mir dann bis zum Ende des Monats zurrückgegeben werden sollten. Ich 
versuchte, noch mehr herauszuholen, aber die beiden meinten, ich solle 
froh sein, dass sie mir überhaupt etwas von ihrem Geld geben, was ja 
auch schon eine ziemliche Summe war. Weil ich unbedingt das Geld 
wiederhaben wollte und mir in dem Moment auch keine andere Lösung 
einfiel, wie ich halbwegs zügig wieder an das Geld kommen könnte, 
stimmte ich dieser Vereinbarung zu. Der Polizist versicherte mir, dass 
das alles ok sei und ich das Geld sicher bekommen werde. Hätte ich diese 
Lösung nicht angenommen wäre ich wohl bis vors Gericht gezogen, wie es 
die beiden Verdächtigen selbst vorgeschlagen haben. Das wäre dann wohl 
noch eine ganz andere Erfahrung....zu der es aber nicht kam.
Anders als zu diesem Zeitpunkt gedacht, bin ich zum Monatsende nicht 
mehr nach DAr gekommen und konnte somit auch nicht nach dem Geld sehen. 
Die Nummer des Verdächtigen, der mir das Geld gab, war nicht mehr 
erreichbar, was man sich ja hätte denken können. Hier ist ein 
SIM-Kartenwechsel so einfach wie 100g Aufschnitt beim Metzger zu 
bestellen und wird dementsprechend auch relativ häufig vorgenommen.
Zu meiner Verwunderung sind dann, nachdem ich das Geld bekommen habe, 
haben die beiden völlig unbehelligt die Polizeistation verlassen. Warum 
wurden sie nicht festgenommen, denn die Geldpakete und auch der Karton 
mit den Wechselkursen deuteten ja wohl eindeutig auf Betrüger hin?
Jetzt im Nachhinein kann ich mir auch vorstellen, dass der Polizist mit 
den  beiden so ein wenig gemeinsame Sache gemacht hat, so nach dem 
Motto: "Hey, ihr habt Dreck am Stecken, das wisst ihr selbst. Wenn ihr 
mir aber jetzt 30.000 gebt, dann überreden wir den Mzungu, dass er 
erstmal nur einen Großteil des Geldes bekommt und den Rest dann später. 
Damit kommt ihr an einem Strafprozess vorbei und "verdient" selbst noch 
30.000! Oder was meint ihr, ist das nicht ein Deal?"
Das ist nur eine Vermutung, aber dass die beiden völlig unbehelligt 
gehen konnten, spricht für mich schon so ein bisschen für eine 
Zusammenarbeit von Staatsmacht und Trickbetrügern.
Dennoch bin ich sehr sehr froh gewesen, einen Großteil des Geldes wieder 
in Händen halten zu können. Hab ichs Bongo nochmal gezeigt!
Meinen Erfolg konnte dann kaum jemand glauben...Ein Weißer, der es in 
Bongo schafft, von Trickbetrüger wieder an sein Geld zu kommen. Sojemand 
wird Volksmund als Mjanja genannt und dies hängt mir, vor allem hier an 
Schule, noch ziemlich nach. Zuerst von der fernen Großstadt, wo auch die 
Lehrer nur selten vorbeikommen, so zerplückt zu werden und dann doch 
irgendwie wieder an sein Recht zu kommen -ich habs geschafft.
Nun bleibt nur noch zu sagen, dass ich auf solche Tricksereien nicht 
mehr eingehen werde. Wobei mich es irgendwie reizt, jetzt wo ich das 
Spiel verstehe, nochmal einen solchen Bertüger auf frischer Tat zu 
ertappen und der Polizei auszuliefern, wenn die es schon nicht schafft. 
Aber davor müsste ich mir erstmal einen wirklich verlässlichen Beamten 
suchen und das Risiko des Geldverlustes will ich dann irgendwie doch 
nicht eingehen -außer mit gefälschten Euros^^. Die habe ich hier leider 
nicht :-(.
Ach da fällt einem wieder einmal auf, wie gut man es im friedlichen 
Mafinga eingentlich hat :-)
Damit schöne Grüße aus dem spätherbstlichen Mafinga, wo es nachts a*kalt 
und mittags s*uwarm ist,
Felix
P.S.:
Mittlerweile, nachdem ich meine beiden Diebstahlsgeschichten schon 
hunderte Male erzählen musste, sage ich nur noch, ich hätte das Leben 
eines Menschen in Dar Es Salaam verbessert...bin ich nicht dafür hierher 
gekommen, um das Leben der Menschen so ein bisschen zu verbessern?!? 
Aber das "Hilfe" auch so aussehen kann, hätte ich nicht gedacht^^
 
 
3 Kommentare:
Moin Felix,
was heißt denn Mjanja?
LG,
Manuel
du solltest ein buch schreiben...
tja, fehlt nur noch struppi und dann bereist du die welt und kommst zwielichtigen Banden aus weiten Fernen auf die Spur...Schade, dass du nicht Tim heißt...
Aber egal: Du bist mein neuer Columbo!
Wahnsinnsgeschichte...ich musste sie glatt nochmal lesen!
Hau di nei du Nudel
Hallo Felix,
kannst Du mir helfen Bieretiketten aus Tanzania zu bekommen? Ich sammle diese Etiketten. Ich war selbst schon mal in Tanzania´, ist aber schon eine Weile her.
Viele Grüße
HendrikThomann@aol.com
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