Mittwoch, 10. Oktober 2007

Dorfhochzeit

Wir haben den ersten Newsletter für die DTP-Homepage ( www.d-t-p-ev.de )
geschrieben. Er wurde mittlerweile veröffentlicht und ich stelle ihn
auch auf meinen Blog. Er handelt von unserem Besuch auf einer
Dorfhochzeit in Ikwete, einer kleinen Siedlung in der Nähe von
Makambako, ~100km von Mafinga entfernt.

Die erste Dorfhochzeit!

Nur knapp zwei Wochen, nachdem wir hier in Mafinga angekommen waren und
uns ein bisschen eingewöhnt hatten, wurden wir bereits von einem
Handwerker des RE-Departments, der im Nachbarhaus wohnt, auf seine
Hochzeitsfeier eingeladen. Wir hatten zwar auch schon in Dar es Salaam
eine Hochzeit erleben dürfen, aber eben eine städtische und waren auch
nur beim Vorbeigehen hereingebeten worden und nicht wie jetzt,
persönlich eingeladen. Außerdem fand die Hochzeit auf dem Land statt und
wir konnten im Gegensatz zu manch anderen Gästen sogar schon freitags
anreisen, obwohl die Feier samstags stattfand.

Um in das Dorf zu kommen, ging es für uns zunächst rund 2 Stunden mit
dem Bus nach Makambako ( größere Nachbarstadt ) und anschließend zu
zweit auf einem Fahrrad immer weiter in die Wildnis. Denn in der Tat
hatte man das Gefühl mit jedem Meter, mit dem man sich von der
Hauptstraße entfernte, auch mehr und mehr in das ländliche Leben
einzutauchen. Schließlich tauchten wir so etwa 10km in das Landleben
ein, dass heißt: kein Strom und keine Straße sondern nur Trampelpfade,
Erosionsrinnen und Lehmhütten.
Im Gegensatz hier zu Mafinga, gab es nur sehr wenig Bäume, die
Landschaft war aber ebenfalls sehr trocken und staubig, aber immer
wieder von Bambus und anderen Büschen bewachsen. Ansonsten war bei
unserer abendliche Ankunft, vor allem der kräftige Wind und der
wunderbare Sonnenuntergang prägend.
Abgesehen von der Natur und der Umgebung wurden wir am ersten Abend
zunächst aber vor allem von der Gastfreundschaft überrascht. Wir
besuchten mehrere Familie, wurden überall aufs herzlichste begrüßt und
auf Zucker mit Tee (sie würden es vielleicht andersrum sagen ;-)) oder
Soda eingeladen. Die Krönung kam aber erst etwas später:
Nachdem wir zunächst gedacht hatten, die Kinder, die mit uns zu unserer
Schlafstätte gingen, würden Brennholz tragen, durften wir eine halbe
Stunde später feststellen, dass da ein Bett für uns aufgebaut wurde. In
der ersten Nacht waren wir wirklich so fertig, dass wir beim Licht einer
Kerosinlampe selig in diesem Bett davonschlummerten. Aber selbst am
zweiten Abend, der Hochzeitsnacht, bestanden die Gastgeber darauf, dass
wir dieses Bett benutzten, obwohl sie selbst dabei auf dem Boden auf
einer Bastmatte schlafen mussten.
Die Hochzeitsfeier selbst fand schließlich am nächsten Nachmittag statt,
nachdem das Brautpaar nach der Kirche in einem Auto, umtanzt von Frauen
und Kindern des Dorfes, wie in einer Prozession beim extra aufgebauten
Bambus-Festzelt eingetroffen war.
Umgeben von hunderten bunten Tüchern, die die Wände und Decke
schmückten, wurde dann rund 5 Stunden mit mindestens 200 Menschen
gefeiert. Während der meisten Zeit wurden dabei tanzend Geschenke der
verschiedenen Gruppen und Familien überreicht. Trotz ausgelassener
Stimmung hielt man sich dabei sehr genau an den "Timetable" für die
Reihenfolge des Vortanzens und auch jeder noch so kurze Weg wurde exakt
im Takt der Musik zurückgelegt. Wir durften dabei mit den anderen Gästen
aus Mafinga zusammen die Feier als Ehrengäste im vorderen Bereich des
Festzelts verbringen und konnten so das gesamte Treiben sehr gut
mitverfolgen. Natürlich hatten auch wir an die Geschenke gedacht:
"Gutschein" für einen Alternator für ein Windrad beim Haus seiner Eltern
und dazu noch "deutsche Kleinigkeiten" wie eine Apfel (einen solchen
haben sie noch nie in ihrem Leben gesehen!), Schokolade uns Stifte für
die drei Kinder. Leider Wussten scheinbar alle außer uns den Zeitpunkt
unseres "Auftritts", sodass wir auch hier für ein bisschen Verwirrung
gesorgt haben. Unter johlendem Gejubel konnten wir unsere Geschenke
überreichen. Äpfel schmecken den beiden übrigens sehr ;-) .
Später ging die Feier dann nämlich in ein großes Essen über, es wurden
große Eimer voller Reis, Kohl, Bohnen, Hühnchenfleisch und Kartoffeln
angeschleppt und unter allen Gästen verteilt.
Erst danach verlor die Feier etwas ihre Form und es wurde nun im
Halbdunkel auch allgemein getanzt. Auf den Moment, in dem wir uns auch
von den Stühlen erhoben und anfingen zu tanzen, schienen fast alle
gewartet zu haben. Fast augenblicklich bildete sich eine Traube aus
begeistert jubelnden Kindern, die nun selbst ganz vergaßen zu tanzen.
Mangels Platz konnten wir dann auch bald nicht mehr tanzen und wurden
stattdessen als Englischlehrer für die Kinder "missbraucht".
Während nun die Abbauarbeiten bereits anfingen, die Autobatterien für
die Musik allmählich leer waren und man mangels Lampen kaum noch etwas
sehen konnte, löste sich die Feier allmählich auf.
Für uns wurde der Abend dann noch einmal mit Zucker und Tee zu Hause bei
den Trauzeugen abgerundet.
Auf Grund von Gedanken über die bereits beschriebene Schlafsituation,
der wunderbaren Bewirtung, die in keinem Verhältnis zum sonstigen
Lebensstandard war und den allgemein etwas gegensätzlichen Erfahrungen
lagen wir schließlich noch etwas länger wach.
Am nächsten Morgen bekamen wir noch von einem Bauern, den wir zuvor
kennen gelernt hatten eine Tüte Bohnen geschenkt, und bei der
Versteigerung der Sachspenden in der Kirche wurde für uns sogar noch
eine Tüte Mais ersteigert.

Beladen mit diesen Geschenken, wunderbaren Erlebnissen und vielen
herzlichen "Karibu tena!!" (gerne wieder willkommen) verließen wir
Sonntags Mittag das Dorf. Diesmal in einem Taxi, weil der Bräutigam
sonst all die Geschenke nicht hätte transportieren können. Dazu zählen
unter anderem neben verschiedensten Lebensmitteln und Haushaltsgeräten
auch zweit lebendige Hühner.
Froh eine solche Hochzeit und die Lebensumstände kennen gelernt zu
haben, ging es später im Bus zurück nach Mafinga, wobei wir uns Gedanken
machten, wie wir diese Erfahrungen aus dieser "so anderen" Welt, denn
einordnen können. Müde und den Kopf voller Gedanken schliefen wir in
unseren eigenen Betten ohne Gewissensbisse schnell ein.

Das erste Bild zeigt das Hochzeitsauto, ein Taxi welches über den 10km
langen Fussweg extra aus der Stadt gekommen ist, in welchem sich das
Brautpaar zur Kirche fahren lässt. Fröhlich und ausgelassen begleitet
von Frauen und Kindern.
Darauffolgend Oli umgeben von einer großen Schar Kinder für die wir eine
wirklich große Attraktion gewesen sind und welchen wir ein paar
englische Worte erklären sollten.
Abschließend noch ein Bild, welches die ausgelassene, fast schon wilde
Stimmung der Gäste vor dem Einlass in das Bambus-Hochzeitszelt zeigt.

So, das war eine Zusammenfassung einiger Geschehnisse auf der Hochzeit.
Es war dort nochmals ein ganz anderes Leben als hier in Mafinga, aber es
hatte durchaus seinen Reiz....

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