Montag, 7. April 2008

Radiokultur????

Einen schönen guten Morgen wünsche ich Euch!
Hier ist tatsächlich Feiertag (Dieses Jahr das erste Mal) und so können
wir noch einen weiteren arbeitsfreien Tag genießen. Da sind wir doch
gleich mal eine kleine Runde Joggen gegangen. Doch noch bevor wir
gemütlich frühstücken konnten, platzte unser Radio mit einer ziemlich
schrecklichen "Neuigkeit" herein. Angeblich soll eine Grundschullehrerin
eine Schülerin zu Perversereien mit einem Hund gezwungen haben. Näher in
die Details, die über den Äther gingen, möchte ich mich nicht vertiefen.
Allein eine solche Nachricht ist ja schon schrecklich genug. Was aber
der in Iringa ansäßige Radiosender, der einzige, den wir hier anstädig
empfangen können, aus diesem Vorfall gemacht hat, finde ich nur noch
respektlos und erbärmlich:
Zuerst wurde sich natürlich in etlichen Details verloren. Ob das daran
lag, dass die beiden Moderatoren männlich waren, sei dahingestellt. Zu
allem Überfluss wurde dann auch noch das Dorf und der Name der
Grundschule genannt. Für ein solches Verhalten fehlen mir echt die Worte.
Damit wird weder dem Kind noch der Dorfgemeinschaft geholfen sondern es
werden die Türen geöffnet für ein Racheverhalten, wie es in Tansania
öfters vorkommt: Mord und Totschlag, nicht nur von vermeintlichen Dieben.
Dem Aufruf, zu diesem Thema doch bitte seine Meinung zu äußern, sind
natürlich etliche Radioanrufer gefolgt. Und nicht nur einer meinte: "Ich
würde die Lehrerin sofort töten!". Bei dieser Art von Selbstjustiz, die
zwar verboten ist, aber dennoch eine weite Verbreitung hat, kann man nur
hoffen, dass die Polizei wirklich "dein Freund und Helfer" ist und einen
Prozess nach Recht und Ordnung anstatt blutiger Rache auch von Seiten
eigentlich Unbeteiligter sicherstellen kann.
Zwar meinte der Moderator, ein gesunder Mensch käme doch gar nicht auf
solch abartige Idee. Dem kann ich eigentlich zustimmen, nur fiel ihm
nicht die Absurdität seiner eigenen Aussage auf. Indem diesen Thema so
unendlich breit getreten wird, kommen bestimmt so manche Menschen
überhaupt erst auf solche oder ähnliche Ideen. Wenn er sich damit mal
nicht selbst ins Abseits katapultiert hat.....Leider erkennen die
meisten meiner Landesgenossen hier nicht eine solche Absurdität sondern
erschöpfen sich in Empörung. So zumindest meine bisherige Erfahrung. Und
so außergewöhnliche Geschichten werden natürlich auch mit Vorliebe
weitererzählt und somit über das Radiopublikum hinaus verbreitet. Ganz
schön traurig....
Auch wenn man bedenkt, dass ja nicht nur Erwachsene um diese Zeit Radio
hören....
Tiefere Analysen oder ernsthafte Diskussionen habe ich hier noch nicht
erlebt.
Dieses Thema hat doch ernsthaft den gesamten Vormittag das Radioprogramm
dominiert. Da kann man sich ja schon fast eine Bildzeitung wünschen....
In diesem gesamten Umgang mit einer solchen Nachricht, so wie ihn heute
erlebt habe, kann ich leider nicht mal ansatzweise soetwas wie eine
Journalismus- oder eben Radiokultur erkennen.
Das mag es auch in Deutschland geben, aber durch meine Auswahl der
Medien blieb ich von solchen "Nachrichten" glücklicherweise scheinbar
verschont.
Ich muss aber auch erwähnen, dass es seriöseren (Zeitungs-)Journalismus
gibt, der aber nicht sehr weit verbreitet ist. Wahrscheinlich aufgrund
von mangelnder Bildung und Geld.

Einen schönen Arbeits- :-P tag und seid froh über die große Auswahl an
Medien, bei der sich auch das ein oder andere praktische findet,

Felix

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