Dienstag, 26. Februar 2008

Reise nach Songea

So, nun komme ich endlich dazu, ein paar Zeilen zu meiner Reise nach
Songea zu tippen. Am Dienstag um 5 Uhr in der früh bin ich aufgestanden
und kurz bevor ich gehen wollte, klopfte noch unser Chef an die Türe und
zusammen mit ihm habe ich noch ein Foto aus seinem Büro geholt. Die
Fahrt ziemlich angenehm, der Bus halb leer. Die Landschaft war
streckenweise ziemlich verschieden von der unsrigen hier, aber leider
sehr von Wald- und Buschbränden mitgenommen. Bei genauerem Hinsehen habe
ich nämlich gemerkt, dass die sattgrünen Hügel vor allem von einer Sorte
Farn bewachsen sind. Es stehen nur noch wenige Bäume im Vergleich zur
ursprünglichen Vegetation, die man an Ecken noch entdecken konnte. Aber
auch der Mensch versucht sich, dieses Land anzueignen. Auch an den
steilsten Hängen wurde noch abgeholzt und Felder für den Maisanbau
angelegt. Nicht nur, dass damit wertvoller Lebensraum für Tiere
verschwindet, durch die unvermeidbare Erosion wird das Ernteglück nicht
allzulange anhalten und neue Flächen müssen geschaffen werden.....ein
Teufelskreis.
Ob die Besiedlung erst durch die wirklich gute Straße in Schwung kam,
kann ich nicht sagen, ich vermute es aber eher nicht. Hier habe ich so
das erste Mal wirklich gemerkt, welche Probleme das rasante
Bewölkerungswachstum mit sich bringen kann.
Naja, ich kam dann nachmittags im warmen Songea an und bin dann gleich
weiter gefahren nach Peramiho, einer kleine Benediktinerabtei, die schon
über hundert Jahre auf dem Buckel hat. Was bin ich erschrocken! Auf
Fotos konnte ich das Flair nicht so festhalten, aber ich war richtig
verstört von der Bauweise dieses "Klosters": Eine riesengroße Kirche
umgeben von vielen, dreistöckigen Gebäuden. Dazu richtig hohe Mauern und
das alles aus Backsteinen gemauert. Ich weiß nicht, warum ich von diesem
Anblick anfangs so verstört wurde, aber ich denke mal, es war diese
ungewohnte Ordnung und das massive Erscheinen dieses Komplexes. So viele
rechte Winkel sieht man in Tansania halt normalerweise nicht...meine
Augen müssen sich schon ziemlich an die weit verbreitete
"Wackel-Schief-und Trotzdem hälts"-bauweise bewöhnt haben...;-)
Und das Erstaunen blieb auch, als ich die Druckerei betrat. Ein ganzer
Raum voller alter, gut funktionierender Heidelberger Druckmaschinen.
Immer wieder diese präzisen, unendlich wiederholbaren Bewegungen der
Druckmaschinen, wo man in diesem Land doch vor allem Improvisation
großschreibt und damit fast kein Ding einem anderen gleicht.... Für mich
Kontrast pur. Da konnte mich auch nicht mehr die Villeroy&Boch-Toilette
überraschen, deren Spülung noch dazu einfach so funktioniert. Auch aus
dem Wasserhahn kam Wasser. Einfach ungewohnt. Aber den Vogel schoss
einer der Brüder ab, der mich am Folgetag morgens zum "Chai" =
"Vormittagstee" einlud. Lag da doch ernsthaft eine Wurst auf dem
Tisch...Besonders Lust hatte ich daruaf nicht, aber ein Angebot schlägt
man ja nicht aus und probieren schadet nicht. Sie schmeckte nicht
besonders gut, aber Wurst ist eh nicht mein Lieblingsgericht.
2 Tage habe ich dann in Folge bei den Benedikterbrüdern gearbeitet,
dabei sogar die Mittagspause mit dem Neugestalten des Schulkalenders
verbracht und mich dann über die minutengenaue Pünktlichkeit der
Mitarbeiter gewunder, die um genau 13:45 Uhr zurückgekommen sind.
Auch habe ich die Bekanntschaft mit einem Bruder aus Franken
geschlossen, der normalerweise im Kloster Schwarzach (oder so ähnlich)
lebt und nun für 2 Jahre nach Tansania gekommen ist. Dass ein Mönch mit
InDesign und PhotoShop umgehen kann, hatte ich auch nicht unbedingt
gedacht...Er bekam gleich am ersten Tag nach seiner Ankunft in Dar Es
Salaam ein Weißwurstfrühstück serviert. Ich kann mir vorstellen, dass er
ein ziemlich anderes Tansania kennenlernen wird....Naja, ich konnte den
Kalender fertigstellen und dann zum Schluss noch schnell einen Irrtum
aufklären, denn die Druckerei hatte einen komplett anderen Auftrag
abwickeln wollen als die Schule eigentlich bestellt hatte.
Und weil zu diesm Zeitpunkt Anouk und Alev gerade in Mbinga waren und
uns danach in Mafinga besuchen wollten, habe ich beschlossen, diese
Stadt auch noch zu besuchen. Das erste Mal in Tansania, dass ich auf den
so berüchtigten Sandpisten Bus gefahren bin, aber ich fand die drei
Stunden Fahrt gar nicht so schlimm. Mbinga liegt zwischen Songea und dem
Lake Nyasa und ist nicht an das Stromnetz angeschlossen. Seit ein paar
Tagen gibt es dennoch ein Stromnetz, denn es wurden riesige Generatoren
aufgestellt, die die Stadt nun mit Strom versorgen, die vorher dank
vieler kleiner Generatoren Strom bekommen hat. Naja, eine besonders
große Verbesserung in Sachen Umwelt ist das meiner Meinung nach
nicht...vor allem nicht, wenn Anouk und Alev gerade bei einem Seminar
mitarbeiten, das sich mit Jatropha und der Treibstoffgewinnung aus
dieser Pflanze beschäftigt. Also eine wirklich gute Alternative, wenn
man beim Anbau nicht viel falsch macht.... Aber vielleicht braucht "Gut
Ding" einfach Weile...
Auch dieses Semiar fand auf kirchlichem Boden statt, diesmal aber von
Nonnen geführt. Auch unter ihnen gab es ein paar deutsche. In diesem
Gebiet ist die Konzentration an deutschen Kirchenmitarbeitern ziemlich
hoch und in ihrer eigenen kleinen Welt gibt es oft viele Sachen, die ich
jetzt gar nicht so als typisch deutsch gesehen hätte, die es oft aber
sind: Pünktlichkeit, Ordnung, Kulinarisches,...
Bei der Besteigung des Glockenturms konnte ich mal wieder meiner
Höhenangst ins Gesicht blicken, sie aber auch ein bisschen bekämpfen, in
dem ich mich ihr gestellt habe und die wackeligen, frei schwebenden
Leitern hoch-, und auch wieder heruntergestiegen bin.
Ausser in Dar Es Salaam, wo ich scheinbar ziemliches Glück hatte, habe
ich noch nicht in einem Guesthouse geschlafen.Und weil man Fehler ja so
gerne öfters macht, habe ich auch nach der ersten schlechten Erfahrung
nicht dazu gelernt und mir auch beim zweiten Guesthouse nicht ZUERST die
Toiletten angesehen....So durfte ich mit Taschenlampe Duschen und den
Innenhof mit Kakerlaken teilen. Auf den Toiletten war Luft anhalten
angesagt und mich kann man nun auch "Der, der die Mückennetze flickt"
bezeichnen. Herzlichen Dank an die zuverlässige Klebekraft von
Leukotape, ohne die diese mückenstickfreie Reise nicht möglich gewesen
wäre^^. Nun weiß ich aber, wie man sich am besten für eine Nacht
unterbringt, ohne nicht gleich seine Komfortansprüche komplett über Bord
werfen zu müssen.
Zusammen mit den beiden Arusha-Girls bin ich dann Samstag Mittag nach
Mafinga zurückgekehrt, wo scheinbar die Sonne schon auf uns gewartet hat
:-).
Alles in allem eine wirklich schöne Gegend und ich kann mir vorstellen,
nochmal vorbeizukommen.
Lang konnte ich leider nicht in Mafinga bleiben, denn morgen früh geht
es schon weiter nach Arusha, Marathon ist angesagt. Danach hoffen wir
aber, eine Zeit lang wieder in Mafinga bleiben zu können und straight
forward in Sachen Arbeit voranzuschreiten.

Einen gemütlichen Abend,

Felix

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

na...dann bekommst du von mir nächstes mal halt sojawürste...

Ulrich hat gesagt…

Beim Lesen deines Reiseberichtes wird mir richtig warm, das liegt wohl auch daran, dass es hier einfach verdammt kalt ist und ich mich dahin wünsche, wo du gerade bist.
Dass ein Mönch mit Photoshop und InDesign arbeitet, find ich etwas lustig. So etwas erwartet man wirklich nicht. Und noch dazu in Afrika. Aber man lernt eben nie aus, gell?

LG von Ulli