Dienstag, 12. Februar 2008

Iringa-Besuch

So, gestern ging es nach längerer Zeit mal wieder nach Iringa.
Einerseits um Gesundheitsuntersuchungen nach der überstandenen Malaria
zu machen aber vor allem um ein paar spezielle Sachen einzukaufen. Wie
beispielsweise gute Marmelade :-), Lötfließmittel und Netzkabel. All das
konnte ich nach mehr oder weniger langem Suchen auch bekommen. Auch habe
ich gleich die Chance genutzt, ein "weißes Blutbild" machen zu lassen,
wie mir aus Deutschland angeraten wurde. Das fiel gut aus, so dass ich
die Malaria scheinbar schadlos überstanden habe, was mir auch mein
Gefühl schon seit Tagen sagt.
Aber dass ich dann auch noch in eine andere Dispencery gerannt bin, hat
andere Gründe. Ich wollte mir nämlich eine leckere Scheibe frischer
Ananas gönnen, aber scheinbar hatte da eine Biene was dagegen.....So
fand ich einen Bienenstachel in meinem Gaumen steckend wieder.
Allerdings war beim Ausgespuckten keine Biene dabei. Kann es sein, dass
eine Biene in eine Ananas sticht (aus welchen Gründen auch immer) und
dass man dann den Stachel isst? Ich kanns mir nicht wirklich vorstellen.
Zumindest bin ich dann ziemlich schnell in die nächste Dispencery
geschossen und habe dort die Sachlage erklärt. Die meinten nur: "Mit dem
Doktor sprechen: 300 Shillingi" Auch späteres Zahlen wollten sie nicht
akzeptieren und so durfte ich erstmal warten, bis sie das Wechselgeld
zusammen gesucht haben. Dann gings zum Doktorzimmer, der mich auch
gleich als nächsten hereinließ. Er meinte, es gäbe ein Mittel, das
praktisch als Gegengift wirkt und die Schwellung verhindert. Er schrieb
den Namen auf den Zettel und damit ging ich dann in eine Apotheke, wo
sie mir 4 Tabletten ohne irgendeinen Zettel gaben. Ich solle alle 12
Stunden eine Tablette nehmen. Naja, ich nahm eine einzige und nach ein
paar Stunden wars wirklich, als ob nichts gewesen wäre. Das Mittel heißt
übrigens "Celestamine" und stammt von Schering. Die anderen Tabletten
habe ich nicht genommen, da einfach alles schon wieder gut war. Nach
diesem Zwischenfall ging ich erstmal eine Zeit lang mit
zusammengepressten Lippen durch die Gegend...;-)
Ausserdem hatte ich mich mit einem Freund (Joseph Nyimbo) verabredet. Er
hat schon am MLVTC eine Ausbildung im RE-Department abgeschlossen und
setzt jetzt die Schule fort. Er fängt gerade mit "form 3" an, das
etspricht der in etwa der 10. Klasse in Deutschland. Und jetzt ratet
mal, welches Alter der "Bursche" hat? Fünfunddreißig Jährchen und schon
vier Kinder hat er und hat nun beschlossen, soweit zu lernen, wie er
kommt. Wenn alles gut geht bis zur Uni. Das finde ich schon ziemlich
respektabel, in diesem Alter sich noch zu sagen: Eigentlich will ich ja
mehr, probier ichs doch einfach mal, es zu erreichen. Noch dazu sind die
finanziellen Umstände alles andere als einfach, aber er wurschtelt sich
so durch. Und er ist wirklich ein aufgeschlossener, gebildeter aber
dennoch wissbegieriger junger Mann, der weiß was er will.
Naja, zumindest hatten wir uns in einem schönen Laden verabredet, der
Produkte verkauft, die von Behinderten hergestellt werden (

www.neemacrafts.com ). Ich hatte den Weg ein bisschen falsch
eingeschätzt und so kam ich ein bisschen zu spät, aber bis zu dem Laden
kam ich gar nicht, denn er hat mich schon auf dem Weg dorthin abgefangen
und wir machten eine andere Uhrzeit aus, denn er musste wieder zurück in
den Unterricht. Knappe 2 Stunden später komme ich wieder zu dem Laden
und da steht er schon. Ich schaue auf die Uhr und sehe :15:05 Uhr. Habe
ich doch glatt die fünf Minuten der Höflichkeit in die falsche Richtung
interpretiert... Naja, zumindest meinte er, ich hätte ich dem
tansanischen Zeitgefühl schon wirklich gut angepasst und ich muss
ehrlich gestehen, dass ich mich sehr über seine Pünktlichkeit und sein
exaktes Zeitgefühl gewundert habe ;-). Zumindest konnte ich ihm endlich
einen Verkäufer dieses besagten Ladens vorstellen, der bei sich zuhause
Solar installiert haben möchte und so bekommt er vielleicht bald einen
Kunden und kann damit sein Budget ein bisschen aufbessern. Was heißen
soll, dass er sich ein paar mehr Bücher kaufen wird. Zumindest lud er
mich zu sich nach Hause ein, denn wenn ich schon mal in Iringa sei, dann
könnte ich doch auch mal über Nacht bleiben.
Gesagt getan und so stiefelten er, sein Mitbewohner und ich in einen
Aussenbezirk der von deutschen Kolonialisten gegründeten Stadt und ich
lud beide ersteinmal auf einen Maiskolben ein. Dann kamen wir endlich zu
dem Haus, in dem sie zusammen ein Zimmer bewohnen. Vllt 12m²
vollgestellt mit Betten, Couch, Stühlen und Tischen. Hier stellte sich
auch heraus, dass die beiden heute Abend noch umziehen möchten weil der
Vermieter grundlos die Miete erhöht hatte und da bot ich natürlich meine
Hilfe an. So schleppte ich Tische und Betten durch die Wohngegend und
trug damit zur allgemeinen Belustigung und Verwunderung bei. Das ganze
Zeug wurde in ein Zimmer eines anderen Hauses gestellt, das auch nicht
größer als das andere war und den beiden nun als Zwischenlösung dient.
Sie suchen nämlich noch eine Unterkunft, die Platz und einen günstigen
Preis gut kombiniert. Wenn jemand von Euch also ein größeres Zimmer für
umgerechnet etwas weniger als 20€ im Monat zu vermieten hat-ich kann
vermitteln ;-)
Zu Abend gegessen haben wir dann scheinbar bei Freunden der beiden (Ich
hab das bis jetzt noch nicht wirklich durchgeblickt), wo ich auch für
alle eine Soda (Limo) ausgegeben hatte. Zwar störe ich mich an der "Der
Weiße hat doch eh immer Geld im Überfluss"-Rolle, aber so eine Soda ist
jetzt nicht besonders teuer und ich gebe gerne eine Gegenleistung, wenn
mir ein Bett angeboten wird. Ich konnte dort gut schlafen und wurde
trotz der niedirgeren Lage und der fehlenden Moskitonetze nicht
gestochen. Auch wenn ich, wie gesagt, immer noch nicht weiß, bei wem ich
da jetzt genau geschlafen habe...
Heute morgen habe ich dann noch ein paar ausstehende Einkäufe erledigt
und habe die Stadt pünktlich zum einsetzten Starkregen wieder verlassen.
Ich konnte zum Glück noch einen Laden finden, der uns die benötigten
Aluminiumprofile aus Dar bestellen kann. So kann es auch schon bald mit
dem Panelbau losgehen :-).
Der Ausflug wurde also ein bisschen länger als zuerst geplant. Aber wenn
sich so spontane Möglichkeiten ergeben und sie nicht andere Pläne
durchkreuzen, finde ich es spannend und erlebnisreich sich ihnen zu
stellen. So erlebt man immer mal wieder was Neues.
Immer noch sehr regnerische, un"afrikanische" Grüße aus Mafinga,

Felix

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

weißt du, was mich interessieren würde ist, wie flexibel du im hinblick auf arbeitszeiten bist, denn wenn ich das richtig verstanden habe, hast du ja nicht wirklich welche, geschweige denn wirst du im hinblick darauf irgendwie kontrolliert!

D.h. du könntest theoretisch auch einfach mal 2 tage in iringa verbringen, ohne irgendwie überstunden anschreiben zu müssen (was dir in afrika inzwischen wahrscheinlich schon irrsinnig deutsch vorkommt ;-)...)

also die frage ist, wie deine arbeitszeiten aussehen MÜSSEN, oder ob du nur aus eigenem antrieb arbeitest!?
Ich meine andere von uns (FSJ) haben Karten mit denen sie zur Mittagspause auschecken müssen :-)

So wird das ja bei dir eher nicht sein...
müsst ihr vll. stattdessen irgendwelche fortschritte zu gegebenen zeiten vorweisen? wie sieht das dann in der praxis aus?


Aus dem kalten und sonnigen Grafing (bin grad in der Arbeit)

Dein unterrichtsabsagender
Jakob

Anonym hat gesagt…

zu deinem regenklima:
die ITC (ca. da wo die sonne 90° am Himmel steht) ist gerade in deinem bereich. wegen der inensivern sonneneinstrahlung ist die verdunstung extrem hoch, es bilden sich infolgedessen niederschläge. der wind wird passatwind sein, der aus luftmassen besteh, die über euch hochgestiegen sind, südl. oder nordl. abgewandert sind, an den wendekreisen nach unten sinken und dann wieder zu euch zurückwehen.
du kannst im inet einfach unter "passatkreislauf" schauen.
(was du nicht alles verpasst hast, nur weil du in der kollegstufe kein ek hattest... ;)
Bye bye, Jara