Donnerstag, 24. Juli 2008

Immer wenn der Drachenbaum blüht...

So, nun ein trauriger Eintrag auf dem Blog, der mich, und hoffentlich
vor allem auch EUCH, durch mein nun fast vergangenes Freiwilliges
Ökologisches Jahr hier in Mafinga, Tansania begleitet hat. Es wird wohl
einer der letzten Einträge hier sein, aber es ich habe noch über 30
Themen, über die ich eigentlich noch schreiben wollte/will. Das ein oder
andere werde ich wohl noch tippen können und alles andere kommt dann
halt mündlich zu Euch. Darauf, Euch alle wieder live und in Farbe zu
erleben, darauf freue ich mich schon sehr!
Ich kann mich noch sehr sehr gut erinnern an die erste Zeit, als wir
hier angekommen sind. Alles war unglaublich windig, staubig, grau und
braun. Die Maisfelder waren voll mit vertrockneten, abgeernteten Stauden
und an manchen Stellen war das Grasland schon verbrannt. Für mich aus
dem grünen bayrischem Voralpenraum völlig ungewohnt, aber deswegen wohl
auch so faszinierend. Diese Landschaft hatte einfach, vor allem in der
Abendsonne, eine unglaublich anziehende Schönheit.
Jetzt, als ich nach einwöchiger Reise wieder nach Mafinga zurückkam, war
alles wie bei unserer Ankunft vor etwa einem Jahr. Alles irgendwie so
gewohnt ungewohnt. Ein wenig fühlte ich mich in diese Zeit
zurückversetzt, nur dass ich mich nicht über alles mögliche wunderte
sondern es nun als eine Art Heimat ansehe, die mir gut gefällt. Auch
hatte ich für meine letzte Fahrt von Dar nach Mafinga extra den Bus
genommen, mit dem wir schon beim ersten Mal gereist sind. (Na, wer kann
sich noch an den entsprechenden Eintrag erinnern ;-) ?) Aber auch die
Fahrtweise ist für mich leider recht normal geworden und ich konnte gut
vor mir her dösen.
Letzten September, als wir hier ankamen, sind mir sogenannte
Drachenbäume besonders aufgefallen. Ob sie botanisch wirklich so heißen,
weiß ich nicht, aber mir gefällt der Name. Sie haben jetzt im Winter
ihre Blätter abgeworfen und blühen an ihren Zweigenden wunderschön
flammenrot. Das ganze in der Kombination mit der hellbraunen Farbe des
umgebenden Graslandes - ein herrlicher Anblick und ein Zeichen des
Lebens bzw. Frühlings in all der winterlichen Trockenheit und Kühle.
Jetzt ist mir aufgefallen, dass die ersten dieser Drachenbäume wieder zu
blühen beginnen. Doch diesmal kann ich das nicht mit einer beginnenden,
spannenden Zeit in Mafinga in Verbindung setzen sondern seine roten
Blüten sind für mich in dieser Zeit ein unübersehbares Zeichen des Endes
meines Jahres hier. Oder ein Zeichen für ein neues Jahr in Deutschland?
Für jetzt wohl eher noch Abschied, alles zu seiner Zeit....

Nun aber ein paar Zeilen zu meinem Abschied hier...
Die letzte Woche habe ich auf Sansibar verbracht, weil ich das ganze so
gut wie keinen Urlaub genommen habe und ich jetzt zum Schluss, da das
Windrad fertig ist, mich ganz kurzentschlossen auf den Weg gemacht. Es
war eine schöne Zeit und ich konnte nochmals richtig gut entspannen.
Heute bin ich wieder an die Schule zurückgekehrt und ich bin wirklich
froh, dass ich jetzt doch ein wenig Abstand gewinnen konnte. Das hat
einerseits dafür geführt, dass ich mir nicht allzuviele Gedanken mehr
über die weitere Entwicklung hier an der Schule mache, denn das
beschäftigt einen einfach vielzusehr, ohne dass man daruf Einfluss haben
kann. Andererseits aber kann ich jetzt die letzten Tage (am Samstag in
der früh fahren wir schon nach Dar) zum Erledigen der letzten Dinge
nutzen und mich noch gut verabschieden.
Dass mir hier in diesem Land, das mir wirklich ans Herz gewachsen ist,
keine 7 Tage mehr bleiben, kommt einfach nicht in meinen Kopf hinein.
Oder vielleicht ist es ja drin, aber diese tickende Zeitbombe hat ihren
Platz noch nicht gefunden und kreist deswegen noch ganz unruhig in
meinen Gedankengängen und auch in meinem Herz herum. Abstellen kann ich
sie nicht und somit habe ich im Moment einen ziemlichen Gefühlsmatsch in
mir...
Wäre Mafinga doch einfach nicht so weit weg...um mich literarisch an
Jana Kanig, Freiwillige aus Marangu anzulehnen: Warum ist Mafinga denn
nich einfach eine Station im MVV -Netz? Vielleicht irgendwo zwischen
Herrsching und Aubing? So dass man in einer guten halben Stunde S-Bahn
dort sein kann? Selbst umsteigen wäre kein Problem für mich....Naja so
einfach und vor allem preiswert wie eine Fahrt im MVV wird eine Rückkehr
nicht werden. Aber ich bin mir sicher, dass ich wiederkommen werde, aber
selbst dann wird es nicht mehr so sein wie es war. Viele netten Menschen
werde ich wohl nie wieder sehen können.... Aber so spielt nun einmal das
Leben und ich kann wirklich sagen, dass ich hier eine sehr schöne Zeit
verbracht habe!

So, viel mehr tippe ich jetzt nicht mehr, ich möchte noch jede Minute
hier genießen und noch viel tansanische Luft einatmen!
Der Countdown läuft und läuft....
Bis nächste Woche ich freu mich auf EUCH,

Euer Felix

Sonntag, 13. Juli 2008

Ein Huhn muss dran glauben....

Wären wir mal nicht so fleißig im Workshop gewesen.....
Hätten wir doch einfach auf Überstunden schieben verzichtet....
Oder hätten wir wenigstens ein paar kleine aber entscheidende Fehler
gemacht......
Wenigstens ein Missgeschick hätte uns doch wenigstens passieren können......

Das alles hätte einem Huhn das Leben gerettet!

"So, und was soll denn dieser Zusammenhang jetzt?" fragt Ihr Euch jetzt
zweifellos.
Tja, das ist das Geheimnis unseres Windrades, es macht die tollsten
Dinge möglich. Wobei der Tod eines Huhnes unseres Nachbarn für uns
Tierfreunde allerdings keine besonders tolle Sache ist. Vegetarier,
Veganer und andere Fleischverzehrverweigerer möchten mir das bitte
verzeihen.

Nun aber Klartext und vom Anfang an...;-) :
Wir hatten hier an der Schule im April und Mai den Besuch eines "Senior
Experten" aus Deutschland (Über den wollte ich auch noch ausführlicher
schreiben, habs leider noch nicht geschafft) und haben mit ihm an einem
Windradtyp gebaut, der leider nicht gut funktionierte. Noch während
seiner Anwesenheit, etwa 2 Wochen vor seiner Abreise habe ich ihm dann
meine Pläne erklärt, doch einfach ein komplett anderes Prinzip zu bauen.
Die Pläne dafür wurden mir von meinem Vater aus Deutschland mitgebracht,
nachdem mein Bruder sie zuvor aus Großbritanien bestellt hatte, Ihnen
nochmals herzlichen Dank dafür! Der Seniorexperte aber weigerte sich,
"in dieser kurzen Zeit" nochmals etwas neues anzufangen. Er hat es nicht
besonders gerne gesehen, wenn ich in dem englischen Buch gelesen habe,
geschweige denn einfach so auf eigene Faust schon einmal die
Grundvorbereitungen für eine Arbeit an diesen neuen Windrädern gelegt
habe. Den Grund für seine Verweigerung gegenüber diesem
vielversprechenden Prinzip hat er mir leider nicht nennen können. So
habe ich mehr oder weniger langsam alleine neben der Arbeit an dem alten
Windrad mit dem neuen Prinzip angefangen, weil das alte einfach an
zuvielen Stellen Schwachpunkte hatte, die man nicht so einfach hätte
ausbessern können. Und das neue Prinzip erschien allen Mitarbeitern
außer dem Seniorexperten als zielführend auf dem Weg zu einem
verkaufsreifen Windrad.
Sobald aber der "Experte" abgereist war, haben wir uns mit dem neuen
Typus beschäftigt. Für Nyambulapi war das Englische erstmal eine Hürde,
die er aber mit einem Wörterbuch gut meistern konnte. Und auch Oli und
ich mussten uns erstmal kräftig einlesen, wurde doch mit, für uns, ganz
neuen Materialien gearbeitet wie beispielsweise Fiberglass. Viele
Werkzeuge und Materialien mussten wir dann auch erst noch selbst kaufen,
was wir dummerweise aus unserem eigenen Geldbeutel vorgestreckt haben,
weil die Geldverfügbarkeit hier an der Schule sehr suboptimal läuft und
wir den Forschungsbetrieb nicht unnötig aufhalten wollten. Das Geld wäre
da, es wurde für Forschungszwecke extra aus Deutschland überwiesen und
ist auch angekommen, nur habe wir es noch nicht bekommen können...So
schuldet uns die Schule immer noch über eine Million, was auch in
Shillingi noch ein schönes Sümmchen ist.
Erstmal haben wir die verschiedensten Vorarbeiten machen müssen wie
beispielsweise Gussformen und eine Wickelmaschine bauen. Dann haben wir
uns der groben Metallarbeit für den Stand und den Generator gewidmet, wo
wir mal wieder meisterlich am Schweißen und Flexen waren. Dann haben wir
die Statorwindungen selbst gewickelt und die Magnete vorbereitet.
Anschließend wurden 2 Magnetscheiben und eine eine Statorscheibe in
Fiberglass gegossen. Das ging für das allererste Mal ganz gut, aber da
kann man bestimmt noch ein bisschen bessere Qualität erreichen. Diese
Bauteile habe wir dann zusammengefügt, den die beiden Magnetscheiben
werden vom Repeller angetrieben und deren Magnetfeld erzeugt dann in den
Statorwindungen einen "alternating current", also Wechselstrom. Über
Brückengleichrichter wird dieser dann in Gleichstrom zum Batterieladen
gewandelt. Der letzte Schritt war das Herstellen des Repellers aus 3
besonders hochwerigen, weil astlochfreien, Brettern Pinienholz. Am
Freitag, den 11.7. haben wir dann alles zusammengebaut und das erstmal
getestet. Der Wind war nicht besonders stark, aber eine Böe mit
mittlerer Windgeschwindigkeit drückte mit etwa 18V schon 12A in die
angeschlossene Batterie. Das sind schon über 200W an abgegebener
Leistung und das schon bei diesen Windgeschwindigkeiten.....Es hat uns
allen ein Grinsen auf das Gesicht gepinselt, das den ganzen Tag
angehalten hat. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei starkem Wind die
500W Grenze erreichen können. Nur um das Messen zu können brauchen wir
erst noch ein spezielles Amperemeter, denn die normalen Multimeter
machen schon bei 10A schlapp....
Das Ergebnis von Freitag hat uns sehr gefreut und nun geht noch an die
Feinarbeit, wie Anstreichen und Preiskalkulation. Ich kann es kaum
fassen, dieses Glück eines funktionierenden Windrades noch vor meiner
Beendigung des Freiwilligen Ökologischen Jahres erleben zu dürfen. So
ein bisschen stellt sich bei mir ein "Mission erfüllt!"-Gefühl ein,
wovon ich nicht mehr dachte, dass ich es noch hier erleben werde!

Ganz allgemein waren leider die Werkzeuge nicht sehr verlässlich... Das
war oft eine ziemliche Farce und eine gute Übung in Geduld. In Sachen
Werkzeug hat sich hier während unseres Jahres hier nichts verbessert,
ich habe sogar den Eindruck, dass der Zustand sich eher verschlechtert
hat. Und so muss man leider immer noch stundenlang auf Suche sein, um
bestimmte Werkzeuge zu finden. Andere, essentielle Werkzeuge sind dann
auch einfach nicht vorhanden und so muss man, um ein paar Löcher zu
bohren, extra in den Stadt fahren und in den dortigen Workshops ein
halbes Vermögen bezahlen. Tja, aber wenn das die Departmentsleitung
nicht checkt, auch wenn man es ihr öfters vorträgt, kommt mein
Helfergeist zu einem Ende und man findet sich mit den ungenügenden
Umständen einfach so ab. Das hat die Arbeit zwar gut verzögert aber
dennoch konnten wir unser Ziel erreichen, das Windrad während unserer
Zeit hier abzuschließen.

Bei so gut wie allen Schritten war Nyambulapi mit am Start und er hat
auch selbst einen großen Teil der Arbeit gemacht. Und weil mir
Nachhaltigkeit einfach so unglaublich wichtig in Sachen
"Entwicklungshilfe" (was wir hier ja auch leisten) ist, mag ich
Nyambulapi manchmal unfreundlich erschienen sein. So habe ich auf viele
seiner Anfragen bezüglich Arbeitsschritten oder Details geantwortet:
"Lies erstmal im Buch, wenn Dus dann nicht verstanden haben solltest,
erkläre ich es Dir. Aber erstmal gründlich lesen!". Damit wollte ich
sicherstellen, dass er möglichst selbstständig auf diesem neuen Gebiet
arbeitet und vor allem Verständnis von Grund auf bekommt. Vllt kann man
damit ein wenig Unabhängigkeit gegenüber den "weißen Helfern" erreichen.
Denn wir sind sonst auf vielen Gebieten einfach sehr willkommene
Ratgeber und Hilfesteller. Selbst wenn es andere Tansanier gibt, die
sich um Welten besser auskennen als wir....Diese Sache mit der
Hautfarbe..... Und erst jetzt fällt mir auf, dass das wahrscheinlich
eines der ersten Projekte an der Schule ist, bei dem die Handwerker
wirklich auch selbst bei der Entwicklung dabei waren und jeden Schritt
nachvollzogen haben. Andere Produkte der Schule, wie beispielsweise
Solarheater, Öfen etc. wurden nämlich von einem Deutschen, der hier 5
Jahre gearbeitet hat, entwicklt und werden von den Handwerkern nur
nachgebaut. Das ist ja schon mal nicht schlecht, aber es zeigt noch
nicht das, was ich mir wünschen würde. Nämlich eine selbstständige
Forschungsarbeit der Schulhandwerkern, auch an neuen Projekten. Bis es
aber wirklich soweit ist, dass neue Projekte direkt von "unseren Jungs",
also den Handwerkern entwickelt werden, wird wohl noch eine ganze Weile
vergehen. Denn auch jetzt haben wir "nur" nach einer Anleitung
gearbeitet....
Im Rückblick scheint meine Taktik im Bezug auf das Einbinden von
Nyambulapi ganz gut funktioniert zu haben, wenn ich auch so ein bisschen
auf seiner Seite diese Sichtweise vermisse, dass wir nun etwas gebaut
haben, was ganz viele Kunden in ihren Händen halten möchten. Und dass
man daraus einen ziemlich großen Profit herausschlagen kann, mit dem
sein eigenes Leben gut verbessern könnte. Vermutlich wäre ich an seiner
Stelle noch enthusiastischer und hätte mehr und konkretere Pläne. Aber
ob und wie man soetwas vermitteln kann, weiß ich nicht. Ist wohl einfach
eine Persönlichkeitssache.

Wir haben unser Ziel so gut wie erreicht, auch wenn man mit der
Forschung an größeren, billigeren Windrädern natürlich weitermachen
kann. Aber wenn jetzt Kunden nach einem Windrad fragen, kann ihnen eines
gebaut werden!
Tja, und dieser Erfolg wird hier nun mal mit dem Ableben eines
tierischen Proteinlieferanten gefeiert. Da Oli gerade nicht da ist, lebt
der Todeskandidat noch, aber wohl montags wirds ihm an den Kragen ähhh
Hals gehen. So sind hier nunmal die Bräuche und die Freude über das
funktionierende Windrad war bei Nyambulapi einfach riesig. Gleich
nachdem ich ihm von dem Erfolg erzählte, meinte er zu mir: "Du, dann
schlachte ich dafür ein Huhn!" und erst danach kam "Komm, gehen wir zum
Workshop und zeig mir die Früchte unserer wochenlangen Arbeit!". So ein
Feieranlass ist natürlich herzlich willkommen und ich bin einfach so
froh, dass das Ding funktioniert.
Ich hoffe, dass Ihr mir deshalb meine Funkstille im virtuellen Raum
etwas verzeihen könnt....denn auch andere Arbeiten wie beispielsweise
die Monatszusammenfassungen für die DTP, sind seit Mai unerledigt...Die
Konzentration auf dieses Windrad hat sich aber gut gelohnt!
Von nun an ist hier an der Schule der 11.7. ein Feiertag, zumindest für
das Erneuerbare Energien Department ;-)

Heute mal mit windigen Grüßen und es sind keine drei Wochen mehr, bis
mich die Heimat wieder hat!!! :-)

Macht es bestens und bis ganz bald,

Felix WINDRADeck ^^

Montag, 7. Juli 2008

Warum man hohe Mauern um sein Haus baut....

So, jetzt mal ein kurzer Blog zu einem nebensächlichem Thema, aber heute
hat sich meine Einstellung ein wenig geändert....
Über Nacht wurde nämlich meine Jeans geklaut. Nein, zum Glück ist
niemand ins Haus eingebrochen, sondern sie wurde einfach von der
Wäscheleine geklaut. Dummerweise hat mir diese Jeans ziemlich gut
gepasst und das ärgert mich schon so ein wenig. Vor allem zeigt es aber,
dass man einfach verdammt auf seine Sachen aufpassen muss. Und das nicht
nur in Bongo-Land...
Dass nicht einfach mal die Wäsche draußen vergessen kann, ohne dass sie
am nächsten Morgen weg ist, ist schon komisch und erzeugt nicht
unbedingt vertrauen. So kann ich es immer mehr verstehen, warum man sich
hinter hohen Mauern, die dann auch noch mit scharfen Glasscherben
versehen sind, verschanzt. So kann man sich vllt einen kleinen Ort der
"Sicherheit" schaffen, wo man nicht jeden Abend seine Joggingschuhe ins
Haus stellen muss.
Dass soetwas in Deutschland normalerweise kein Problem ist, freut mich
wirklich. Denn man wird einfach misstrauisch, wenn selbst einfache Dinge
entwendet werden. Und dieses Misstrauen gefällt mir überhaupt nicht, auf
Dauer möchte ich nicht damit leben. Man kann sich zwar hohe Mauern
bauen, wofür ich nun Verständnis habe, aber damit geht auch ein guter
Teil der Lebensqualität verloren und man trägt sein Misstrauen für alle
sichtbar nach außen. Für Tansanier ist das aber ganz normal und nur ich
"stelle mich mit diesem Thema so an", wohl weil ich es einfach anders
geohnt bin. Zum Glück!
Übrigens ist in jedem noch so kleinen Dorf an jeder noch so brüchigen
Hütte am Fenster ein Metallgitter angebracht. Eine Glasscheibe ist da
nicht wichtig, dass man sich vergittert hingegen schon. Ich kann mir
ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, dass selbst auf den Dörfern
Diebstahl so um sich greift. Aber da spielt wohl mal wieder der Aspekt
eine Rolle, dass in "afrikanischen Gesellschaften" (eigentlich möchte
ich nicht so verallgemeinern, der Einfachheit tu ichs aber einfach) die
Unterschiede zwischen den Menschen nicht so wirklich geduldet werden.
Vor allem in finanzieller Sicht. Wer reich ist, der muss praktisch immer
was abgeben, so dass es sich eigentlich kaum lohnt, für Reichtum zu
sorgen. Soll dieser Aspekt denn etwa die Frage beantworten, warum es
hier nur so langsam zu Entwicklung kommt? Da kann ja jeder mal selbst
darüber nachdenken!!!

Es muss aber noch gesagt werden, dass das nicht die erste Nacht war, in
der Wäsche draußen hing. Bisher ist da noch nichts weggekommen, aber es
war scheinbar nur eine Frage der Zeit....
Nun werden wir auf die letzten Tage hier noch vorsichtiger sein. Uns
einfach der Umgebung anpassen, denn die Schüler sind untereinander schon
sehr vorsichtig. Werden doch regelmäßig Bücher, Hefte und sogar Schuhe
geklaut! Und die Schüler sind finanziell bei weitem nicht so gut
ausgestattet wie wir. da müssen schon mla 5€ für den Nebenbedarf
mehrerer Monate reichen. Aber auch ich habe momentan nicht mal mehr
Shillingi im Wert von einem Euro in meinen Taschen.....Die Bank hatte
einfach geschlossen und so muss ich mich für einige Tage ziemlich
einschränken^^. Oder anders gesagt, ein ganz normales tanssnisches Leben
führen.

Schöne Grüße von der Südhalbkugel und ich merke, dass mir das Bloggen
wirklich Spaß macht und ich das eigentlich noch öfters machen
sollte....aber die Arbeit ist momentan einfach so viel....Ich hoffe,
dass ich aber am Ball bleibe mit meinen Einträgen.

Felix

Burtsel-tag

Gestern hatte ich ja meinen Geburtstag. Nur mit feiern, naja das war
nicht ganz so fresh....
Hier in Mafinga (in Dar ist das vllt anders) spielt der Geburtstag so
gut wie keine Rolle. So konnte von Tansaniern gerade einmal 2
Glückwünsche entgegennehmen, während ich von heimatlicher Seite her auf
den verschiedensten Kommunikationswegen umso mehr beglückwunscht wurde.
Dafür möchte ich mich bei allen Gratulanten herzlich bedanken, denn es
hat mir meinen Tag wirklich verschönert!
In der früh habe ich dann noch einen Teil meiner
Studienbewerbungsunterlagen einem Busfahrer mitgegeben, damit er es nach
Dar bringt. So fing mein Tag erstmal mit langem Warten auf einen Bus im
Staub Mafingas an....:-/
Momentan hüte ich hier alleine das Haus, Oli ist noch mit seinem Besuch
auf Sansibar und so bin ich gestern noch in Stadt gegangen und habe dort
ein paar Freunde getroffen. Aber so wirkliches Geburtstagsfeeling wollte
einfach nicht aufkommen...Dafür hat dann auch der Kuchen gefehlt. Das
Schoko/Nugatkissenmüsli, mein erstes und wohl auch einziges Müsli hier
in Tansania, konnte das auch nicht wirklich herausreißen.
Abends habe ich dann noch gekocht- Schinkennudeln ohne Schicken....aber
es war ganz lecker.
Alles in allem war an meinem Geburtags also nicht so wirklich viel los,
eher ein Tag wie jeder andere. Wäre da nicht noch das tolle Internet
gewesen....Abends bin ich mal wieder online gegangen und habe nicht nur
Emails gelesen sondern mir kam die Idee, einen "online-Biergarten"
aufzumachen, um meine Heimatgefühle ein wenig zu stillen^^. So konnte
ich mit einigen anderen "Biergartenbesuchern" anstoßen und wenn auch
viele tausend Kilometer auseinanderlagen, ich konnte das Kastanienlaub
rascheln hören :-) . Und der Gerstensaft ist auch in Tansania gut
trinkbar, wenngleich ich hier so gut wie zum Abstinenzler geworden bin.
So hat der Abend meinen Geburtstag nochmal so richtig bereichert und ich
konnte live erleben, wie das Internet die Welt näher zuammenrücken lässt.
Aber das Feiern, das muss ich noch nachholen, das sei Euch versprochen!!!
Heute ist hier noch Feiertag, also ein weiterer Faulenzertag.

Euch einen schönen Start in die neue Woche, auf dass die Sonne so schön
scheint wie hier,

Felix

Sonntag, 29. Juni 2008

Tansania jubelt mit!!!

Ich habs erst gestern erfahren, dass ja schon wieder EM Finale ist. Das
ging ja flott. Und dass Deutschland mit von der Partie ist freut mich
umso mehr!
So hole ich meine WM-Feierlaune mal wieder aus dem Keller, entstaube
sie ein bisschen und dan wird das bestimmt ein wunderschöner
Fussballabend vor einem tansanischen Fernseher. Auch gutes Bier ist hier
erhältlich, so dass eigentlich nichts fehlen wird. Da wir leider kein
Auto (mehr) haben, musste ich das Deutschlandfähnchen eben an meinem Rad
befestigen. Ich weiß ja gar nicht, ob ich damit ja schon völlig
"out-of-date" bin und die Leute in Deutschland diese Fähnchen
mittlerweile gar nicht mehr mögen. Oder ob es wie zur WM ist, wo an fast
jedem Auto eine Fahne hing. Die Leute hier reagieren zumindest sehr
interessiert auf den neuen Fahrradschmuck.

Ich drücke "unserem" Fussballteam auf jeden Fall kräftig meine beiden
Daumen, die Spanier sollten für uns doch keine Hürde zum Titel sein!!!!

Mit EM-Grüßen,

Euer Fussball-Felix

Freitag, 27. Juni 2008

Malaria die Zweite...

Gestern Abend kam ich von einem kurzen Aufenthalt in Dar Es Salaam (Habe
mich mit einem Windradingenieur getroffen, war sehr bereichernd) endlich
wieder nach Hause und fühlte mich schlecht. Kopfweh, Schnupfen, Husten,
Gliederschmerzen, komisches Gefühl im Bauch und eine unglaubliche
Müdigkeit plagten mich, obwohl während der Busfahrt viele Stunden
geschlafen hatte. Zuerst schob ich es auf die intern angewendeten
Antibiotika, die ich eine knappe Woche eingenommen habe. Aber als mir
dann auch noch unglaublich kalt wurde und 38°C das Fieberthermometer
anzeigte, war mir klar, dass das Malaria sein muss.
Abends habe ich dann noch mit den Handwerkern Tee getrunken und zur
Belustigung Mr. Bean macht Ferien angeschaut. Mich konnte dieser "Humor"
nicht so wirklich anheitern, aber den beiden Handwerkern gefiehl es gut.
Und so konnten sie auch mal so ein bisschen das "normale" Leben in
Europa am Beispiel von Frankreich sehen. Was sie sehr gewundert hat,
dass man selbst beim TGV noch ein bisschen das
Tacktack----------Tacktack der Schienen hört. Die Vorstellungen von
europäischen Standard sind eben unglaublich hoch. Und wenn ich
Tansaniern erzähle, dass es auch in Europa Bettler und gar Obdachlose
gibt, löse ich damit meistens Verwunderung aus. Vorstellung und
Wirklichkeit unterscheiden sich nunmal in vielen Fällen ziemlich
gewaltig. So werden die allermeisten Tansanier auch satt und haben
keinen großen Bedarf an Altkleidern ;-).
Um nachts nicht allzusehr zu frieren bin ich mit langer Hose, dicken
Socken, Pulli, Jacke und Schal ins Bett gegangen und habe mich dann mit
drei Wolldecken zugedeckt- gefröstelt habe ich dennoch. Aber heute
morgen ging es mir dann schon sehr viel besser und ich fühlte mich nicht
mehr wirklich krank. Trotzdem bin ich zum Malariamessen gegangen und wir
wurde auch, wie beim letzen Mal, wieder 2 Erreger festgestellt.
Nun schlucke ich nach den Antibiotika schon wieder die nächste Medizin,
für 5 Tage. Der Beipackzettel erklärt sogar den Wirkmechanismus der
Artemisintabletten: Das enthaltene Peroxid (H2O2?) bricht in das Innere
der Parasiten ein. Dort bilden sich dann freie Radikale ( O ) die die
Lipide in der Zellmembran ep-oxidieren. Damit wird die schädliche Zelle
von Innen heraus zerstört, was das Medikament angeblich so wirkungsvoll
macht. Ich hoffe, ich habs nicht allzuschlecht aus dem Französischen
übersetzt...und mein Chemie-LK ist ja auch schon über ein Jahr her...;-)
Dieses Jahr hier, auch wenn ich verglichen mit anderen Freiwilligen
relativ gesund bleibe, habe ich wohl am meisten Medizin, verglichen mit
anderen Jahren, geschluckt. Dass das nach meiner Rückkehr ein Ende
haben, darauf freue ich mich auch schon wieder sehr!
Ansonsten arbeite ich dennoch im Workshop, die sehr ungewohnt hohe
Motivation der Handwerker möchte ich einfach nicht sausen lassen.
Aber die Malaria ist zumindest stimmungsmäßig nicht wirlkich belastend,
denn heute sind schon die ersten Geburtstagsglückwünsche eingetrudelt,
was meine Stimmung sehr gehoben hat. Nach dem Testen bin ich nämlich
noch zur Post und da wurden mir gleich 3 Briefe und ein Päckchen
übergeben-ein wirklich sehr sehr schönes Gefühl :-).

Schöne Grüße aus Mafinga, wo ich trotz Sonnenschein in Pulli und Jacke
herumlaufe und dennoch friere,

Felix

Donnerstag, 19. Juni 2008

Krankenhausbesuch

----Ich habe noch ein paar ältere Themen "nachzutragen". Aber damit die
Aktualität nicht verloren geht, streue ich ganz unchronologisch was
aktuelles dazwischen------
Vor ein paar Tagen habe ich mir eine kleine, harmlose Schürfwunde an
meiner rechten Hand zugezogen. Anders als die anderen kleinen Schnitt
und Schürfwunden, alles Tribute von der Arbeit im Workshop, konnte ich
keine schnellen Heilungserfolge verzeichnen und auch das
Allerweltsmittel Betaisodonna scheint nicht geholfen zu haben. Heute
morgen bin ich nun aufgestanden und habe mir die Wunder nochmals genauer
angesehen und gemerkt, dass das überhaupt nicht gut aussieht. Außerdem
konnte ich einen roten Strich, von der Wunde in Richtung Körpermitte
ausgehend, feststellen. Nein, das ist noch keine Blutvergiftung, zum
Glück! Aber dennoch wollte ich meiner Unsicherheit ein Ende setzen und
bin in das Krankenhaus von Mafinga gefahren. Das war das erste Mal, dass
ich in dieses Regionalkrankenhaus gekommen bin und so kannte ich mich
natürlich auch nicht mit den dortigen Gepflogenheiten aus. An der
Rezeption konnte ich erstmal gar nicht eingetragen werden, denn ich
hatte ja noch kein Heft. Auf meine Frage, was ich denn für ein Heft hier
bräuchte, vielleicht meinen Impfpass, kam nur die Antwort: Du brauchst
ein ganz normales Schulschreibheft. Geh zu der Hütte dort vorne und kauf
dir eines! Die Anweisungen der Sekretärin befolgte ich unc kaufte mir
für unschlagbare 12ct ein DIN A 5 Heft, liniert und sogar aus
Umweltpapier (was hier sogar Standard ist, aber eher aus Gründen des
Preises).
Damit ging ich dann wieder zu Rezeption, wo meine Registrierun beginnen
konnte. Name, Alter, Adresse, Familienstand und dazu dann noch der
Glaube. Auf meine Frage, was für einen Einfluss auf gesundheitliche
Fragen diese Kategorie hätte, konnte mir die Dame nur antworten, dass
das alles dann in den Computer eingegeben werden würde. Toller
Grund....Am lustigsten war aber die Frage nach meinen kabila, meinem
tribe, meinen "Stamm". Naja, weil die Tansanier ihren Stamm vor allem
durch die Herkunft bekommen, habe ich mich einfach mal ganz
lokalpratriotisch als "Bavarian" eintragen lassen. Das ganz durfte ich
auch noch Buchstabieren, wer kennt schon diesen eigenartigen
Volksstamm...^^.
Hierher passt dann auch noch die Feststellug ganz gut, dass ich
irgendwie heimatverbundener geworden bin. Man darf hier so oft seine
Herkunft beschreiben und, gegenüber anderen Freiwilligen, auch das ein
oder andere Mal seine Herkunft "verteidigen", sodass mir die Heimat
immer mehr an Herz gewachsen ist. Viele Vorteile sieht man einfach
nicht, wenn sie einem direkt vor der Nase sitzen.
Nun aber wieder zurück zum Krankenhaus...das habe ich nur aufgesucht,
weil ich vor einiger Zeit zwei Holländerinnen über den Weg gelaufen bin,
die dort im Rahmen ihres Medizinstudiums arbeiten. Dem allgemeinen Ruf
nach hätte ich nämlich eher zu Privatärzten gehen sollen, die wären
deutlich zuverlässiger. Da habe ich aber leider die Erfahrung machen
müssen, dass man eigentlich nicht wirklich behandelt wird sondern
vielmehr mit einem oder gleich mehreren Antibiotika in der Hand wieder
nachHause gechickt wird. So nach dem Motto: " Mit einem Antibiotikum
kann man gar nicht falsch liegen, das hilft immer!". Wie sich aber
diesbezüglich die Resistenzen in der Bevölkerung entwickeln werden (Was
ja in D schon ein ziemliches Problem bei manchen Behandlungen ist) will
ich glaube ich gar nicht so genau wissen....
Von einer Weißen hatte ich mir nämlich erhofft, dass sie mir die
Herkunft dieser Entzündung und auch die wirksamste aber schonenste
Behandlungsmethode nennen kann. Nach einiger Zeit der Suche im gesamten
Krankenhaus wurde mir gesagt, dass sie wahrscheinlich gerade am
Unterrichten der auszubildenen Ärzte ist. Also habe ich bei der
benachbarten Schule vorbeigeschaut aber deren Direktor sagte mir, dass
sie heute nach Dar gefahren sei...So fragte ich den Direktor selbst und
er konnte mir sogar helfen: Es sei eine Bakterieninfektion (Grund/Quelle
konnte er leider nicht nennen) die mittlerweile in die Blutbahn gelangt
sei (daher der rote Strich an der Hand). Er versicherte mir, dass die
antibiotische Salbe, die ich in meiner Medizinausstattung bei mir habe,
für diesen Einsatz ideal sei. Dazu verschrieb er mit ein anderes
Systemantibiotika zur innerlichen Anwendung.
In einer sogenannten Apotheke, für mich ist das nichts anderes als eine
Anhäufing der 50 am häufigsten verschriebenen Medikamente, wurde mir
dann eine braune Tüte mit einigen rosafarbenen Tabletten gegeben. Auf
meine Frage hin konnte ich mir auch die Großverpackung ansehen, aus der
die Verkäuferin die Tabletten herauslöffelte. Immerhin noch bis Oktober
diesen Jahres geht die Haltbarkeit.
Nun stehe ich also für die nächsten 5 Tage unter Einfluss zweier
Antibiotika, in der Hoffnung dass dadurch die Entzündung verschwindet
und die eigentlich unbedeutend kleine Wunde auch als eine solche verheilt.

Dazu sei noch genannt, dass ich vor etwa zwei Monaten an der selben Hand
eine ähnliche Geschichte hatte. Nur war ich damals auf Reisen und hatte
es nicht behandelt. Dennoch verheilte die Wunde auf einmal ohne
Komplikationen. Kann es sein, dass ich davon noch Erreger in meinem
Körper hatte, die jetzt die Wunde befallen konnten oder ist davon
auszugehen, dass die Infektion damals vollständig von meinem Immunsystem
geschlagen wurde? Vielleicht weiß ja eíne/r Leser/in die Antwort
darauf....Vielen Dank dafür.

Diese Sache hat mich jetzt ein wenig in der Arbeit gebremst, wo ich
gerade mit ziemlichem Elan an einem neuen Typ von Windrad arbeite. So
werde ich nun für ein paar Tage mich eher auf die "saubere Arbeit"
konzentrieren und dabei den Lötkolben schwenken....


Mit den besten Grüßen,

Euer Mafinga-Felix

Freitag, 13. Juni 2008

Ist alles doch nicht ganz so schlimm

.....so, endlich komme ich wieder mal ein wenig zum Tippen. Der Computer
war eine Zeit lang mit Oli unterwegs, der in Dar den Seniorexperten an
den Flughafen gebracht hat. Und dann stehen ja auch noch die
Studienbewerbungen an....neben der ganz normalen alltäglichen Arbeit an
einem neuen Windradtyp. Nun aber erstmal weiter mit der Geschichte des
Geldverlustes:

Es war schon komisch, nach ein paar Wochen schon wieder zur
Zentralpolizei zu müssen (Wegen des Handyklaus war ich da ja schon). Ich
habe dann auch gleich nach Beamten gesucht, die ich das letzte Mal schon
traf, aber die waren zu dieser frühen Abendstunde schon zu Hause. So
habe ich mich einfach an einen fremden Beamten gewendet, der mich dann
auch an den Counter brachte. Dort waren noch ein paar andere Menschen,
die auf die Polizei angewiesen waren und ich setzte mich erstmal auf die
Wartenbank. Meinen bisherigen Erfahrungen nach hätte ich mich aufgrund
meiner Hautfarbe garantiert vordrängeln können, aber das wollte ich
keinesfalls. Die Polizisten gingen ganz ruhig ihrer Routinearbeit nach
und wurden nur für eine Weile in ihrer Ruhe gestört, als eine sehr
hysterische Frau in den Raum kam. Was sie genau wollte und was ihr
Anliegen bei der Polizei war, habe ich nicht verstanden. Weil ich von
dem ganzen Tag ziemlöich müde war und ich kein Ende des langweiligen
Wartens auf meine Anzeigeerstattung sah, hab ich diesen Termin auf den
nächsten Tag verschoben. Als ich das vor dem Gebäude anderen Polizisten
erzählte, konnten sie mich so unerledigter Dinge nicht einfach ziehen
lassen. Nach dem Motto: "Wenn du schon mal zur Polizei gefunden hast,
dann hinterlass doch wenigstens ne Anzeige..." So wurde dann auf einmal
ganz schnell mein Anliegen geklärt und mir wurde am Folgetag mehr Zeit
versprochen. Die Polizisten, die ihre Aufgabe so schön ernst nahmen,
boten wir dann auch noch einen Lift in ihrem Polizeiauto an, damit ich
nicht alleine bis zum Busbahnhof durch die Nacht laufen muss. Das Auto
selbst brachte mich schon so ein wenig zum lachen, es erinnerte
irgendwie an die Mickey-Maus Polizeiautos, eine wirklich niedliche
Erscheinung. Und wie schon die Karosserie so ein wenig dem Betrachter
mitteilt: "Ach hilf mir doch..." ( bei einem Polizeiauto^^) so war dann
auch die Batterie ziemlich harmlos. Es muss ein wunderbares Bild gewesen
sein, 2 Polizisten und ein Weißer schieben mitten in der Nacht ein
kleines Polizeiauto vor der Hauptwache hin und her, damit es endlich
anspringen möchte. Das tat es dann zum Glück auch und so wurde ich die
Hälfte meines Nachhausewegs gefahren. "Zuhause" bei den anderen
Freiwilligen hab ich natürlich erstmal die Geschichte erzählt und einige
"pole!" geerntet, was soviel wie "Mein Beileid" heißt, aber einfach viel
besser im Gebrauch ist.
Am nächsten Morgen dann das Programm, dass ich nach dem Handyklau schon
mal durchgezogen habe: Möglichst verschieden zu gestern aussehen! Damit
gings dann wieder auf die Wache und diesmal waren meine "Bekannten" von
der Handygeschichte auch wirklich im Dienst. Die erzählten mir auch
gleich, dass ich keinesfalls der erste wäre, dem sowas passiert sei,
auch Tansanier wären schon am selben Ort auf diese Tricks
hereingefallen. Aber warum weiß das die Polizei und tut nichts
dagegen??? Eine Antwort auf meine Frage konnte ich nicht bekommen. So
hatte ich relativ hilfreiche Unterstützung und man versprach mir, mit
einem Beamten in Zivil an den Tatort zu fahren, um zu sehen, ob die
Typen von gestern wieder da sein werden. Aber ein Auto? Ja, das solle
ich mir doch bitte schön selbst besorgen. Und zwar ein verspiegeltes,
damit wir nicht entdeckt werden. Also bin ich zum nächsten Taxistand und
habe mich auf die Suche gemacht, aber mir erstmal einige Absagen
eingehandelt. Denn nachdem ich schon einige tansanische Monatsgehälter
innerhalb weniger Sekunden losgeworden bin, wollte ich so schnell nicht
mehr viel Geld ausgeben. Zu meinem Glück ist mir ein Fahrer begegnet,
der, wie sich später herausstellte, keine funktionstüchtige Beine hat.
Sein Auto wurde aber auf ihn angepasst und er fährt wirklich gut.
Außerdem kennt er die Gegend gut und er wollte mir wirklich helfen,
nicht nur Geld an mir verdienen. Man kann sich nicht vorstellen, wie gut
das meiner Seele tat, einem solchen Menschen in diesem Moment zu begegnen!
Mit ihm und dem zivil getarnten Beamten sind wir dann in das Viertel
gefahren und haben einige Runden um den Block gedreht. Schnell habe ich
den Tatort wiedererkannt und dann haben wir uns auf die Lauer gelegt.
Fensterscheiben hoch, im Schritttempo an den verdächtigen Stellen vorbei
und ohne den brillianten Fahrer hätten wir die beiden wohl verpasst. Er
konnte die beiden Gestalten nämlich in der Ferne erkennen und fragt mich
nicht weshalb, aber der Fahrer wußte, dass die beiden krumme Geschäfte
machen. An deren Fersen haben wir uns dann geheftet und ich konnte gut
erkennen, dass sie beide eine Zeitung tragen, in der sie ihren kleinen
Karton mit den "Tauschraten" verstecken. Es ist ein unglaublich
spannendes Gefühl, solche Ermittlungen zu machen-ein bisschen wie im
Film ;-). Der Polizist hatte mich ein wenig verunsichert, denn als ich
ihm sagte, wir sollten uns die beiden doch schnappen, wenn sie schon vor
unserer Nase herumlaufen, meinte er, eigentlich suche er einen größeren
Fisch, der Wind davon bekommen könnte, wenn die kleinen geschnappt
werden würden. Der große Fisch war aber nirgends zu finden und so
plädierte ich darauf, die beiden doch festzunehmen, nicht zuletzt wollte
ich das Geld wieder. So sind wir an einer anderen Stelle ausgestiegen
und wir haben eigentlich ausgemacht, dass ich erstmal nochmals Lockvogel
spiele, um die beiden auf frischer Tat zu ertappen. Leider hat der
Polizist schon vorgegriffen und sich die beiden geschnappt. Dummerweise
hat er sich damit vergriffen und die Person, die ich eindeutig als einen
Dieb vom Vortag identifizieren konnte, laufen lassen und einen andern
Typen festgenommen. Bei der anderen Person war ich mir nicht so ganz
sicher, ob er vortags dabei war. Die beiden stritten auf der Wache
natürlich alles ab, aber ich behauptete erstmal, dass ich mir sicher
sei, dass die beiden gestern mein Geld geklaut hätten, auch wenn ich
selbst Zweifel daran hatte. Aber auch dieses Verhalten war ein Tip von
dem Taxifahrer und so hielt ich mich daran, ich wollte ja keinesfalls
nochmals verarscht werden. Eigentlich dachte ich, hätte ich mich an
meine dunkelhäutige Umgebung schon sehr gewöhnt, aber nun zeigte sich,
dass das mit dem Gesichterauseinanderhalten gar nicht so einfach
ist...an Augenfarbe und Haaren kann man sich schon mal nicht richten....
Naja, so wurden die beiden Verdächtigen erstmal gut durchsucht und
dabei kamen einige Geldbündel auf den Tisch, wie ich sie auch bekommen
hatte: aussen ein 10.000er und drinnen nur 500er. Wie erleichtert war
ich darüber, denn ich wollte ja niemanden Unschuldiges in
Schwierigkeiten bringen. Weil die beiden natürlich immer noch das Delikt
vom Vortag abstritten, ist der Polizist dann mit ihnen nochmal an den
Tatort gefahren, denn dort soll die eigentliche Person, die auf meine
Beschreibung passt, sein. Angeblich (ich war ja nicht dabei) haben sie
sich treffen wollen, wurden aber jedes Mal versetzt. Inwiefern das
folgende nun wirklich so ablief wie ich es erst meinte oder doch anders,
kann ich nicht wissen: Auf der Wache wurde mir dann angeboten, das Geld
zurückzugeben, auch wenn die beiden nicht die eigentlichen Diebe gewesen
waren. Allerdings nicht alles, sondern 60.000 würden noch ausstehen, die
mir dann bis zum Ende des Monats zurrückgegeben werden sollten. Ich
versuchte, noch mehr herauszuholen, aber die beiden meinten, ich solle
froh sein, dass sie mir überhaupt etwas von ihrem Geld geben, was ja
auch schon eine ziemliche Summe war. Weil ich unbedingt das Geld
wiederhaben wollte und mir in dem Moment auch keine andere Lösung
einfiel, wie ich halbwegs zügig wieder an das Geld kommen könnte,
stimmte ich dieser Vereinbarung zu. Der Polizist versicherte mir, dass
das alles ok sei und ich das Geld sicher bekommen werde. Hätte ich diese
Lösung nicht angenommen wäre ich wohl bis vors Gericht gezogen, wie es
die beiden Verdächtigen selbst vorgeschlagen haben. Das wäre dann wohl
noch eine ganz andere Erfahrung....zu der es aber nicht kam.
Anders als zu diesem Zeitpunkt gedacht, bin ich zum Monatsende nicht
mehr nach DAr gekommen und konnte somit auch nicht nach dem Geld sehen.
Die Nummer des Verdächtigen, der mir das Geld gab, war nicht mehr
erreichbar, was man sich ja hätte denken können. Hier ist ein
SIM-Kartenwechsel so einfach wie 100g Aufschnitt beim Metzger zu
bestellen und wird dementsprechend auch relativ häufig vorgenommen.
Zu meiner Verwunderung sind dann, nachdem ich das Geld bekommen habe,
haben die beiden völlig unbehelligt die Polizeistation verlassen. Warum
wurden sie nicht festgenommen, denn die Geldpakete und auch der Karton
mit den Wechselkursen deuteten ja wohl eindeutig auf Betrüger hin?
Jetzt im Nachhinein kann ich mir auch vorstellen, dass der Polizist mit
den beiden so ein wenig gemeinsame Sache gemacht hat, so nach dem
Motto: "Hey, ihr habt Dreck am Stecken, das wisst ihr selbst. Wenn ihr
mir aber jetzt 30.000 gebt, dann überreden wir den Mzungu, dass er
erstmal nur einen Großteil des Geldes bekommt und den Rest dann später.
Damit kommt ihr an einem Strafprozess vorbei und "verdient" selbst noch
30.000! Oder was meint ihr, ist das nicht ein Deal?"
Das ist nur eine Vermutung, aber dass die beiden völlig unbehelligt
gehen konnten, spricht für mich schon so ein bisschen für eine
Zusammenarbeit von Staatsmacht und Trickbetrügern.
Dennoch bin ich sehr sehr froh gewesen, einen Großteil des Geldes wieder
in Händen halten zu können. Hab ichs Bongo nochmal gezeigt!
Meinen Erfolg konnte dann kaum jemand glauben...Ein Weißer, der es in
Bongo schafft, von Trickbetrüger wieder an sein Geld zu kommen. Sojemand
wird Volksmund als Mjanja genannt und dies hängt mir, vor allem hier an
Schule, noch ziemlich nach. Zuerst von der fernen Großstadt, wo auch die
Lehrer nur selten vorbeikommen, so zerplückt zu werden und dann doch
irgendwie wieder an sein Recht zu kommen -ich habs geschafft.
Nun bleibt nur noch zu sagen, dass ich auf solche Tricksereien nicht
mehr eingehen werde. Wobei mich es irgendwie reizt, jetzt wo ich das
Spiel verstehe, nochmal einen solchen Bertüger auf frischer Tat zu
ertappen und der Polizei auszuliefern, wenn die es schon nicht schafft.
Aber davor müsste ich mir erstmal einen wirklich verlässlichen Beamten
suchen und das Risiko des Geldverlustes will ich dann irgendwie doch
nicht eingehen -außer mit gefälschten Euros^^. Die habe ich hier leider
nicht :-(.

Ach da fällt einem wieder einmal auf, wie gut man es im friedlichen
Mafinga eingentlich hat :-)

Damit schöne Grüße aus dem spätherbstlichen Mafinga, wo es nachts a*kalt
und mittags s*uwarm ist,

Felix


P.S.:
Mittlerweile, nachdem ich meine beiden Diebstahlsgeschichten schon
hunderte Male erzählen musste, sage ich nur noch, ich hätte das Leben
eines Menschen in Dar Es Salaam verbessert...bin ich nicht dafür hierher
gekommen, um das Leben der Menschen so ein bisschen zu verbessern?!?
Aber das "Hilfe" auch so aussehen kann, hätte ich nicht gedacht^^

Donnerstag, 29. Mai 2008

Verarscht werden

Ich wollte eigentlich nur Geld tauschen für meinen Vater. Aber dass mich
dies dann eineinhalb Tage beschäftigen wird, hätte ich nicht gedacht...
Mit 200€ in der Tasche bin ich in das Geldwechselviertel (Samora Street)
in Dar Es Salaam gegangen und habe mir die Raten der verschiedenen
Wechselstuben angesehen. Dies und natürlich mal wieder meine Hautfarbe
lockte dann einen Typen an, in dessen Beuteschema ich wohl ganz passte.
Er zeigte mir auf der Straße einen kleinen Karton mit einigen
handgeschriebenen Raten, die ein wenig besser waren als die der anderen
Wechselstuben. "Komm mit in mein Wechselbüro, dort können wir dann das
Geld wechseln". Ich war schon skeptisch, dass ich einfach so auf der
Straße engesprochen wurde, aber das erklärte ich mir mit der wirklich
nicht geringen Konkurenz wodurch man sich zum Kundenfang wohl einiges
einfallen lassen muss. Ein paar Straßen weiter traf sich "mein" Agent
mit einem anderen Typen und zu dritt sind wir dann in Richtung "ihres
Büros" gegangen. Ein solches gab es aber überhaupt nicht. Stattdessen
wurde ich an einer Straßenecke von ihnen gefragt, ob ich denn wirklich
"nur 200€" tauschen möchte. Ich bejahte, denn obwohl ich noch mehr hätte
wechseln können, war mir die ganze Sache nicht so wirklich geheuer und
ich sah mich auch ständig um, ob denn nich bald zwiespältige Personen
auftauchen würden, die mich ausrauben würden. Plötzlich wurde ich
aufgefordert, mit einem der beiden an einem belebten Platz zu warten,
der andere würde schon mal das Geld holen. Also nichts mit Büro....auf
meine Frage, warum sie denn leicht bessere Raten hätten und nun doch
nicht in einem Büro tauschen, sagte mir der eine Type, sie wollten
Handys in Dubai kaufen und dafür bräuchten sie "harte Währung". Für mich
hörte sich das recht glaubhaft an. Zu meinem Unglück, wie sich später
herausstellen würde.
Zuerst kam aber erstmal der zweite Typ zurück und hatte ein Bündel
Geldscheine bei sich. Wir zählten das Bündel zwei mal, es war der
ausgemachte Betrag. Auch die Scheine waren echt und nicht gefälscht.
Weil ich nicht wollte, dass die Leute meinen Geldgürtel sehen, sagte ich
ihnen, ich würde schnell die Euros holen und bin in ein Geschäft. Dort
habe ich dann in einer Ecke das Geld aus dem Gürtel gefischt.
Die Übergabe des Geldes hat dann gut geklappt, habe das Geldbündel
bekommen und konnte nichts auffälliges feststellen. Aus
Sicherheitsgründen habe ich dann das dicke Bündel in eine Innentasche
meiner Hose gesteckt.
Etwa zwei Stunden später wollte ich dann die Bustickets für die
Heimfahrt nach Mafinga kaufen. So zog ich das Bündel wieder heraus,
öffnete und erschrak ziemlich: Anstatt den erwarteten zig
Zehntausenderscheine fanden sich unzählige Fünfhunderter in dem Bündel
und nur außen war ein Zehntausender gelegt worden....."Diese verdammten
&%§$"*/§!!!!!" dachte ich mir. Die Tickets konnte ich nicht kaufen
sondern ich bin dann sofort zu Polizei am Busbahnhof geeilt und habe
ihnen die Geschichte erzählt. Die Beamten bemitleideten mich erstmal und
schickten mich dann weiter an die zentrale Polizeistation...

Wie es weiter geht, erfahrt ihr bald ;-).

Grüße aus Mafinga, wo morgen der Senior Experte wieder abreisen wird.
Über die Arbeit mit ihm werde ich auch noch einen Beitrag verfassen,
keine Angst. Macht es gut,

Felix

Dienstag, 27. Mai 2008

Handyverlust :-(

Ja, ich lebe noch! Und im Gegensatz zu meinem Blog bin ich auch gesund ;-).
Leider kam ich die letzte Zeit kaum mehr zum Tippen weil es einerseits
hier viel Arbeit gibt und ich dann auch noch recht viel am Herumreisen
war. Nun versuche ich aber aber wieder regelmäßig Posts zu
veröffentlichen, weiterhin in relativ chronologischer Reihenfolge. So
also erstmal zu einem Ereignis, dass mir vor über einem Monat passiert ist:

So, nun ist es nach vielen anderen Freiwilligen auch mir passiert: Mein
Handy und ich gehen von nun an getrennte Wege....Die Trennung verlief
aber alles andere als freiwillig der Verlust trifft mich nicht nur
finanziell ziemlich. So sind neben dem Material auch noch viele Daten
verloren gegangen. Zum Glück aber nicht alles, denn ich habe regelmäßig
backups am Computer gespeichert und die allermeisten Adressen eh
synchronisiert.
Weil ich mich nicht so schnell für ein Handy entscheiden konnte , habe
ich erstmal eine Woche komplett mobilfunklos gelebt, was für mich gar
nicht so schierig war, eher für meine Umwelt, die einfach nicht mehr so
einfach Kontakt mit mir halten konnte. Nun habe ich aber wieder ein
Handy und auch meine alte Nummer wieder. Allerdings ein deutlich
einfacheres Gerät als früher, ich habe hier leider keinen Geldesel zum
Melken zur Verfügung.
Der eigentliche Klau war ziemlich unspektaklär. Ich war schon auf dem
Heimweg nach einem langen Tag auf der Suche nach verschiedenen Sachen
für die Schule, da hat mir am Askaridenkmal in Posta, Dar Es Salaam, ein
Mensch mein Handy aus der Hosentasche gezogen. Aber so dreist, dass ich
überhaupt nichts davon mitbekommen habe. Weil ich mit drei Typen ein
kurzes Gespräch hatte, dachte ich zuerst, dass sie an die Diebe seien.
Also bin ich wieder zurück zu diesem Ort und da waren sie aber schon
verschwunden. Also bin ich zur Polizei und nach einigem Warten wurde mir
versichert, ich könnte am Folgetag mit einem Polizisten in Zivil diese 3
Verkäufer versuchen zu finden.
Das haben wir dann auch gemacht und sie auch gefunden. Es hat sich
allerdings herausgestellt, dass sie es nicht gewesen waren. Also habe
ich überhaupt keinen möglichen Verdächtigen und so kann ich die Täter
auch nicht finden.
Aber wenigstens mein Handy wollte ich wiederhaben und so bin ich nach
Kariakoo, DEM Warenumschlagplatz in Dar Es Salaam gefahren und habe dort
gesucht. Schnell kam ich in eine Straße, in der nur Handys verkauft
werden und wenn man nach Gebrauchtgeräten fragt, wird man an Menschen
auf der Straße verwiesen, die einem gebrauchte Handys zu einem sehr
günstigen Preis verkaufen wollen. So orderte ich ein K750i und wir
wurden doch allen ernstes 3 solche Geräte angeboten, wo doch die Marke
Sony Ericsson in Tansania kaum verbreitet ist. Mein eigenes Telefon war
aber nicht dabei und so habe ich die Suche abgeschlossen und mich mit
dem Verlust abgefunden.

Bongo ist ein Kosename für Dar Es Salaam und dieses Wort bedeutet so
viel wie "Schlauheit, Cleverness". Und das kommt nicht von ungefähr,
denn wer hier gut leben will, braucht davon im Übermaß. Mich hat diese
Stadt nun auch geschafft und ich war sehr froh, wenn auch einen Tag
später als Oli, nach Mafinga zurückzukehren. Dort konnte man nur
schmunzeln, denn ich hätte als "Landei" aus Mafinga in den Mühlen Bongos
eh nur sehr geringe Chancen.

Nun freue ich mich schon auf ein neues, originales Handy, wenn ich
wieder in D bin und schlage mich mit der komischen Nokiatastatur herum...^^.

Ganz liebe Grüße und schaut bitte weiterhin hier vorbei, denn ich
versuche es wirklich, wieder regelmäßig zu bloggen,

Felix

Das Foto zeigt die "Müllabfuhr" in Kariakoo. Wenn das mal nicht als
sogenannte "Drecksarbeit" bezeichnen kann...

Dienstag, 20. Mai 2008

Abwesenheit....

.....die Zeit hier ist so prall gefüll, dass ich in letzter Zeit
überhaupt nicht mehr zum schreiben komme. Themen gibt es noch genug,
aber ich weiß nicht, wann ich sie tippen soll :-(. Ich habe jetzt auch
noch Besuch aus Deutschland bekommen, bin also auch ein bisschen am
Herumreisen und Land-zeigen. Heute geht es zum Beispiel an den Lake Nyasa.
Bin aber weiterhin gesund und es geht mir gut :-).
Bald kann ich Euch hoffentlich mehr schreiben.
Bis dann und Sorry für diese wenig kommunikative Zeit, denn auch bei
Emails kann ich nicht soviel schreiben wie ich gerne würde.

Liebe Grüße aus dem herbstlich-windigem aber trockenen Mafinga,

Felix

Sonntag, 4. Mai 2008

Dar mit Schal

Schon vor einiger Zeit hatte ich mir in Iringa bei Neema Crafts einen
schönen Schal gekauft. Dieser kleine und feine Laden, der leider
ziemlich auf weiße Kundschaft ausgerichtet ist, beschäftigt vor allem
behinderte Mitarbeiter. Sowohl körperlich als auch psychisch Behinderte
können so ein regelmäßiges Einkommen finden und sind unabhäging.
Ansonsten bliebe ihnen vielleicht noch irgendeine sehr einfach
Verkaufsmöglichkeit an Bushaltestellen beispielsweise, aber
normalerweise hat man mit einer Behinderung schlechte Karten und ist auf
Betteln angewiesen. Wobei mir hier noch ein Beispiel aus Mafinga
einfällt, wo ein Fahrradladen einen wirklich talentierten
Fahrradmechaniker eingestellt hat, der allerdings seine beiden Beine
nicht gebrauchen kann. Seiner Lebensfreude und seinem Engagement tut das
aber wenig.
Ein anderes Beispiel aus Mafinga ist ein jüngerer Mann, der tagtäglich
einen Plasikeimerdeckel in den Händen hält und damit Autofahren spielt.
so läuft er den ganzen Tag durch die Stadt und trägt zur Belustigung der
Leute bei. Ob ihn das stört, kann ich leider nicht sagen, ebensowenig,
woher er seinen Lebensunterhalt erwirtschaften kann.
Nun aber zurück zu diesem Schal, der komplett in Iringa gewebt wurde:
Am Tag der Abreise nach Dar haben sich bei mir leichte Halsschmerzen und
ein trockener Husten angekündigt. Vorbeugend habe ich Tonispret und
Islamoos geschluckt, was aber nichts geholfen hat und so kam der Schal
mit ins Gepäck für Dar, die eigentliche Hitzemetropole.
Und die knappe Woche, die ich dort verbracht habe, war ich dankbar
dafür, denn es einerseits aufgrund der Regenzeit, die diesen Namen
wirklch verdient, ziemlich kalt in Dar und mein Hals wollte sich so
schnell auch nicht beruhigen.
Man bekommt zwar viele Blicke, die allermeisten einfach nur Verwunderung
ausdrückend, nachgeschmissen, aber auch so manches Lob. Viele Schals
haben die Leute hier (anders als im kalten Mafinga) bestimmmt noch nicht
gesehen und haben es wohl vor allem als Modeaccessoir gewertet. Vor
allem, als ich einmal kurz an die Küste kam, sprach mich eine
Hotelangestellte darauf an und am liebsten hätte sie den Schal gleich
behalten^^.
Ob man damit noch neue Trends setzen kann? Einerseits wird vieles von
Weißen abgeschaut. Andererseits, vor allem in Bekleidungssachen, wird
nicht alles, was neu ist, übernommen. So war ich positiv überrascht, als
ich vor kurzem einige Minuten eine Fernsehshow im Format von DSDS sah.
Die Teilnehmer trugen fast aussschließlich Kleidung, die "afrikanische
Tradition" und "Moderne" geschickt miteinander kombinierten. Und es gibt
auch einen Modewettbewerb, der genau auf dieses Ziel ausgelegt ist. Wenn
man sich also etwas abseits und vom Niveau her ein wenig oberhalb der
ausschließlich chinesisch produzierten Massenkleidung "im westlichen
Stil" umsieht, kann man wirklich neues und schönes entdecken.
Hoffentlich findet das noch eine breitere Verbreitung in der
Bevölkerung. Denn besonders attraktiv finde ich einen "internationalen
Kleidungsbrei" nicht unbedingt...
Ach und mein Husten wollte sich erst wieder in Mafinga verabschieden...

Schöne Grüße, wieder schallos,
Felix

Bahnfahrt

Nachdem wir schon einige Male mit dem Zug nach Dar fahren wollten, haben
wir es nun endlich geschafft. Über einen Schüler haben wir Kontakt zu
einem Bahnangestellten in Makambako bekommen. Er hat für uns die Tickets
beschafft, die wir am Abreisetag nur noch bezahlen mussten. Am Bahnhof,
es war schon dunkel als wir ankamen, herrschte wildes Treiben und eher
Durcheinander. Tausende Päckchen und anderes Frachtgut lag auf dem Boden
herum und musste noch gewogen werden. Die Übersicht darüber dürfte wohl
nur der Wieger gehabt haben. In Hoffnung auf ein leckeres Abendessen im
Zug habe ich mir mal ausnahmsweise nichts von den Frauen gekauft, die
verschiedene Snacks wie gekochten Mais, maandazi, chapati, Maniok etc.
anboten.
Mit etwas Verspätung, aber deutlich weniger als befürchtet, kam dann der
Zug an. Er ist unglaublich lang und wird von einer amerikanischen
Diesellok gezogen. Wir konnten unser 1. Klasseabteil schnell finden und
es waren doch tatsächlich noch 2 Betten frei. Bei vielen Sachen hier
habe ich leider immer noch das Gefühl, man könnte leicht über den Tisch
gezogen werden. Aber diesmal hat alles auf unseren Tickets gestimmt.
Diese sehen übrigens aus wie die Abreiskarten, die man bei
Volksfestfahrgeschäften bekommt.
Wir haben erstmal unser Gepäck verstaut und uns dann in den
nahegelegenen Speisewagen gesetzt. Leider war das Essen weder im Preis
inbegriffen noch besonders lecker. Dafür saßen an der Bar ein paar
Männer und tranken Bier. Ein paar von ihnen sollte ich am nächsten
Morgen um 6 Uhr immer noch dort antreffen.
Doch nun erstmal zur Nacht: Auf Reisen habe ich immer meinen
Seidenhüttenschlafsack dabei, denn man weiß ja nie, wann die Decken das
letzte Mal gewaschen wurden. Wie sich nachher herausstellte, werden sie
aber ach jeder Fahrt zum Waschen eingesammelt. Das Bett, eine Pritsche
knapp 2m über dem Boden, war einigermaßen bequem und ich konnte relativ
gut schlafen. Was bei dem Geratter und Gerüttel eher an ein Wunder
grenzt. Die Gleise dieser einspurigen Strecke, die bis nach Zambia
führt, wurden in den Siebzigern von Chinesen verlegt. Das ganze wirklich
parallel hinzubekommen schien aber gar nicht so einfach gewesen zu
sein.... Und so wähnt man sich in einem Bummelzug, der auf einmal mit
über hundert über die Strecke hoppelt, während man in Wirklichkeit
gerade mal 50km/h schnell unterwegs ist. Und selbst bei diesen
Geschwindigkeiten können Züge entgleisen, wie die 4 Tankwagen, die an
einer kurvigen Stelle neben den Gleisen lagen, bewiesen.
Eigentlich wollte ich morgens den Sonnenaufgang fotografieren, aber ich
wurde von Nieselregen empfangen. Kurz nach Ifakara mussten wir dann
einen zeimlich langen Zwischenstopp einlegen. Ein Zug vor uns hatte
nämlich Probleme mit der Lok und da musste die unsrige aushelfen. So
fuhr wie zweimal davon, um nach einiger Zeit mit etlichen Güterwagons
zurück zukommen. Die Zeit nutzte ich, um in das nahegelegene Dorf zu
gehen und die verschiedensten Köstlichkeiten zu verspeisen. Ich konnte
sogar jemanden überzeugen, auf eine der zahlreichen Kokospalmen zu
klettern, um mir eine Trinkkokosnuss zu ernten und natürlich zu
verkaufen. Als mich die anderen Fahrgäste damit sahen, wollte sie auf
einmal auch welche... Und was ganz Neues konnte ich auch noch entdecken.
Nicht nur, dass ich das erste Mal Chapati mit wenig Fett gebraten
bekommen habe, sondern einen ganz neuen Snack konnte ich probieren:
unreife Reiskörner, die gewalzt und leicht gesalzen wurden. Etwas
trocken das ganze aber lecker. Erinnert ein bisschen an Haferflocken
und vielleicht könnte man es sogar als Müsli verwenden. Das wäre eine
gute Alternative zu den Kellogs, die in manchen Läden hier stehen.
Nach dem unfreiwilligen Aufenthalt ging die Fahrt weiter durch den
Selous Nationalpark. Dort könnte ich die meisten Tiere sehen, die man
auch auf Safaris antrifft. Nur kann man nicht einfach so anhalten und
fotografieren...sonst hätte mir vielleicht ein Foto gelingen können,
dass wettbewerbsreif wäre: Eine Hyäne, die in einem Schlammloch badet
und dabei einen Gesichtsausdruck hatte, als ob gerade nichts in den Welt
passieren könnte, das ihr ihre gute Stimmung verderben könne.
Weil in manchen Landesteilen bestimmte Lebensmittel besonders billig
sind, hat unser Lokführer gleich eine ganze Bananenrispe gekauft und sie
sich vorne auf die Lok gelegt. Auch mir wurden an verschiedenen Stellen
bergeweise Bananen, Zwiebeln und anderes Gemüse angeboten. Ein paar
hundert Kilometer Reise machen aus den Massen an Obst und Gemüse
wertvolle Handelsgüter auf den Märkten von Dar Es Salaam, wo die Preise
etwa doppelt so hoch sind als in Mafinga.
Nach knappen 24 Stunden im Zug kamen wir wegen der langen Wartezeit in
Ifakara in der Dunkelheit in Dar an. Wären wir nur ein paar Stunden
früher angekommen, hätten wir die olympische Fackel aus nächste Nähe
sehen können, denn an diesem Tag ging ihr Weg vom Bahnhof durch halb Dar
Es Salaam.

Für die Zugfahrt haben wir etwa 15€ gezahlt, ist also durchaus
bezahlbar. Aber auch eine 1.Klasse ist noch kein Luxus. Zumindest, wenn
man europäische Standards gewohnt ist. Eine Reise mit dem Zug lohnt auf
jeden Fall und das langsamere Reisetempo verglichen mit den Reisebussen
wird durch eine größere Sicherheit und ein besseres Kennenlernen der
durchquerten Landschaft mehr als wett gemacht. Nur allzu empfindlich
sollte man lieber nicht sein...

Boot vergessen

Hätten wir hier doch nur ein Boot...Dann hätten wir es nach Dar Es
Salaam mitnehmen können und es auch fast jeden Tag gebrauchen können.
Denn jeden Tag kamen für etwa eine halbe Stunde Ströme aus Wasser vom
Himmel. Wenn das dann auf ein funktionierendes Kanalisationssystem
trifft ist ja alles halb so schlimm. Davon träumt man aber in Dar Es
Salaam noch immer. Und so bilden sich in den Straßen keine Pfützen
sondern ganze Seen. Und weil die meisten Straßen ungeteert sind hat das
Wasser auch die entsprechende Farbe und fließt nicht aus den riesigen
Schlaglöchern ab.
Vor allem in Kariakoo, DEM Einkaufsviertel, das übersät ist mit kleinen
Läden, die so gut wie alles was billig ist, anbieten , habe ich die
plötzlichen Fluten einige Male erlebt. Wenn man nicht innerhalb von
wenigen Sekunden einen trockenen Unterstand gefunden hat, kann man sich
das Suchen schon sparen. Denn näßer kann man dann auch nicht mehr
werden. Auf einmal steht das Wasser auf den Straßen mehr als knöchelhoch
und selbst Autos haben Schwierigkeiten, noch zu fahren. So stellt man
sich ins Trockene und redet ein bisschen mit seinen Leidensgenossen
-über den Regen^^.
Wenn es dann endlich wieder aufgehört hat zu regnen krempelt man sich
die Hosenbeine hoch und beginnt mit dem Waten. Ein Boot hat natürlich
keiner der Läden im Angebot. Ganz ungefährlich wird das Waten in der
Dreckbrühe aber nicht sein, wenn man mal ein bisschen genauer auf den
Boden sieht, denn da findet sich trotz der fleißigen Müllabfuhr noch
viel Dreck und Müll. Was anderes bleibt einem aber nicht übrig, wenn man
nicht unbedingt am Platz des Unterstellens übernachten möchte.
Dieses Jahr ist der Regen übrigens besonders stark. So wurden schon
ganze Viertel überschwemmt, natürlich die der Armen. Denn sie siedeln
vor allem in Nähe des Meeres, wo sich aber das ganze abfließende Wasser
der Stadt sammelt. Wenn man eh schon fast nichts hat, wiegt eine
Überschwemmung um so schwerer. Vor allem wenn dadurch die Fundamente der
Häuser geschwächt werden. Auf Hilfe scheinen die Betroffenen aber
vergebens zu warten, obwohl ihnen die Regierung das versproche habe. Die
Reicheren der Stadt wohnen übrigens ein wenig erhöht im Hinterland...
Auch als Femke, die vorzeitig nach Deutschland zurückkehrte, abflog,
regnete es in Strömen. Auf dem Weg zum Flughafen wurde sie dann von
einem Fernsehteam angesprochen, was sie denn von dem Wetter hielte.
Daraufhin zog sie sich einen Schuh aus, schüttete ihn aus und
kommentierte "Meine Schuhe schwimmen". Es kam nur leider kein Wasser aus
dem Schuh....Ausgestrahlt wurde es dennoch. Aber wenn man eh gleich weg
ist, kann man ja noch ein wenig den Affen spielen ;-).

So konnte ich Dar nochmal eine andere Dimension des Regens erleben als
ich es von Mafinga gewohnt war. Hier scheint ja wirklich fast alles
besser zu sein^^.

Zumindest hier is die nasse Zeit aber auch schon wieder vorbei und es
beginnt leider so langsam mit dem Vertrocknen der Pflanzen.

Sonnige Grüße aus Mafinga,
Felix

Samstag, 3. Mai 2008

Felsengruß aus Iringa

Gestern getippt und heute erst abgeschickt, mangels Internet....

So, ich melde mich mal wieder auf meinem Blog. Leider bin ich immer noch
nicht dazu gekommen, die Sachen nachzutragen, die ich eigentlich noch
schreiben wollte.
Am heutigen Tag der Arbeit bin ich mit ein paar Lehrern nach Iringa
gefahren, da hier die landesweite Feier dieses Tages stattfindet. Daran
konnte ich aber leider nicht wirklich teilnehmen, da noch andere Sachen
zu erledigen waren und ich für das Department eingekauft habe. Dennoch
konnte ich einen kilometerlangen Umzug durch die Stadt sehen, bei dem
sich die verschiedensten Arbeitgeber präsentiert haben.Die allermeisten
Teilnehmer trugen einheitliche Tshirts und es wurde Blasmusik gespielt,
aber deutlich rhytmischer als ich das bisher gehört habe. Unsere Schule
hat sich scheinbar zu spät entschlossen, bei diesem Umzug auch
teilzunehmen, denn sie konnten nicht rechtzeitig die Tshirts beschaffen.
Eventuell sollen sie morgen bereitstehen....dann, wenn schon alles
wieder vorbei ist....
Der Umzug endete dann im Sportstadium von Iringa und dort waren
verschiedene Stände aufgestellt. Der Kommentar der Lehrerschaft: "Solche
Stände sind doch wirklich einfach, das sollten wir auch machen!". Dem
kann ich nur zustimmen. Aber weil ich schon zu oft enttäuscht worden
bin, indem tolle Ideen aufkamen, die aber nie in die Realität umgesetzt
wurden, habe ich ihnen vorgeschlagen, sie sollen doch jetzt schon mal
den Stand für das kommende Jahr planen und vorbereiten, denn noch sind
die tollen Ideen nicht verflogen. Würde man es jetzt nicht machen,
werden nächstes Jahr wieder die gleichen Kommentare kommen: "Solche
Stände sind doch wirklich einfach...."
Jetzt im Moment sind die Lehrer auf "Wintershopping", wie sie es selbst
genannt haben und so bin ich wenig alleine durch die Gegend gegangen.
Vielleicht unterschätze ich ja den kommenden Winter, denn
kleidungstechnisch habe ich mich noch nicht darauf eingestellt! Ganz in
der Nähe einer Beamtensiedlung habe ich einen wunderschönen
Aussichtsfelsen entdeckt. Von dem kann man das gesamte Tal des
Ruahaflusses überblicken und dem Licht-Schatten-Spiel der Wolken
zusehen. Etwa hundert Höhenmeter unterhalb dieses Felsens, wo ich
übrigens mitten im Wind diese Mail schreibe, findet Markt statt und man
kann die Stimmen und vor allem die Musik bis hier hoch hören. Da dieser
Felsen auch von der Schnellstraße Dar-Mbeya gut einzusehen ist und mit
ziemlich viel Wind gesegnet ist, wäre das bestimmt kein schlechter
Standort für eines unserer Windräder. Ich werde es mal vorschlagen. Noch
sind wir aber noch nicht fertig mit diesen Maschinen. Zusammen mit dem
Seniorexperten bauen wir im Moment noch an einem anderen Typ, einem
sogenannten Langsamläufer. Ob dieses Prinzip unsere
Stromgewinnungsprobleme lösen kann, wird sich bald herausstellen.
Soweit ein kurzes Update, wo ich gerade Zeit habe, diese paar Zeilen zu
tippen.
Übrigens ging gestern eine neue Rundmail raus. Wenn Du, liebe Leserin,
lieber Leser, auch noch ein Exemplar davon möchtest, mail mir doch bitte
kurz an: felix.radeck[äääättt]yahoo.de
Einen schönen Feiertag und nicht zuviel Arbeit,


Felix

Donnerstag, 24. April 2008

Allerlei

So, damit ihr wenigstens einen kleinen Überblick über meine letzte Woche
habt; das folgende ist passiert:

Die Bahnfahrt nach Dar war schön (siehe Foto), haben uns aber um einen
halben Tag verspätet.
In Dar haben wir die meisten Werkzeuge bekommen, wenn auch erstmal aus
der eigenen Tasche bezahlt.
Den Seniorexperten konnten wir gut empfangen.
Mir wurde mein Handy geklaut (Auch deswegen kommen wir jetzt bei weitem
nicht mehr so oft ins Netz).
Sind gut in Mafinga wieder angekommen.
Dort kamen am Samstag Yannic und und ein Tansanier an und haben bis
gestern Filmaufnahmen zu einem Lehrfilm über erneuerbare Energien gemacht.
Am Montag bin ich nach Njombe gefahren, um dem dortigen Bischof den
Seniorexperten vorzustellen.
Dienstag mussten noch Filmaufnahmen gemacht werden und ich bin in die
Stadt gefahren, um noch noch wichtige Werkzeuge zu kaufen.
Heute haben wir gleich mal 2 Überstunden eingelegt und mit der
Forschungsarbeit, zusammen mit dem Seniorexperten, angefangen.

Es ist also wirklich viel passiert und die Zeit zum Tippen ist ziemlich
rar...
Bald kann ich hoffentlich ein kleines Stückchen aus dem Zeitkuchen
herausschneiden und es dem Blog-/Emailschreiben opfern.

Liebe Grüße aus Mafinga, wo die Windradentwicklung hoffentlich bald
Früchte trägt,

Felix

Mittwoch, 23. April 2008

Abwesenheit

Liebe Leser, jetzt habe ich hier einige Zeit nicht mehr geschrieben.
Keine Angst, ich lebe noch und es geht mir gut :-). Allerdings ist es
momentan ziemlich stressig, so dass ich gar nicht zum Blogschreiben
komme. Ich hoffe, dass dich die letzte Zeit demnächst mal nachtragen kann...
Bis dahin kann ich Euch leider keinen frischen Lesestoff geben...aber
den gibt es auch hier: zeit.de, jetzt.de, utopia.de, sonnenseite.de

Das Foto zeigt die unheimlich leckeren Passionfrüchte, die momentann für
etwa einen ct pro Stück erhältlich sind :-)

Einen schönen Tag,

Felix

Samstag, 12. April 2008

und schon wieder nach Dar Es Salaam

Heute geht es mal wieder nach Bongo, wie Dar Es Salaam in der
Umgangssprache auch genannt wird. Aber nicht mit dem Bus sondern wir
haben uns Tickets für die Bahn besorgt. Sind zwar etwas teurer, aber
dafür auch erste Klasse :-). Die Fahrt dauert etwas länger als wenn man
einen Bus nehmen würde und man muss auch eine Nacht im Zug schlafen,
aber ich denke, dass das die sicherere Variante ist. Nachdem vor ein
paar Tagen mal wieder über 10 Menschen bei einem Busunfall ihr Leben
lassen mussten.
In Dar werden wir nicht nur die verschiedensten Sachen für die Schule
einkaufen sondern auch Herrn Förtsch aus Deutschland vom Flughafen
abholen. Er ist ein sogenannter "Senior Experte" und wurde von der
Schule erboten. Die Kosten für Reise etc. werden von einer Organisation
aus Deutschland übernommen, die eng mit der Schule zusammenarbeitet und
auch das Seminar der Alumni ermöglicht hat. Zusammen mit ihm, der früher
in Großkraftwerken gearbeitet hat, kommen wir hoffentlich bei der
Forschung für das Windrad ein paar große Schritte weiter. Ich bin sehr
gespannt, ob sich durch seine Anwesenheit so ein bisschen
Forschungsgeist hier an der Schule spüren lässt. Das täte nämlich nicht
schlecht...
Knappe 2 Monate wird er hier bleiben und arbeiten. Darüber werde ich
bestimmt noch ausführlicher schreiben, denn besonders viel weiß auch ich
noch nicht über ihn und seine genaue Bestimmung hier.
Am Donnerstag kommen wir wieder nach Mafinga zurück.

Liebe Grüße aus Mafinga, wo es leider Schnürl regnet ;-) ,

Felix

Die Fotos zeigen übrigens die Arbeit von heute morgen:
Das Zusammenfügen der Absorberbleche. Sie sind für eine hohe Effizienz
besonders beschichtet und kommen sogar aus München...do schaug her ;-).
Und wenn Wasser auf die Oberfläche kommt, verändert sich die
Farbe-->siehe Foto. zumindest, solange es nicht weggetrocknet ist.

Freitag, 11. April 2008

Materialeinkauf und Paketempfang

Gestern sind wir in die Stadt gefahren, um Material für einen größeren
Auftrag von 4 High-Tech Solarheatern zu beschaffen. Die Geräte werden
dann bald auf den Hütten in einem Nationalpark stehen und die
vielzahlenden Gäste von ausserhalb mit umweltfreundlich erwärmtem Wasser
versorgen. Den Auftrag haben wir erst zwei Tage zuvor bekommen und es
ist nicht normal, dass man schon so bald danach Material kaufen kann.
Dazu muss man nämlich erstmal Geld erbitten, mit dem man dann einkaufen
gehen kann. Und das kann schon mal dauern. Nicht nur, weil die
Verwaltung ab und zu nicht besonders schnell ist, sondern es ist auch
schon passsiert, dass die Handwerker eine Woche lang nicht nachgeschaut
haben, ob das Geld schon da ist. Nun habe ich mich mal ein bisschen
darum gekümmert, die Dringlichkeit erklärt und war einfach hinterher,
das Geld zu bekommen. Und das hat funktioniert:-)
So sind wir mit dem Schatzmeister zur Bank gefahren um das Geld
abzuheben und anderes Geld aufs Konto zu geben. Da das, wie schon mal
beschrieben, schon mal etwas länger dauern kann, bin ich während der
Zeit zur Post und habe die wirklich sehr nette Schalterfrau zum x-ten
mal nach meinen Paketen gefragt. Durch mein häufiges Erscheinen war sie
übrigens die erste Händlerin in der Stadt, die meinen Namen wusste^^.
Und an diesem Tag sollte ich wirklich Glück haben, denn es war endlich
mal wieder ein Paket für mich angekommen. Nach über 2 Monaten
Reise....während Briefe von hier nach Deutschland regelmäßig nur 10 Tage
benötigen. Naja, ich bin damit dann zurück zur Bank und habe erstmal den
Handwerker aufgeweckt, der im geparkten Auto ein Nickerchen gehalten
hat. Zusammen haben wir dann das Paket ausgepackt und weil gerade schon
mittag war, haben wir die ersten Süßigkeiten gegessen.
Bald darauf haben wir dann das Geld bekommen und sind zum Einkaufen
gegangen. So gut wie jeder Preis ist jetzt schon wieder gestiegen, dabei
haben wir erst vor einem guten Monat ziemlich ähnliches Zeug eingekauft.
Das ist noch keine grassierende Inflation, aber dass man das so
tagtäglich selbst bemerkt ist schon recht beunruhigend. Wir konnten aber
alle Sachen organisieren. So bin ich mit dem Schulauto wieder zurück zur
Schule gefahren, dabei habe ich ein riesiges Paket aus Glasscheiben vor
dem Schauklen bewahren müssen. Und das bei den hiesigen
"Straßen".....deutlich anstrengender, als sich das so anhört! Vor allem,
wenn trotz der Schlaglöcher 30-40km/h gefahren wird^^. Außerdem habe ich
einige Schnitte an Füßen und Händen gleich gratis dazubekommen. Aber
dass die Hände hier nicht besonders geschont werden, merkt man nach
jedem Tag im Workshop. Im Moment ist kein Finger ohne eine kleine Schnitte.
Naja, aber die Glasscheiben und ich kamen heil an.
Zusammen mit ein paar Schülern und Erick, dem anderen Handwerker, haben
wir noch auf Nyambulapi gewartet. Er hat nämlich die ganzen Bleche und
Rohre mit einem Schiebewagen transportieren lassen, da der Preis für
einen Lastwagen sich innerhalb von 2 Monaten fast verdoppelt hat.
Während dieser Zeit haben wir die verschiedensten Sachen aus dem Paket
probiert und ich möchte hier mal eine kleine Zusammenfassung geben, was
denn der Handwerker und die Schüler über das geschickte Essen geäußert
haben:
-Fruchriegel wie auch Müsliriegel kamen nicht gut an. Warum soll man
auch abgepacktes Zeug essen, wenn man die Vitamine auch frisch bekommen
kann.
-Zwieback wurde positiv aufgenommen und als "altes Brot" bezeichnet.
Diese Ähnlichkeit ist bestimmt nicht ganz verkehrt.
-Über Gummibärchen gab es geteiltes Echo, aber erst mal die Frage, wie
man die überhaupt isst: kauen, lutschen oder schlucken? Vor allem weil
sie süß sind, kamen sie an; die halb künstlichen Gemacksrichtungen
wurden aber kritisch hinterfragt.
-Das Urteil über Ritter Sport Traube Nuss viel einheitlich aus:
Lecker!!!. Nyambulapi habe ich ein ganze Tafel in der Stadt gegeben,
denn er meinte, er würde beim Schiebewagenschieben helfen,wobei etwas
schneller Zucker nicht verkehrt sein kann. Aber der Schiebewagenschieber
hat ihn letztendlich gar nicht schieben lassen, die Hälfte der Tafel war
dennoch weg ;-)
-Und die Kaugummis haben sie mir fast aus der Hand gerissen. Sowas
kannten sie schon und waren sehr überrascht über die Qualität (Wrigleys
Extra ;-) )

Allgemein ist mir da mal wieder aufgefallen, wie viel fertiges und
endlos verarbeitetes Zeug es so in Deutschland gibt. Und dann auch noch
die aufwendige und umfangreiche Verpackung. So fremd wie den Schülern
das Essen war, so war es für mich mit der Darreichungsform dessen. Es
war mir schon sehr fremd ich kann mir momentan nicht vorstellen, soetwas
in Deutschland zu kaufen. Aber ohne Haushälterin.........da wird dann
wohl doch mal der ein oder andere Riegel herhalten müssen...^^

Das habe ich gestern unter anderem so erlebt.
Heute habe ich beim Bau der Solarheater mitgeholfen und da gingen, wie
geschrieben, auch meine Hände nicht ganz leer aus...aber auch das ist so
ein bisschen normal geworden. Den pechschwarzen Metallstaub konnte ich
nur dank der Waschpaste aus Deutschland wieder loswerden, nun wird sie
also endlich richtig gefordert.

Das war das Neuste hier aus Mafinga, einen schönen Freitagabend,

Felix

Montag, 7. April 2008

Rezept der Woche VI: Chipsi Mayai

Mit einem halben Tag Verspätung gibt es das neue Rezept der Woche: Die
altbekannten Pommes mal ein bisschen abgewandelt. Das ist hier wohl das
beliebteste Essen bei den Straßenimbissen und man kann es wirklich an
jeder Straßenecke finden.
Die Schilder dieser Hütten sind oft aber ein bisschen übertrieben....:
"ChipsiCentre" nennt sich ein Pommesbrater im Nachbardorf und kann
maximal vielleicht 2 Gäste auf einmal bedienen....Aber Hauptsache, der
Name ist groß ;-)

CHIPSI MAYAI:

Zutaten:

10 große Kartoffeln

Bratöl

5 große Eier

Zubereitung:

Die Kartoffeln waschen, schälen und in Pommesgröße schneiden. Mit einem
Handtuch abtrocknen und in das heiße Bratöl zum Frittieren gegen. Wenn
sie außen schön kross und innen schon durch sind, herausnehmen.

Die Eier aufschlagen und mit einer Gabel gut verrühren. Die Pommes auf
den eingefetteten Boden einer Pfanne geben. Das Ei darüber gießen und
anbraten. Kurz bevor das Ei komplett gestockt hat, das „chipsi mayai"
umdrehen und von der anderen Seite anbraten. Wenn das Ei komplett
geronnen ist und sich eine leichte Knusperkruste gebildet hat, herausnehmen.

Am besten zusammen mit einem Gemüsesalat servieren:

Gemüsesalat:

Zutaten:

1 Gärtnergurke

3 Tomaten

1 reife Avocado

1 große Zwiebel

1 große Karotte

Salz, Pfeffer, Essig und Öl zum Abschmecken

Zubereitung:

Eine Gärtnergurke in dünne Scheiben schneiden, ebenso die Zwiebel und
die Tomaten. Die Karotten raspeln und das Avocadofleisch in kleine
Stücke schneiden. Alles zusammengeben und mit Salz, Pfeffer, Essig und
Öl abschmecken. Schmeckt hervorragend zu Pommes/chipsi mayai und macht
Ketchup überflüssig :-).

Einen guten Appetit und viel Spaß beim Kartoffelschneiden (Ihr werdet
doch wohl die Finger von den TK-Pommes lassen ;-) ),

Sonnige Grüße aus dem Land, wo die Sonnenblumen gerade so wunderschön
gelb vor dem tiefblaue Himmel blühen,

Felix