Sonntag, 16. September 2007

Das Waisenheim in Makalala

So, da bin ich wieder...

Mittlerweile sitze ich daheim auf dem Sofa und tippe diese Zeilen. Nun
kann ich auch ein bisschen mehr schreiben als vorhin auf der
Handytastatur, deswegen moechte ich euch den ganzen Besuch nochmals
mitteilen:

Morgens um 8 Uhr hatten wir uns mit Mzungu verabredet, da er uns bei
seinem Besuch im Waisenhaus Makalala mitnehmen wollte. Puenktlich, wie
wir hier immer noch sind, waren wir fertig , durften dann aber noch
mindestens eine gute halbe Stunde auf sein Erscheinen warten. Als er
dann endlich kam, holten wir noch eine Finnin ab, die in einer Art
Kindergarten etwa 1km von unserer Schule entfernt die letzten 8 Monate
gearbeitet hat und naechste Woche wieder zurueckfliegen wird. Das Wort
"Mzungu" bedeutet eigentlich soviel wie "Weisser, Europaeer, Mensch mit
Geld...." und dieses Wort bekommt man oft, vor allem von Kindern,
hinterher gerufen. Vor allem wenn man sich in kleineren Doerfern bewegt.
Oli und ich sind uns noch nicht klar, ob das beleidigend oder neutral
gemeint ist. Vielleicht kann man das aber auch nicht so allgemein sagen
sondern es gibt verschiedene Defenitionen von diesem Wort. Umso
erstaunlicher, dass der Schueler genauso heisst...Er erklarte uns, dass
seine Eltern schon frueh gestorben sind und er deshalb in einem
Waisenhaus gross geworden ist. Von dort kennt er auch die Leiterin des
von uns besuchten Waisenhauses. Er nennt sie ganz einfach "Mama". Sie
ist Italienerin und nannte ihn wohl scherzhaft Mzungu, denn er hat keine
Attribute eines Weissen.....Dieser Spitzname ist ihm wohl geblieben,
denn jeder nennt ihn so, wie doppeldeutig das auch immer sein mag. Das
erinnert mich dann doch sehr stark an "Dusche"...;-)

Zusammen waren wir also 4 "wazungu" (die Mehrzahl dieses Begriffes).\
auf dem Weg nach Makalala.

Nach einem ca. 7 km langem Fussmarsch entlang einer schnurgeraden
Sandpiste, auf der ab und zu Lastwaegen und Auto vorbei rauschten und
dabei eine riesige Staubfahne hineter sich herzogen, kamen wir zu dem
Gelaende. Es wurde, wie wir spaeter erfuhren, erst vor 4 Jahren der
Grundstein gelegt und vor einem Jahr nach 3 Jahren Bauzeit fertig
gestellt. Auf dem Gelaende sind mehrere kleine Haeuser fuer verschiedene
Zwecke.

Wir gingen gleich in das Haus der Kinder und was mir als allererstes
auffiel war die Musik, die in mittlerer Lautstaerke aus einem kleinen
Radio lief: richtig schlechter Techno, welcher so etwa 10 Jahre auf dem
Buckel hat, unter anderem Scooter. Die Kinder in diesem Raum sassen alle
auf einer Decke in einer Ecke und bewegten sich kaum. Manche hatten
Spielzeug in ihren Haenden, aber alles in allem machten sie einen sehr
ruhigen, ja fast statischen Eindruck. Ich weiss nicht, ob das den Alltag
darstellt, aber falls das so sein sollte, faende ich das traurig. Denn
ich kann mich noch gut daran erinnern, als Kind die Freiheit gehabt zu
haben, immer in Bewegung sein zu koennen. In den beiden Raeumen weiter
hinten standen dann die Betten der Kinder und dort waren dann auch noch
kleinere Kinder, welche oft nichteinmal ein Jahr alt waren.

Die Kinder sind alle aus einem Grund hier: Sie haben keine Eltern mehr,
denn diese sind gestorben. Wie uns die Leiterin spaeter (beim Essen)
mitteilte, wurden die meisten Eltern Opfer des HI-Viruses. Die Kinder,
welche von ihren Verwandten hierher gebracht und kostenlos versorgt
werden, haben aber, betonte sie, kein AIDS. Wir konnten das fast nicht
glauben, denn oft haben die Kinder auch AIDS, wenn ihre Eltern das Virus
hatten. Aber anscheinend koennen sie sich sehr gluecklich schaetzen,
sich nicht mit dieser Seuche herumschlagen zu muessen.

Nach den ersten Annaeherungen (auch hier sind manche Kinder
aufgeschlossener und andere schuechterner, wer haette es gedacht...) gab
es fuer die Kleinen Essen (Kartoffelbrei mit Wirsinggemuese). Das war
die Gelegenheit dafuer, dass wir in das Haus der italienischen Leiterin,
welche meiner Schaetzung nach etwa 30 Jahre alt ist, gehen konnten. Dort
wurde dann fleissig gekocht und durch fluechtige Blicke in Richtung der
Kueche konnte ich mit Freude feststellen, dass es Pasta geben wird. Das
Essen (Makaroni mit Tomatensosse, Salat aus Karotten, Tomaten, Paprika
und Zwiebeln) schmecke wirklich vorzueglich und wir konnten erst
aufhoeren, als die Toepfe leer waren. Oli beschrieb das Gefuehl sehr
treffend: "Man ist zwar satt und kann eigentlich nichts mehr essen, doch
allein des Geschmackes wegen kann man nicht aufhoeren!". Als Nachtisch
gab es dann noch einen sehr leckeren Obstsalat und da bereuten wir es
auch schon, zuvor schon so viel gegessen zu haben. Ich konnte von den
leckeren Fruechten nicht genug bekommen, das schienen die Gastgeber
bemerkt zu haben und so stellten sie mir die Obstsalatschuessel mit dem
restlichen Obst drin hin und ich loeffelte die ganzen Vitamintraeger weg....

Den kroenenden Abschluss bildete der frisch gebruehte Espresso aus
feinsten Arabica-Bohnen. Da musste ich feststellen, wie sehr ich doch
den Geruch vermisse, wenn das Koffeingetraenk gebrueht wird. Ich muss
versuchen, eine Espressokanne aufzutreiben, denn nun kann ich mich nur
noch schwer mit unserem Instantkaffee abfinden....;-)

Nach dem Essen ratschten wir noch auf Englisch, aber selbst in dieser
universellen Sprache ist es schwierig, zu kommunizieren, denn oft ist
die Sprachkenntnis nicht besonders gross...Wir stellten dann aber fest,
dass wir alle auch Franzoesisch konnten, aber beim Sprechen konnten wir
einfach nicht mehr die richtigen Woerter finden und so kam es zu einem
grossen Sprachen-Wirr-Warr. Da blieben wir dann doch beim Englischen,
das die am Tisch versammelten Sprachen Kiswahili, Italinenisch,
Finnisch, Franzoesisch und Deutsch am besten auf einen Nenner brachte.

Danach gingen wir wieder zu den Kindern und auf meine Frage: "Mnapenda
kucheza sasa?" (Wollt ihr jetzt spielen?) kam kraeftiges Nicken zurueck.
Naja, so beschaeftigten wir uns mit den Kindern auf vielfaeltige Art und
Weise: Wir nahmen sie auf unsere Schultern, gaben ihnen unsere
Woerterbuecher, welche sie mit grossem Interesse durchblaetterten,
gingen mit ihnen zu den Tieren, die auf dem Gelaende gehalten werden,
spielten Hoppe-Hoppe-Reiter, nahmen sie an den Haenden und drehten uns
um unsere eigene Achse, so dass sie praktisch Karusell fahren konnten
und und und....

Die Stimmung daempften wir uns selbst so ein bisschen, denn wir dachten
ab und zu an den Grund, weshalb die Kinder ueberhaupt hier sind. Wenn
man dann auch noch die Kindersterblichkeitsrate im Hinterkopf hat,
faellt es einem schwer, ganz ungetruebt froehlich zu sein. Allerdings
hilft diese Schwermuetigkeit nicht und vor allem haben die Kinder nichts
davon. Ich hoffe, ich konnte ihnen meine ganze Aufmerksamkeit schenken,
denn das haben sie wirklich verdient!

Ihnen und uns machte das ganze sehr viel Spass und da wir eine Einladung
fuers Wiederkommen bekommen haben, werden wir uns bestimmt nochmal sehen.

Zurueck wurden wir dann mit dem Jeep gebracht. Mit 90 Sachen ueber eine
staubige Sandpiste zu donnern hat auch was. Und wenn man innerhalb des
Autos sitzt, ist der Staub, den man hinter sich herschleppt, auch nicht
ganz so schlimm....^^.

Alles in allem hat uns der Ausflug sehr gefallen, wir waren begeistert
mit den Kindern am herumtollen und wir konnten sogar das meiner Meinung
nach beste Essen bisher hier in Tanzania geniessen!

Ich denke, die Fotos erklären sich von selbst....Naja die weisse Hand
ist die meinige und das Bild in schlechter Qualität zeigt mich beim
Vernichten des Obstsalates, natuerlich mithilfe des geeigneten
Werkzeuges ;-)

Mit lieben Gruessen aus Mafinga, wo sich der von uns aufgewirbelte
Sandstaub mittlerweile wieder gelegt haben duerfte,

Felix

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

mehrere Leute haben festgestellt dass in Makalala die Kinder zu wenig tun, Ihnen zu wenig geboten wird.

Anonym hat gesagt…

anonym ist Henri.
Mit dem Motorrad.
hospitalrepairs@yahoo.com