Montag, 17. März 2008

Ab aufs Land...

....hieß es dieses Wochenende mal wieder. Wir haben Maria in ihr Dorf
begleitet, denn sie wollte dort ihren Sohn abholen. Er lebt momentan
nämlich noch bei seinem Vater, aber die Eltern haben sich getrennt und
er wird jetzt bei Maria in Mafinga wohnen. Weil das mit dem Schulwechsel
nicht so einfach ist, und sie deswegen noch ein Formular ausfüllen muss,
konnte er noch nicht mitkommen, aber auch wenn damit das Hauptziel
dieses Wochendausflugs nicht erreicht wurde, fand ich die beiden Tage
"auf dem Land" wirklich schön!
Manche der anderen Freiwilligen mögen jetzt vielleicht sagen: "Was, mehr
Land als Mafinga? Gibts nicht!" aber das stimmt nicht so ganz. auch wenn
wir hier vielleicht relativ abseits liegen sind wir doch noch gut zu
erreichen. Wir sind nämlich in die Region Mufundi gefahren und dorthin
gibt es nur eine Sand/Matschpiste, die aufgrund der vielen passierenden
Lastwägen, die alle Teeblätter transportieren, übersät mit Schlaglöchern ist
Wir wollten eigentlich schon um 9 Uhr vormittags am Stand in Mafinga
losfahren und waren auch pünktlich. Nur waren wir zuerst ziemlich
alleine. Das wäre praktisch, denn dann hat man viel Platz im Dalla
Dalla, doch das Problem daran ist, dass es gar nciht erst losfährt bis
es nicht voll ist. Und voll heißt hier nun mal wirklich voll....so
mussten wir noch etwa zwei Stunden warten, aber das war dank der
Erdnüsse, die ich nebenbei naschte nur halb so schlimm. Es gibt hier
seit ein paar Tagen nämlich richtig leckere Erdnüsse, die noch mit der
Schale verkauft werden. Sie sind noch nicht ganz reif und werden dann
mit ein wenig Salz gekocht. Ganz anders als die "TV-Erdnüsse" in D aber
unheimlich lecker!
Schon viel früher als eigentlich gedacht mussten wir auch schon wieder
aussteigen. Dann ging es noch 5 km in das Dorf von Maria. Auf dem Weg
hat sich Oli ein Tuch als Sonnenschutz umgehängt, aber schon ein paar
Minuten später waren dicke Wolken gekommen. Und kurze Zeit später fing
es auch an zu regnen und zu gewittern. Nach dem Gewitter vom Freitag
hatte ich dann doch ziemlich Angst vor Blitzen, auf dieser
Hochebene....Es ist uns und auch den Schulkindern, die gerade auf dem
Weg nach Hause waren, nichts passiert. Bis auf dass uns eines der Kinder
doch gleich zu sich nach Hause eingeladen hat. Weil das aber noch so
weit gewesen wäre, haben wir uns bei einem andern Haus, dessen Besitzer
auch Maria nicht kennt, untergestellt und haben einige Zeit im Trockenen
gewartet. Auf dem weiteren Weg in Richtung des Hauses von Marias Bruder
haben wir dann noch ein Relikt von japanischer "Entwicklungshilfe"
gesehen: Eine große Lagerhalle, die aber völlig leer stand und so
langsam ihrem Verfall preisgegeben wird. Ein Dorfler hat uns erklärt,
das die Erbauer einfach das Teil gebaut hätten, es aber keine Struktur
gäbe, wie das jetzt genutzt werden könnte. Was ich mich aber frage:
Warum kann man sich nicht "einfach?" als Kleinbauern zusammenschließen
und zusammen das große und dann vielleicht auch praktische Gebäude
nutzen? Vielleicht auch deswegen, weil es hier einfach keine große
Lagerhalle braucht...Ich kann es nicht sagen. Manch einer träumt aber
davon, auf dem Gelände eine Berufsschule aufzubauen. Mehr als ein vager
Traum ist das aber leider noch nicht.
Bei Marias Bruder zuhause wurden wir sehr herzlich Willkommen gehießen
und bekamen auch gleich Ugali als verspätetes Mittagessen. Ich muss
ehrlich sagen, gerade wenn man sich körperlich angestrengt hat, ist
dieses Essen wirklich lecker. Und da kann ich das Erstaunen der Dörfler
wirklich gut verstehen, die sich sehr darüber gewundert haben, dass man
in Deutschland ein Leben ohne Ugali führt...
Wir sind dann nachmittags, wie man es wahrscheinlich auch in D oft
machen würde, noch ein bisschen spazieren gegangen und haben uns ein
bisschen im Dorf umgesehen. Dabei habe ich mir bei einer Frau
Passionsfrüchte gekauft: "Was kosten den die Passions?" -"50Shillingi!"
-"Das kann doch gar nicht sein, das ist doch ein Preis für Weiße! Das
ist mir zu teuer" Daraufhin schaute die Verkäuferin nur komisch und eine
dabiestehender Frau erklärte mir: "Das ist der Preis für einen ganzen
Liter."
Und ich dachte an eine einzige Frucht....Naja, ich bekam mindestens 20
Passionsfrüchte für umgerechnet etwa 3 ct.....Ob ich jemals wieder im
Supermarkt oder gar auf dem Viktualienmarkt einkaufen werden kann....Ich
glaube kaum ;-).
Am nächsten Morgen bin ich extrafrüh aufgestanden und habe mir die
Kamera geschnappt. Bin dann auf einen der großen Steine geklettert, die
hier einfach in der Landschaft herumliegen (Woher sie kommen, weiß ich
leider nicht, aber Olis Version von Eiszeitübrigbleibseln stimme ich
nicht ganz zu. Vielleicht härtere Gesteinsbrocken aus tiefen
Erdschichten, die der Verwitterung standhalten....noch so ne Frage, mit
der man den Erdkundelehrer gut beschäftigen kann, oder?) und habe auf
die wärmende Sonne gewartet, denn auch hier kann es nachts ziemlich kalt
werden.
Wie so nach und nach mit dem aufsteigenden Licht auch das Dorf aufwacht
ist schön zu beobachten und dass mir einfach verwundert begegnet wird,
daran habe ich mich einfach schon ziemlich gewöhnt. Dabei gibt es hier
sogar ein paar Weiße, denen die Teeplantagen gehören. Nicht einmal 2 ct
bekommt ein Arbeiter pro kg gepflückte Teeplätter. Bis zu 70kg soll eine
Person pro Tag schaffen können-ich kann es mir kaum vorstellen. Meine
Frage, ob auf den Plantagen auch Kinder arbeiten würden, wurde aber zum
Glück verneint, aber dass das wirklich zu 100% so ist, mag ich hoffen,
aber richtig glauben kann ich das nicht...
Ein Kind haben Oli und ich aber ziemlich geprägt und ich hoffe, dass es
keine bleibenden Schäden (Alpträume) davonträgt: Wirklich immmer, wenn
uns das etwa uns gesehen hat, hat es angefangen zu weinen. Und das an
den beiden Tage, an denen wir da waren...wir konnten machen was wir
wollten, sobald es uns erblickt hat, ging das Geschreie los. Zum Glück
war anderen Kindern die Hautfarbe komplett egal, oder sie wirkte sogar
etwas anziehend auf sie.
Diesen Palmsonntag haben wir nicht in der Kirche verbracht, es wären
auch 4 Stunden Messe gewesen. Interessant wäre es aber dennoch gewesen.
Aber auch so konnte ich das erste Mal wirkliche Palmblätter und keinen
Buchsbaum sehen, die die Menschen an diesem Tag in ihren Händen hielten.
Dazu haben die Weihnachtssternbäume ihr prächtiges Kleid gezeigt, das
jeden Gärtner neidisch werden lassen würde.
Am Freitag, als es auch in Mafinga heftig gewitterte, hat es hier
ziemlich gehagelt. Die ganzen Maispflanzen schauen alle ziemlich
mitgenommen bzw wirklich zerfetzt aus. Hoffentlich wird die Ernte nicht
allzusehr darunter leiden, denn die Menschen hängen hier wirklich 1:1
von den Erträgen ihrer Felder ab.
Nachmittags habe ich dann in vollen Zügen entspannt. Ich habe mich zu
einem Nachbarn von Marias Bruder unter das Sonnensegel gelegt und
einfach genossen. Nebenbei ein paar Wörter Deutsch beigebracht. Und
erklärt, dass Nudeln aus Weizenmehl bestehen und man sie auch ganz
einfach selbst herstellen kann. Die Menschen dachten, Nudeln wäre wie
Pbst und würde an Bäumen wachsen...Und auch wir bekamen noch was Neues
geschenkt: Man gab uns einen ganzen Korb voll "Masaai" mit. Das ist eine
Frucht/Gemüse (Der Name erinnert doch sehr an den Volksstamm aus dem
Norden Tansanias:::), das ich davor noch nicht gegesehen habe. Es sieht
wie eine Mischung aus Gurke und Zierkürbis aus.
Danach sind wir nochmal spazieren gegangen und haben dabei gesehen, wie
Bambussaft abgezapft wird, der dann zu einem leicht alkoholischen
Getränkt vergoren wird. Ulanzi erinnnert ein bisschen an Ferderweißer,
ist aber noch ein bisschen saurer. Auch haben wir das erste Mal
Artemisin gesehen. Die ein bisschen an Kamille erinnernde Pflanze wird
hier auf Feldern angebaut und dann getrocknet und verkauft. Das wichtige
daran ist, dass daraus sehr wirksame und zuverlässige
Malariamedikamente hergestellt werden. Ein solches hat auch meine
Erreger zu Fall gebracht.
Viele Zeit haben wir aber auch sitzend im Wohnzimmer verbracht, das von
oben bis unten mit bunten Zeitungen geschmückt war. Eine der Sprachen
erinnerte uns an Holländisch, aber eine Internetadresse endete mit:
..co.za . Ist das Sambia? Nicht nur, dass vor allem viele Weiße
abgebildet waren verwunderte mich, sonder nauch dass verschiedene
Dell-Laptops beworben wurden. Wie abstoßend eigentlich so
Hochglanzwerbebrschüren von Mega-Supermärkten sein können, scheine ich
erst jetzt zu bemerken.
Abends haben wir dann noch im Schein einer Petroleumlampe ein großes
Mahl genossen und dabei auch mal wieder ein bisschen Fleisch gegessen.
Gleich danach ging es aber auch schon ins Bett für den müden Felix, denn
schon um 6 Uhr morgens sollte der Bus nach Mafinga abfahren. Und das tat
er auch. Neben schreienden Kindern habe ich dann noch ein paar Minuten
wertvollen Schlaf gesammelt, wild durchgeschüttelt von all den
Schlaglöchern.
Pünktlich ging es dann in Mafinga wieder zur Arbeit.
Da das Dorf doch deutlich näher als anfangs gedacht ist, werden wir es
bestimmt nochmal mit den Fahrrädern besuchen.
Einen schönen Abend, hoffentlich gewitterfrei und ohne Kleinkinder, die
beim Anblick eines Weißhäutigen gleich Weinen ;-),

Felix

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

.co.za scheint in südafrikanischen domains vorzukommen...vielleicht erklärt sich dadurch auch die europäisch anmutende sprache?