Montag, 3. September 2007

Endlich in Mafinga!!!

Liebe Freunde, Unterstützer und alle anderen Leser!

Gestern sind Oli und ich nachmittags hier in Mafinga eingetroffen. Endlich haben wir etwas mehr Zeit, Ruhe und Gelegenheiten, unsere Erfahrungen mit euch (hoffentlich treuen) Lesern zu teilen. Möglich ist das ganze dank modernem Handy mit viel Telefonguthaben, Laptop und viel Geduld ...;-)

Ich versuche jetzt die vergangenen 2 Wochen Revue passieren zu lassen und mich dabei hoffentlich auf die wesentlichen Sachen beschränken, denn sonst würde das alles den Rahmen sprengen. Denn Eindrücke und Erlebnisse hatten wir wirklich en masse.

Anfangen möchte ich mit den Vorbereitungen zur Anreise:

Die Anreise:

Von Emirates ist das Gepäcklimit für diesen Flug auf 20kg Reise und 7kg Handgepäck festgelegt. Anfangs dachte ich, damit werde ich keine Probleme haben, bin ich es doch durch meine Radtouren gewöhnt, mich auf das Nötigste zu beschränken. Doch was ist das Nötigste für ein ganzes Jahr in einem Land mit komplett anderem Klima? In etwa 35kg… Soviel hatte ich zusammen, nachdem ich alles zusammengepackt hatte, das ich unbedingt mitnehmen wollte/musste. Ein paar Kilo konnte ich dann noch weglassen, doch ich fuhr mit beachtlichem Übergepäck zum Flughafen. Zur Not wollte ich das Übergewicht von dort nach Hause schicken, um es dann von dort nach Mafinga geschickt zu bekommen. Dick angezogen (2 Jacken, lange Hose) um Gewicht zu sparen ging ich zum Einchecken. Und meine Taktik hatte Erfolg, die Waage zeigte nur noch 19,8kg an. Allerdings hätte ich nicht so viel Auffuhr darüber machen müssen, denn andere hatten bis zu 26kg und mussten nichts zahlen. Anschließend haben wir uns von den anwesenden Eltern verabschiedet und sind zum Gate gegangen. Leider hatte ich keinen Fensterplatz bekommen, aber auch so war der Start spektakulär, denn der Pilot ließ es so richtig krachen bzw. beben, indem er beim Starten einen Take-Off machte und gleich mit Vollgas loslegte. Das Essen war gut, aber auch nicht besonders. Ich kann nicht wirklich verstehen, warum Emirates dafür so oft ausgezeichnet wird… In Dubai sind wir nachts um 22 Uhr angekommen. Wegen Kapazitätsmangel mussten wir über die Treppe aussteigen. Dabei wurden wir fas umgeworfen von der enormen Hitze, die um diese Zeit hier immer noch herrschte. Auf einem Bildschirm wurden 36°C angezeigt und es wurde auch den Rest der Nacht nicht kühler. Wir beschlossen, mit dm Bus in die Stadt zu fahren und dort umzusehen. Wir kamen in ein älteres (~30 Jahre ;-) ) Viertel und tranken dort leckere Fruchtcocktails. Dann gingen wir noch ans Meer und an der Uferpromenade entlang zurück Richtung Flughafen. Dort wurden wir überrascht von der großen Anzahl an Menschen, die hier nur leicht bekleidet auf dem blanken Boden schliefen und ausser ihrer Kleidung nichts bei sich hatten. Diese Wanderarbeiter, vor allem aus Bangladesh und Indien waren also eine der vielen Kehrseiten des „Wirtschafts/Tourismuswunder Dubai“. Mit einem Taxi fuhren wir zurück in den „Kühlschrank“, denn der Flughafen wird wirklich deutlich niedriger als auf eine angenehme Temperatur gekühlt. Nachdem wir ~1km zu unserem Gate gelaufen sind, erhielten wir die Nachricht, dass das Flugzug nun woanders abfliegen wird. Deswegen ging es an das andere Ende des größten Flughafens, auf dem ich bisher gewesen bin. So schöne Rolllaufbänder wie in München gibt hier noch nicht so oft. Nach dem Abheben konnte man deutlich die vielen Swimmingpoole und bewässerten Gärten sehen, die sich so unharmonisch in die Wüste rund um die Stadt „einpassen“

Der Flug nach Dar Es Salaam dauerte wenig über 5 Stunden und als ich (diesmal hatte ich einen Fensterplatz bekommen) das erste Mal afrikanischen Boden sah, wurde mir klar, dass ich hier nun für ein Jahr bleiben werde. Immer niedriger flogen wir über das ostafrikanische Küstenland um letztendlich über Dar hinweg zum

Flughafen zu fliegen

So gestaltete sich also unsere Ankunft in Tanzania. Doch das ist eigentlich falsch, denn wir hatten nur wieder festen Boden unter den Füssen, in Tanzania waren wir damit noch lange nicht! Denn nun ging es darum, ein Visum für die nächsten 90 Tage zu bekommen. Was sich eigentlich ganz einfach anhört, gestaltete sich zu einer regelrechten Geduldsprobe. Nach etwa einer Stunde anstehen konnte wir endlich unsere Visaanträge abgeben. Einige Stunden später konnten wir dann auch wieder unsere Reisepässe in Empfang nehmen und das Flughafengebäude verlassen. Auch hier wurden wir, allerdings nicht ganz so schlimm wie in Dubai, von der grossen Hitze überrascht, die draußen herrschte. Dort wartete schon Tanja zusammen mit Olivia, der tansanischen TASEA-Leiterin auf uns. Wir wurden alles sehr herzlich umarmt und stiegen nach der Begrüßung in den bestellten Bus. Dieser war für europäische Verhältnisse vielleicht etwas überfüllt, denn wir mussten uns schon ziemlich zusammenquetschen, um Platz zu finden. Ich „durfte“ sogar stehen. Aber solchen Reisekomfort werden wir hier nicht mehr so oft erleben können. Auf der Fahrt zur Universität, die im Norden der Stadt liegt, konnte ich dann sehen, dass in den traditionellen Transportmitteln, Dalla-Dallas, die Menschen auch zum großen Teil während der Fahrt stehen. Man kann sie am ehesten mit asiatischen Kleinbussen etwas älterer Bauart vergleichen und in ein solches Gefährt passen dann schon mal 20 Menschen. Man kann dann auch nicht mehr umfallen, denn um einen herum ist einfach kein Platz dafür. Allerdings muss der Kopf einiges wegstecken, denn Schlaglöcher werden nicht unbedingt mit Vorsicht genommen und das Dach des Busses ist auch nicht besonders hoch.

Auf der Fahrt konnten wir dann sehr schnell das „echte“ Afrika sehen mit seinen vielen Menschen, die neben der Strasse, welche sich in einem maroden Zustand befindet, alle möglichen Sachen verkaufen. Angefangen bei Obst, über Betten und Kieselsteine bis zu lebendigen Hühnern. Die enorme Vielfalt der neuen Impressionen überschwemmte mich fast, doch wir kamen damit noch nicht in Kontakt, denn auf dem Uni-Gelände war ziemlich wenig los, als wir ankamen. Schnell suchten wir unsere Zweierzimmer auf. Die Jungs im 2.Stock, die Mädels ein Geschoss darunter. Nachdem wir unsere 30kg Gepäck abgestellt hatten, ging es in Richtung Toiletten, denn das war für uns doch ein etwas größeres Fragezeichen. Doch die Befürchtungen hatten sich nicht unbedingt bestätigt: Als Toiletten werden hier die „normalen französischen“ Klos bezeichnet. Allerdings, wie wir schnell feststellen mussten, ist im Spülkasten nicht immer Wasser. Dieses muss man sich selbst aus einem Eimer schöpfen. Zum Glück sind die Toiletten aber sehr sauber, genauso wie die Duschen. Die kalten Duschen sind auch eine sehr willkommene Abkühlung, denn bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit klebt die Haut regelrecht, vor allem nachdem man in einem Dalla-Dalla mitgefahren ist.

Das Seminar/Sprachkurs

Die erste Nacht unter den Moskitonetzen war sehr gut, denn wir waren alle sehr müde von der langen Anreise und dem doch etwas anderen Klima. In der Früh haben wir dann alle verglichen, wer wie viele Stiche abbekommen hat. Oli und ich sind zum Glück leer ausgegangen, aber andere waren regelrecht übersät mit Stichen. Das gute an den Stichen hier ist, dass sie meistens schon nach einigen Stunden aufhören zu jucken und nicht wirklich anschwellen. Man kann nur hoffen, dass die Stiche nicht von einer mit Malaria infizierten Mücke kamen. Das erste Frühstück , das wir während dieser guten Woche in der Kantine einnehmen werden, war ein wenig gewöhnungsbedürftig, denn es gab viele neue Speisen wie zum Beispiel Andasi, (eine Art Krapfen ohne Füllung, der so ähnlich wie Quarkbaellchen schmeckt, frittierte Teigtaschen mit einer Hackfleisch-Gemüse-Füllung, Chapati (einer Art Pfannkuchen, den man aber ohne Beilage oder Aufstrich isst) und schwarzen Tee. Wahlweise mit oder ohne Milch. Ich persönlich finde, dass er mit Milch sehr gut und vor allem weicher schmeckt.

Mittags aßen wir ebenfalls dort. Dann gibt es aber Reis, Gewürzreis, Maisbrei, Bananeneintopf und Bohnensuppe. Das Essen ist anscheinend jeden Tag dasselbe, also nicht besonders abwechslungsreich. Mir schmecken alle Nahrungsmittel, doch das geht nicht allen von uns so. Allgemein ist das Essen hier sehr fettig und vor allem sättigend, von großer Abwechslung kann nicht gesprochen werden. Probleme mit der Verdauung hatte ich bis jetzt zum Glück auch noch keine und auch sonst plagen mich keine Weh-Wechen.

In Dar hatte wir jetzt 10 Tage Sprachkurs, die unsere Kenntnisse in Kiswahili weiter vertiefen sollten. Vor allem haben wir die Grammatik gelernt, die Wörter kommen dann vor allem beim Sprechen mit den Leuten. Wir können schon einiges sagen, aber für eine gute Konversation muss man noch ins Englische springen. Ich bin mir aber sicher, dass die Sprachkenntnisse vor allem jetzt, wo wir viel Kontakt zu Menschen haben werden, kommen werden.

Unser Sprachlehrer, der uns täglich am Vormittag unterrichtete, war ein sehr netter junger Mann namens Mohammed. Er kommt aus Zanzibar und ist dort Mitglied der Opposition. Außerdem schreibt er für die Zeitung und verfasst nebenbei Gedichte und Bücher. Nichts desto trotz hat er schon 4 Kinder, bei denen er es aber auch belassen möchte.

Nachmittags unternahmen wir verschiedene Ausflüge um die Stadt kennen zu lernen und um das täglich Leben zu sehen, das während der Semesterferien auf unserem Campus ja nicht zu erleben war. Unter anderem Einkaufen, Telefonnummern besorgen, Tickets kaufen….

Einen freien Tag hatten wir zur Mitte des Seminars. Wir sind zum Strand gefahren, der wirklich das ist, was man sich unter einem tropischen Traumstrand vorstellt: Palmen, blaues Wasser und weißer Strand. Wir genossen die Zeit dort und konnten und endlich richtig entspannen und uns vom Lernen erholen.

Am Ende sollten wir dann noch in Dreierteams im Rahmen einer Stadtralley verschiedene Aufgaben lösen. Wir alle konnten sie mit Bravour lösen und kamen auch wieder pünktlich und unbeschadet zurück.

Abends waren wir immer sehr müde, einerseits geht die Sonne ja schon um halb 7 unter, andererseits strengen die Temperaturen doch sehr an und noch dazu sind wir von dem Programm immer recht gefordert gewesen.

Der Abschied und Reise nach Mafinga:

Der Abschied von den anderen Freiwilligen, die während der letzten Zeit zu engen Freunden geworden sind, fiel mir relativ schwer. Aber spätestens in 4 Monaten zum Zwischenseminar werden wir uns alle wieder treffen.

Wir mussten schon um 4 Uhr in der früh aufstehen, um dann mit dem Taxi zum „größten und modernsten“ Busbahnhof Ostafrikas zu fahren.(Ich möchte nicht wissen, wie das bei anderen Bahnhöfen assieht…) Dort herrscht das totale Chaos, sehr viele Menschen mit noch mehr Gepäck, alles in Hektik. Noch dazu ist es fast nicht möglich gewesen, den Standort unseres Busses herauszufinden, denn jeder sagt etwas anderes und es gibt keine Pläne. Irgendwann haben wir es dann doch geschafft, haben unser Gepäck verstaut und unsere Sitzplätze eingenommen. Wir sind dann, man kann es nicht wirklich glauben, doch wirklich pünktlich losgefahren. Der Busfahrer fuhr auf bayrisch gesagt „wie eine gesengte Sau“. Wir brausten also mit 60 weiteren Mitfahrern mit guten 100 Sachen über eine für tansanische Verhältnisse großartige Straße. Ohne Rücksicht überholte unser Bus sogar normale Autos. Manches Mal wurde uns richtig flau im Magen, deswegen haben wir dann auch nicht mehr wirklich nach vorne aus dem Fenster geschaut, denn man wäre dann am liebsten ausgestiegen. An den Straßenrändern lagen immer wieder umgekippte Laster und liegen gebliebene LKWs. Wenn man selbst erlebt, wie stürmisch man Kurven mit einem Bus nehmen kann, dann wundert man sich eher, warum nicht noch mehr Fahrzeuge um 90° gedreht neben der Fahrbahn liegen. Den Vogel schoss der Fahrer ab, indem er sich bei einer Kontrollstation vor einen Lastwagen drängelte und dessen und den eigenen Seitenspiegel zerstörte. Um das ganze zu regeln, mussten wir gute 2 Stunden Pause machen und nahmen dabei erstaunt zu Kenntnis, dass zumindest bei Unfällen eine große Bürokratie aber auch Sorgfalt an den Tag gelegt wird.

Immerhin wurden während dieser 7 Stunden Fahrt KEIN einziges Mal von irgendetwas anderem überholt! Wir fuhren dann noch durch einen Nationalpark östlich von Iringa. Dort konnten wir Affen, Warzenschweine, Giraffen, Gazellen, Buffalos und Elefanten sehen.

Für die letzte Stunde wurden dann noch kostenlos Sofdrinks (hier „Soda“ genannt) verteilt.

Unser Begleiter, ein Lehrer hier an der Schule, der auch in Dar gewesen ist, um dort beim 3-tägigen Einsatzstellenleiterseminar mitzumachen, organisierte uns ein Taxi. Damit fuhren wir dann die letzen Kilometer über eine staubige Straße zur Schule. Wir freuten uns richtig über die Temperaturen, denn die Sonne schien und es war kurzärmlich sehr angenehm. Erst am Abend mussten wir feststellen, dass die Menschen, die Mafinga als einen „f*cking cold place“ bezeichnet hatten, leider Recht haben sollten. Generell kann man sagen, dass es, sobald die Sonne verschwindet kalt wird und nichts mehr ohne Jacke geht. Hoffentlich ist es bei euch noch nicht allzu herbstlich.

Gleich wurden wir zum Abendessen eingeladen, was wir gerne annahmen. Es gab Reis mit Hühnchen und Avocados. Die wachsen hier zahlreich an großen Bäumen und schmecken sehr gut.

So richtig satt und müde sind wir dann noch zu Herrn Magessa, dem Schuldirektor gegangen um die Schlüssel abzuholen. Sogleich machten wir uns auf und freuten uns über unser großzügiges Haus mit Küche, Wohnzimmer, Bad, 2 Schlafzimmer und 2 Gästezimmern. Wir fielen faktisch ins Bett und waren froh, hier keine Moskitonetze… zu brauchen, denn auf 1800m gibt es diese kleinen nervigen Viecher nicht mehr.

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Das solls fürs erste gewesen sein. Ich werde von nun an versuchen, regelmäßig hier meine Neuigkeiten und Erlebnisse zu schildern. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich von euch auch was hören könnte…am besten per Email an felix.radeck@yahoo.de oder auf meine tanzanische Handynummer: ­­­­+255752016359

Mit den allerbesten Grüßen aus Tanzania,

Euer Felix

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