Donnerstag, 8. November 2007

Unsere Wassersituation...

Bevor die Regenzeit kommt und sich damit die Umstände wieder bessern,
möchte ich über die momentane Wasserversorgung für uns beschreiben....
Bitte macht euch nicht allzuviel Sorgen, uns beiden geht es weiterhin
sehr gut und auch in der Nachbarschaft sind keine Krankheitsfälle zu
bemerken!
Unser tägliches Wasser kam einmal aus der Leitung. Es stammte direkt aus
einer Quelle und war, was zumindest das Auge erkennen konnte, sauber.
Jedoch schon in den ersten Wochen nach unserer Ankunft versiegten die
Rohre, denn wie wir jetzt erfahren haben, gibt/gab es ein Problem mit
der elektrischen Wasserpumpe. Dieses scheint bis dato immer noch nicht
behoben worden zu sein, denn ein Dichtungsring ist wohl unauffindbar und
scheinbar hier auch nicht zu kaufen.
Doch für diese Fälle gibt es zum Glück eine Wasserpumpe, die man mit der
Hand bedient. Damit muss man aber schon einmal jeden Tropfen Wasser, den
man konsumiert, gute hundert Meter im Eimer tragen. Das Wasser von dort
ist allerdings alles andere als sauber. Es hat meist eine
hell-rosfarbene Färbung, die von dem enthaltenen, ganz feinen Staub
stammt. Ein Problem dabei ist aber auch, dass man einige Zeit pumpen
darf, was wirklich anstrengend ist, damit mal ein Eimer voll wird.
Manches Mal standen wir eine viertel Stunde an der Pumpe um einen 10l
Eimer nicht einmal ganz voll zu bekommen. Mittlerweile hat auch dieser
Brunnen seinen Geist aufgegeben, es kommen nur noch Tropfen heraus, die
das Gepumpe wirklich nicht mehr wert sind. Getrunken haben wir dieses
Wasser allerdings nie, denn allein schon wegen der Färbung weigert sich
selbst der Durst, gelöscht zu werden.
Wasser zum Trinken kommt von etwas weiter her, vielleicht 500m in
westliche Richtung und 50m bergab. Dort gibt es nämlich einen kleinen
Bach, der auch jetzt während der Trockenzeit noch Wasser führt. Die
Quelle ist etwa 2km entfernt, also legt das Wasser noch keinen allzu
langen Weg an der Oberfläche zurück. Die Farbe ist auch relativ klar,
zumindest ist das Wasser transparent und nicht wie bei der Handpumpe
undurchsichtig. Ein paar Schmutzpartikel und Sand lassen sich aber nicht
verhindern. Doch in letzter Zeit sind diese auch immer mehr geworden,
denn an dieser einen Wasserstelle holen jetzt ziemlich viele Menschen
Wasser und so ist es ständig in Bewegung, so dass sich die Partikel
nicht absetzen können. Zudem führt auch dieser Bach immer weniger
Wasser. Ich bin ja wirklich mal gespannt, ob er vor den großen
Regengüssen noch austrocknet...Woher dann das Wasser kommen soll, kann
ich nicht sagen. Vielleicht müssen wir ja dann täglich einen Marsch in
die zu Fuß 30min entfernte Stadt unternehmen um uns unser Wasser im
Laden zu kaufen....Ich hoffe, dass dieser Fall nicht eintritt und Bach
nicht versiegt. Ich habe in Deutschland immer mal wieder von
Wasserknappheit und langen Wegen zur Wasserbeschaffung in Afrika und
anderen Gegenden gehört, aber dass ich das so nah erleben werde, habe
ich nicht gedacht. Zum Glück geht Maria für uns das Wasser holen, sonst
würde allein dafür schon ein guter Teil unserer Arbeitszeit draufgehen.
Ausserdem hat sie ein wirkliches Geschick darin, sie trägt einen großen
Eimer (mit Deckel) auf dem Kopf, natürlich ohne ihn festzuhalten und
einen kleineren Eimer trägt sie in einer Hand. Ich schaffe mit zwei
Eimern in den Händen vielleicht die gleiche Menge Wasser, aber dabei
schaue ich bestimmt deutlich weniger elegant aus als sie :-). Das mit
den Sachen auf dem Kopf tragen haben wir schon ein bisschen ausprobiert,
aber das ist sehr schwierig. Ausserdem machen das nur Frauen, wir wurden
bei unseren ersten Versuchen schon ziemlich schräg angeschaut. Die üben
das aber schon von klein auf. So hat unser kleines Nachbarkind Rachel
schon erfolgreich kleine Holzstücke auf dem Kopf balanciert. Natürlich
von sich aus, denn sie macht vieles von ihrer Mutter einfach nach, wie
zum Beispiel auch das Feldhacken. Aber "die Kindheit" hier ist ein
eigenes Kapitel, über das ich noch schreiben möchte.
Zumindest schätze ich hier jeden Tropfen Wasser, der unser Haus erreicht
deutlich mehr als es zu Hause der Fall war. Und das obwohl man es
keinesfalls gleich trinken kann. Wir kochen jedes H20-Molekül bevor wir
es konsumieren mindestens 5min ab, entweder auf dem Herd oder im
Wasserkocher. Danach kommt es in einen Filter der zwei große Kerzen aus
Keramik hat, welche meiner Meinung nach so ein bisschen den Boden
imitieren. Damit wird der gelöste Sand, Staub und anderer Schmutz
erfolgreich zurückgehalten. Das Wasser, das dann herauskommt schmeckt
ziemlich normal, nämlich nach so gut wie nichts. Einen Haken hat dieser
Filter allerdings, nämlich fließt das Wasser nur sehr langsam durch und
so trinken wir nicht nur kaltes, klares Wasser sondern auch warmen Tee,
dessen Wasser aber dann nicht durch den Filter lief.
Wahrscheinlich kann man sich gar nicht vorstellen, dass wir noch gesund
sind, aber wir haben wirklich noch keine Komplikationen. Mir fällt
hierbei halt vor allem der Kontrast zu Deutschland auf, wo man einfach
den Hahn aufdrehen kann und dann kommt klares, leckeres Wasser aus dem
Hahn. Soviel man möchte. Oder man dreht ein bisschen und man hat
thermostatgesteuert warmes Wasser zum Waschen. Das hatten wir zur
Anfangszeit hier vielleicht zwei Mal....Gewaschen, denn unter den
Begriff Duschen fällt das sicher nicht mehr, wird halt mit kaltem
Wasser, dass man sich aus einem großen Eimer schöpft und sich dann mit
einem kleineren überschüttet. So wirklich an das kalte Wasser gewöhnt
habe ich mich aber noch nicht und es ist immer noch ein bisschen
Überwindung dabei, vor allem morgens. Allerdings macht das so richtig
wach und frisch :-)
Habe jetzt seit über zwei Monaten keinen Wasserhahn mehr berührt....mal
schauen ob ich einen solchen in Deutschland dann noch richtig bedienen
kann...;-)
So, jetzt wisst ihr über unser Wasser genauestens Bescheid. Bitte macht
euch keine übermäßigen Sorgen, für eventuelle Tips sind wir aber immer
offen!
Mit einer Tasse leckeren Tee neben dem Laptop stehend,
euer Felix

P.S.:
Das Bild zeigt abgekochtes, aber ungefiltertes Wasser....:-/
Der Wechselkurs ist mittlerweile wieder gestiegen, hat aber das Niveau
von früher noch nicht erreicht. Was der Grund für den Einbruch war
konnte uns hier auch niemand sagen....

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