Mittwoch, 30. Januar 2008

Fahrrad, oder das relativ gute Ende einer langen Geschichte

Wie die Überschrift es ja schon zeigt, möchte ich ein paar Zeilen
meinem nun endlich voll funktionsfähigem Fahrrad widmen.
Wie Ihr Euch bestimmt noch erinnert, habe ich mir es Mitte November in
Mbeya zu einem ziemlich hohen Preis gekauft. Den habe ich in Kauf
genommen, weil das Rad "Moab" der Marke "Schwinn" einen wirklich soliden
Eindruck machte und ich ein Fahrrad "mit Substanz" wollte. Naja, schon
beim Transport ging etwas gründlich schief....nämlich ist das
Ausfallende abgebrochen. Das rad lag nämlich auf dem Boden des Busses
und meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet, dass dann
natürlich auch kräftig auf ihm herumgetrampelt werden würde....Wer weiß,
wovon ich rede, dem ist auch bewusst, dass das ein Teil ist, das bei
jedem Fahrradmodell verschieden ist. So ist hier schlicht unmöglich es
aufzutreiben und schicken lassen aus Deutschland ist mir auch zu viel
Aufwand gewesen und hätte zu lange gedauert. So konnte ich die Stärke
von Epoxyklebstoffen beweisen. Denn damit habe ich das Teil wieder
zusammen geklebt. Allerdings erst mit dem guten alten UHU plus endfest
war das Ergebnis wirklich tragfähig. So habe ich ein geklebtes
Ausfallende an meinen Drahtesel, wer kann das schon von sich
behaupten...;-).
Auch ansonsten musste ich eher Improvisationstalent beweisen, als meine
fahrradreparaturtechnischen Fähigkeiten von zuhause ausspielen zu
können. Da mir bei einem Missgeschick der Plastikträger des Ritzelpakets
geschmolzen ist (Ich wollte doch nur das alte Öl umweltfreundlich
verbrennen anstatt es in den Boden sickern zu lassen) musste ich alte
Nägel zersägen und sie als Abstandshalter einsetzen.
Auch das Öffnen des Ritzelpakets ist nicht auf den normalen Weg möglich
gewesen, denn hier hat natürlich niemand eine passende Nuss, so habe ich
das mit einem Kreuzschlitzschraubendreher machen müssen. Umständlich und
wenig materialschonend, aber es ging.
Neue Reifen musste auch drauf, jetzt habe ich einen wirklich fetten und
gut dämpfenden Hinterreifen und einen richtig schicken roten Vorderreifen.
Hier gibt es ausserdem scheinbar nur eine windiges Universalseil für
Schaltung und Bremsen. Damit es zu ersterer passt, musste ich erstmal
den Nippel umfeilen, aber letztendlich passte das Seil in die Schaltung.
Aber für die Bremsen, hier im hügeligen Gelände können sie teilweise
eine lebenserhaltende Funktion haben, machten sie mir keinen ausreichend
guten Eindruck. so musste ich mir Bremsseile und -hülle aus Deutschland
hab schicken lassen. Nun funktionieren die Züge aber wirklich wie
geschmiert.
Bis das bei den Bremsen auch der Fall war, musste ich noch einiges tun,
vor allem bei einem Hebel der V-Brake die Feder austauschen, die leider
gebrochen war. Dafür bog ich mir einfach eine neue aus passendem Draht
zurecht. Die abgenutzten Bremsbeläge mussten auch ausgetauscht werden,
aber auch das ging nur mit Hilfe aus Deutschland, denn die Bremsbeläge
die man hier bekommt, sind aus alten Autoreifen geschnitten und mit
Draht befestigt. Das mag ja für die Gestängebremse(wie bei Opas
Drahtesel) eines China-Rades reichen aber wenn die Bremsen wie Räder
auch blockieren sollen ist das nicht genügend...
Die Radlager wurden bei der Prozedur auch gleich geputzt und neu
eingestellt. Hier hatte jedes Rad, an dem ich ein bisschen gerüttelt
hat, ein beachtlichtes Spiel in den Lagern. Da das richtige Einstellen
auch ohne das perfekte Werkzeug nicht besonders schwer ist, frage ich
mich, warum das so ist...
Ein kleiner Schwachpunkt ist nun noch das Tretlager, das ein bisschen
spielt. Aber da es hier weder Kurbelabzieher noch eine passende
Lagernuss zu geben scheint, muss ich mich wohl damit abfinden. Auch die
Kette wurde bestimmt nicht in den idealen Intervallen ausgetauscht, aber
damit fange ich gar nicht erst an, denn sonst rutscht die neue Kette
bravurös über die alten Zahnräder...
Alles in allem bin ich mit meinem Rad wirklich sehr zufrieden und ich
konnte es schon auf zwei anständigen "Ausritten" auch in bergigem
Gelände gut testen:-). Es macht wirklich Spaß, damit durch die Gegen zu
heizen, auch wenn die Leute oft ziemlich komisch schauen. Einerseits
wegen des Tempos, aber vor allem wegen des hohen Sattels, denn
normalerweise sitzt der hier immer ganz unten, so dass ich bei manchen
Erwachsenenrädern mit den Knien am Lenker anstoße. Das mag vielleicht
ganz cool aussehen und auch bequem sein, aber vorwärts kommt man damit
nicht...
Das wäre alles so schön, hätte ich das Rad jetzt nicht aus reinster
Nächstenliebe an unseren Nachbarssohn ausgeliehen, damit er in die Stadt
fahren kann. (Warum er überhaupt gefragt hat weiß ich nicht,
normalerweise hat die Familie ein eigenes Fahrrad) Nun ist ihm bei
dieser Fahrt besagtes Ausfallende gebrochen....Wenn mir das persönlich
passiert wäre, mein Gott, dann reparier ichs halt wieder. Aber so bleibt
die Arbeit an mir hängen...Und was mich am meisten stört, dass ich kein
einziges Wort in Richtung "Entschuldigung" vernommen habe....Nun steht
das Rad wieder im Wohnzimmer und wartet, bis ich aussderhalb der
Arbeitszeit mal die Muse habe, mich der Sache anzunehmen. Mit dem Jungen
werde ich aber noch ein bisschen reden müssen.
Und ab jetzt ist die Verleihstation "Felix Radeck" bis auf weiteres
leider geschlossen.

Nun wisst Ihr also über mein theoretisch verfügbares Transportmittel
Bescheid, auch wenn jetzt vorerst wieder die Füße als solches dienen
werden ;-)

Einen guten Morgen Euch allen,

Felix

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

sag ma, um wie viel uhr stehst du jeden Tag auf?

guten morgen dir auch (3 stunden später^^)