Mittlerweile sitze ich daheim auf dem Sofa und tippe diese Zeilen. Nun 
kann ich auch ein bisschen mehr schreiben als vorhin auf der 
Handytastatur, deswegen moechte ich euch den ganzen Besuch nochmals 
mitteilen:
Morgens um 8 Uhr hatten wir uns mit Mzungu verabredet, da er uns bei 
seinem Besuch im Waisenhaus Makalala mitnehmen wollte. Puenktlich, wie 
wir hier immer noch sind, waren wir fertig , durften dann aber noch 
mindestens eine gute halbe Stunde auf sein Erscheinen warten. Als er 
dann endlich kam, holten wir noch eine Finnin ab, die in einer Art 
Kindergarten etwa 1km von unserer Schule entfernt die letzten 8 Monate 
gearbeitet hat und naechste Woche wieder zurueckfliegen wird. Das Wort 
"Mzungu" bedeutet eigentlich soviel wie "Weisser, Europaeer, Mensch mit 
Geld...." und dieses Wort bekommt man oft, vor allem von Kindern, 
hinterher gerufen. Vor allem wenn man sich in kleineren Doerfern bewegt. 
Oli und ich sind uns noch nicht klar, ob das beleidigend oder neutral 
gemeint ist. Vielleicht kann man das aber auch nicht so allgemein sagen 
sondern es gibt verschiedene Defenitionen von diesem Wort. Umso 
erstaunlicher, dass der Schueler genauso heisst...Er erklarte uns, dass 
seine Eltern schon frueh gestorben sind und er deshalb in einem 
Waisenhaus gross geworden ist. Von dort kennt er auch die Leiterin des 
von uns besuchten Waisenhauses. Er nennt sie ganz einfach "Mama". Sie 
ist Italienerin und nannte ihn wohl scherzhaft Mzungu, denn er hat keine 
Attribute eines Weissen.....Dieser Spitzname ist ihm wohl geblieben, 
denn jeder nennt ihn so, wie doppeldeutig das auch immer sein mag. Das 
erinnert mich dann doch sehr stark an "Dusche"...;-)
Zusammen waren wir also 4 "wazungu" (die Mehrzahl dieses Begriffes).\ 
auf dem Weg nach Makalala.
Nach einem ca. 7 km langem Fussmarsch entlang einer schnurgeraden 
Sandpiste, auf der ab und zu Lastwaegen und Auto vorbei rauschten und 
dabei eine riesige Staubfahne hineter sich herzogen, kamen wir zu dem 
Gelaende. Es wurde, wie wir spaeter erfuhren, erst vor 4 Jahren der 
Grundstein gelegt und vor einem Jahr nach 3 Jahren Bauzeit fertig 
gestellt. Auf dem Gelaende sind mehrere kleine Haeuser fuer verschiedene 
Zwecke.
Wir gingen gleich in das Haus der Kinder und was mir als allererstes 
auffiel war die Musik, die in mittlerer Lautstaerke aus einem kleinen 
Radio lief: richtig schlechter Techno, welcher so etwa 10 Jahre auf dem 
Buckel hat, unter anderem Scooter. Die Kinder in diesem Raum sassen alle 
auf einer Decke in einer Ecke und bewegten sich kaum. Manche hatten 
Spielzeug in ihren Haenden, aber alles in allem machten sie einen sehr 
ruhigen, ja fast statischen Eindruck. Ich weiss nicht, ob das den Alltag 
darstellt, aber falls das so sein sollte, faende ich das traurig. Denn 
ich kann mich noch gut daran erinnern, als Kind die Freiheit gehabt zu 
haben, immer in Bewegung sein zu koennen. In den beiden Raeumen weiter 
hinten standen dann die Betten der Kinder und dort waren dann auch noch 
kleinere Kinder, welche oft nichteinmal ein Jahr alt waren.
Die Kinder sind alle aus einem Grund hier: Sie haben keine Eltern mehr, 
denn diese sind gestorben. Wie uns die Leiterin spaeter (beim Essen) 
mitteilte, wurden die meisten Eltern Opfer des HI-Viruses. Die Kinder, 
welche von ihren Verwandten hierher gebracht und kostenlos versorgt 
werden, haben aber, betonte sie, kein AIDS. Wir konnten das fast nicht 
glauben, denn oft haben die Kinder auch AIDS, wenn ihre Eltern das Virus 
hatten. Aber anscheinend koennen sie sich sehr gluecklich schaetzen, 
sich nicht mit dieser Seuche herumschlagen zu muessen.
Nach den ersten Annaeherungen (auch hier sind manche Kinder 
aufgeschlossener und andere schuechterner, wer haette es gedacht...) gab 
es fuer die Kleinen Essen (Kartoffelbrei mit Wirsinggemuese). Das war 
die Gelegenheit dafuer, dass wir in das Haus der italienischen Leiterin, 
welche meiner Schaetzung nach etwa 30 Jahre alt ist, gehen konnten. Dort 
wurde dann fleissig gekocht und durch fluechtige Blicke in Richtung der 
Kueche konnte ich mit Freude feststellen, dass es Pasta geben wird. Das 
Essen (Makaroni mit Tomatensosse, Salat aus Karotten, Tomaten, Paprika 
und Zwiebeln) schmecke wirklich vorzueglich und wir konnten erst 
aufhoeren, als die Toepfe leer waren. Oli beschrieb das Gefuehl sehr 
treffend: "Man ist zwar satt und kann eigentlich nichts mehr essen, doch 
allein des Geschmackes wegen kann man nicht aufhoeren!". Als Nachtisch 
gab es dann noch einen sehr leckeren Obstsalat und da bereuten wir es 
auch schon, zuvor schon so viel gegessen zu haben. Ich konnte von den 
leckeren Fruechten nicht genug bekommen, das schienen die Gastgeber 
bemerkt zu haben und so stellten sie mir die Obstsalatschuessel mit dem 
restlichen Obst drin hin und ich loeffelte die ganzen Vitamintraeger weg....
Den kroenenden Abschluss bildete der frisch gebruehte Espresso aus 
feinsten Arabica-Bohnen. Da musste ich feststellen, wie sehr ich doch 
den Geruch vermisse, wenn das Koffeingetraenk gebrueht wird. Ich muss 
versuchen, eine Espressokanne aufzutreiben, denn nun kann ich mich nur 
noch schwer mit unserem Instantkaffee abfinden....;-)
Nach dem Essen ratschten wir noch auf Englisch, aber selbst in dieser 
universellen Sprache ist es schwierig, zu kommunizieren, denn oft ist 
die Sprachkenntnis nicht besonders gross...Wir stellten dann aber fest, 
dass wir alle auch Franzoesisch konnten, aber beim Sprechen konnten wir 
einfach nicht mehr die richtigen Woerter finden und so kam es zu einem 
grossen Sprachen-Wirr-Warr. Da blieben wir dann doch beim Englischen, 
das die am Tisch versammelten Sprachen Kiswahili, Italinenisch, 
Finnisch, Franzoesisch und Deutsch am besten auf einen Nenner brachte.
Danach gingen wir wieder zu den Kindern und auf meine Frage: "Mnapenda 
kucheza sasa?" (Wollt ihr jetzt spielen?) kam kraeftiges Nicken zurueck. 
Naja, so beschaeftigten wir uns mit den Kindern auf vielfaeltige Art und 
Weise: Wir nahmen sie auf unsere Schultern, gaben ihnen unsere 
Woerterbuecher, welche sie mit grossem Interesse durchblaetterten, 
gingen mit ihnen zu den Tieren, die auf dem Gelaende gehalten werden, 
spielten Hoppe-Hoppe-Reiter, nahmen sie an den Haenden und drehten uns 
um unsere eigene Achse, so dass sie praktisch Karusell fahren konnten 
und und und....
Die Stimmung daempften wir uns selbst so ein bisschen, denn wir dachten 
ab und zu an den Grund, weshalb die Kinder ueberhaupt hier sind. Wenn 
man dann auch noch die Kindersterblichkeitsrate im Hinterkopf hat, 
faellt es einem schwer, ganz ungetruebt froehlich zu sein. Allerdings 
hilft diese Schwermuetigkeit nicht und vor allem haben die Kinder nichts 
davon. Ich hoffe, ich konnte ihnen meine ganze Aufmerksamkeit schenken, 
denn das haben sie wirklich verdient!
Ihnen und uns machte das ganze sehr viel Spass und da wir eine Einladung 
fuers Wiederkommen bekommen haben, werden wir uns bestimmt nochmal sehen.
Zurueck wurden wir dann mit dem Jeep gebracht. Mit 90 Sachen ueber eine 
staubige Sandpiste zu donnern hat auch was. Und wenn man innerhalb des 
Autos sitzt, ist der Staub, den man hinter sich herschleppt, auch nicht 
ganz so schlimm....^^.
Alles in allem hat uns der Ausflug sehr gefallen, wir waren begeistert 
mit den Kindern am herumtollen und wir konnten sogar das meiner Meinung 
nach beste Essen bisher hier in Tanzania geniessen!
Ich denke, die Fotos erklären sich von selbst....Naja die weisse Hand 
ist die meinige und das Bild in schlechter Qualität zeigt mich beim 
Vernichten des Obstsalates, natuerlich mithilfe des geeigneten 
Werkzeuges ;-)
Mit lieben Gruessen aus Mafinga, wo sich der von uns aufgewirbelte 
Sandstaub mittlerweile wieder gelegt haben duerfte,
Felix


 
 
2 Kommentare:
mehrere Leute haben festgestellt dass in Makalala die Kinder zu wenig tun, Ihnen zu wenig geboten wird.
anonym ist Henri.
Mit dem Motorrad.
hospitalrepairs@yahoo.com
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