Mittwoch, 21. November 2007

Die Solarinstallation

Die letzten Tage waren wir ja in der Mbeya-Region. Unser Auftrag dort
war es, ein SolarHomeSystem zu installieren.
Voll gepackt mit allem nötigen (zum Beispiel auch einem Handbohrer, denn
Strom gibt es dort ja nicht...) sind wir dann mit 2 mal Umsteigen und
einer halben Bus-Tagesreise bei dem Dorf angekommen. Wir wurden dann
noch von dem mehr oder weniger einzigen Auto abgeholt und zu unserem
Kunden gebracht (Auch bei dieser Fahrt war es mal wieder sehr, sehr eng,
siehe Foto). Unser Kunde, der Dorfpfarrer, war aber leider nicht zu
Hause sondern musste eine Beerdigung eines Dorfbewohners abhalten.
Dieser starb durch einen Unfall seines Arbeitsautos mit einem Reisebus.
Dass die Fahrweise der meisten Busse hier wirklich eher in ein
Stock-Car-Rennen gehört, habe ich ja schon einmal erwähnt, aber dass ich
die Folgen so nah mitbekomme, hätte ich nicht gedacht. Man hört immer
wieder von Unfällen dieser Busse, bei einem im Oktober sind sogar 28
Menschen ums Leben gekommen und als ich fragte, wie häufig in Tansania
solche Unfälle seien, bekam ich als Antwort: "Mehrere Male pro Monat".
Ich habe keine Zahlen dazu, aber wirklich abwegig finde ich diese
Auskunft nicht. Oli und ich werden nur noch mit den Busgesellschaften
fahren, welche als relativ sicher gelten, dummerweise bekommt man
darüber auch keine wirklich eindeutige Auskunft....
So, genug abgeschweift, zurück zur Installation:
Abends kam der Pfarrer dann zurück und erklärte uns, dass er gerne 3
Lampen in seinem Haus installiert hätte und 2 in der nahegelegenen
Kirche. Wir schauten uns also noch das Haus an und überlegten uns, was
wir wo am besten verlegen. Nach einem leckeren Abendessen bin ich dann
tief und fest eingeschlafen, aber zu zweit in einem normalen Bett, noch
dazu unter einem Mückennetz, das man dort aufgrund der etwas niedrigeren
Lage braucht, wird es doch ganz schön eng....:-/
Nach dem Aufstehen ging es dann gleich mit der Arbeit los: Ich bin mit
Erick, unserem RE-Handwerker auf das Wellblechdach geklettert, um dort
das Panel zu installieren. Aber man muss ganz schön aufpassen, wo man
seine Füße hinsetzt, denn das Blech ist deutlich dünner als man es
vermutet. Kurz vor Mittag sind wir dann mit der Dachinstallation fertig
geworden und das war auch notwendig, denn das Blech heizt sich ziemlich
stark in der afrikanischen Sonne auf... Traditionell sind die
Hütten/Häuser mit Gras gedeckt, aber wohl aus Imagegründen und auch
wegen der wahrscheinlich längeren Haltbarkeit werden vermehrt
Welllechdächer gebaut. Diese haben aber den gravierenden Nachteil, dass
sie sich und auch die Räume sehr aufheizen. Für ein gutes Klima sind die
Grasdächer deutlich besser geeignet. Dieses Argument spielt aber bei der
Materialienauswahl wohl keine große Rolle....Oli hat währenddessen den
Laderegler im Haus angebracht. Zwischendurch habe ich meinen
mitgebrachten Fruchtriegel gegessen, denn es gab kein Frühstück und ich
wollte auch nicht wirklich danach fragen. Dummerweise gab es genau dann,
als ich den letzten Bissen gegessen hatte, Tee mit Maandasi, was man im
nachhinein als ein spätes Frühstück bezeichnen kann.
Anschließend haben wir dann die Lampen (10W Neonröhren) installiert und
die Leitungen dorthin verlegt. Während Erick die Kabel richtig
miteinander verbunden hat, haben wir uns in der Kirche um die
Installation gekümmert, die wir übrigens ganz alleine hinbekommen haben.
Natürlich unter ständiger Beobachtung der Kinder, die sich auf die
Kirchenbänke gesetzt hatten und uns zusahen. Links auf dem Panoramafoto
der Kirche ist übrigens ein kleiner "Sandkasten"...Gäbe es das auch in
Deutschland, wäre ich wahrscheinlich ein begeisterter Kirchengänger
geworden...;-)
Da wir die Batterie schon in der Früh angeschlossen hatten, konnten wir
schon an diesem Abend die Früchte unserer Arbeit ernten: Das Licht
funktionierte und so werden in diesem Haushalt fortanso gut wie keine
Petroleumlampen mehr verwendet werden. Das ungewohnte Licht hat
natürlich gleich viele Gäste herbeigelockt, von denen zwei nun auch ein
solches System wollen, so dass wir wahrscheinlich demnächst gleich
nochmal dorthin fahren werden. Einige Kinder hatten sich draußen vor den
Fenstern versammelt und diskutierten, staunend über das Licht, die
Quelle des Stroms. So ein installiertes System ist wirklich die beste
Werbung für die solare Technik:-).
Da am nächsten Tag nur noch kleine Arbeiten nötig waren und wir erst
nach Mittag mit dem oben beschriebenen Privattaxi wieder zur großen
Hauptstraße gebracht werden würden, beschloss ich, am nächsten Tag schon
um kurz vor 5 Uhr aufzustehen. Nein, nicht weil ich meinen Schlaf
künstlich limitieren wollte, sondern hab ich schon die ganze Zeit einen
Bergrücken in der Nähe gesehen und den Beschluss gefasst, mir den mal
ein bisschen genauer anzusehen. Ich stand also auf, Oli wollte nicht
mitkommen, schnappte mir meine Kopflampe und meinen schon am Vorabend
gepackten Rucksack (mit Maandazi, Kekse, Mangos, Erste Hilfe Set und
natürlich viel Wasser). Die Erlaubnis, sein chinesisches Fahrrad zu
benutzen, habe ich mir vom Pfarrer schon am Vortag geholt und so ging es
unter dem hier wirklich umwerfend klaren Sternenhimmel in Richtung
Bergsiluette. Leider war eine Straße in deren Richtung gar nicht so
einfach zu finden und so habe ich einige Zeit mit Suchen verbracht und
den Sonnenaufgang noch in der Ebene erlebt. Nach einer Zeit durch Mais
und Reisfelder, die alle noch unbestellt waren, kam ich endlich an den
Fuß der Berge. Ich stellte das Rad an eine Bananenstaude und sperrte es
ab. Zu Fuß ging es dann bergauf, vorbei an einzelnen Hütten. Eine
solche Siedlungsform gibt es in Deutschland gar nicht (mehr?): einzelnen
Hütten im Abstand einiger hundert Meter von einander und dazwischen
Felder, die die Menschen wohl das ganze Jahr über bestellen. Die einzige
Infrastruktur hier sind Trampelpfade zwischen den Feldern und man kann
sich ziemlich leicht verlaufen. Das habe ich zum Glück nicht erleben
müssen, aber die Sonne stieg trotzdem unaufhörlich höher und so kam ich
nur ein kleines Stück den Berg hoch. Doch auch schon von dort hatte man
einen überwältigenden Ausblick über die vor einem liegende Ebene, die
von hier oben unglaublich grün wirkte, am Boden aber sehr trocken und
staubig ist (von einzelnen Bachläufen abgesehen). Auf dem Rückweg habe
ich dann noch ein bisschen mit den Menschen geredet, denen ich begenet
bin. Ein beeindruckendes Erlebnis. Übrigens soll ich "Europa" von einem
älteren Ehenpaar, ich würde sie auf etwa 60-70 schätzen, recht herzlich
grüßen. Ich wollte nicht als "typischer Mzungu" gelten, und so habe ich
die Kamera im Rucksack gelassen und kann euch kein Bild von ihnen
zeigen. Nehmt die Grüße trotzdem an, sie würden sich wirklich sehr
darüber freuen ;-).
Als ich dann mit "Mzungu-Geschwindigkeit " noch durch ein kleines Dorf
fuhr und allein damitt schon Aufmerksamkeit auf mich gelenkt zu haben
schien, hat mich noch eine Gruppe Männer und auch Frauen zu sich
gerufen. Sie tranken gerade Pompe, ein bierähnliches Getränk aus Mais
(Es war da immer noch Samstag morgen, neun Uhr in etwa, erinnert mich
ein bisschen an Frühschoppen ;-) ). Mir haben sie aber, nachdem ich den
Genuß dieses Getränkes verneinte, eine Cola gebracht. Dass Frauen auch
bei solchen Runden mittrinken habe ich noch nicht gesehen und dass die
eine noch einen Säugling auf dem Arm hatte, machte mir wirklich Sorgen.
Aber gesundheitliche Aufklärung schien mir in dieser Situation fehl am
Platz. Ich konnte mich nach einiger Zeit lossagen und bin
zurückgefahren, so dass ich um 10 Uhr wieder zurück war.
Die anschließende Freiluftdusche (Siehe Foto. Für Dorfverhälnisse ist
das eine Luxusdusche, oft wäscht man sich im Fluss) war wirklich ein
Wohltat und den Vormittag haben wir dann noch gemütlich verbracht. Mein
Frühsport schien sich schnell herumgesprochen zu haben, denn ich worde
von vielen Seiten darauf angesprochen, auch im Dorftaxi zur Hauptstraße.
Spätnachmittags kamen wir dann in Mbeya an. Dort waren wir bei den
Eltern von Erick untergebracht und wir wurden wirklich köstlich
versorgt. Das müsst Ihr unbedingt auch einmal versuchen: zum Reis
während des Kochens noch ein bisschen Kokos hinzugeben (Ich vermute
Kokosraspel)....es schmeckt umwerfend!
Am Sonntagvormittag haben wir dann noch einen zukünftigen Kunden besucht
der in seinem Hotel in der Stadt den normalen Strom kappen will und nur
noch Solarlampen benutzen möchte. Dafür haben wir schon einmal gemessen,
so dass wir eine gute Kalkulation des Auftrages machen können. Den Rest
des Tages haben wir dann noch Bekannte und Verwandte von Erick besucht
und sind dabei einmal nur knapp einem großen Fest mit sehr viel Bier
entkommen. Die Feiernden wollten uns wohl am besten auf den
Plastikstühlen festbinden und wir wurden auch ausgiebig mit der
Videokamera gefilmt. Erick konnte uns aber davon losreißen und so
konnten wir noch einen alten Freund von ihm besuchen.
Diese Besuche finde ich sehr spannend, denn damit bekommt man einen
kleinen Einblick in das Leben von einigen Tansaniern und kann somit sein
Bild der Menschen ein bisschen vervollständigen.
Am Montagmorgen haben wir dann noch Räder gekauft und sind dann
heimgefahren, so dass wir abends zuhause waren. Problem dabei: im Bus
haben sie mir das Ausfallende meines Rades abgebrochen....wir werden
versuchen, das Aluminiumteil zu reparieren, aber die Erfolgschancen sind
ziemlich gering...So kann ich mein teuer erstandenes Rad noch gar nicht
benutzen. Aber wenigstens funktioniert Olis und so haben wir wenigstens
eines.
Da Maria ja nicht da war und uns unser Brot auch schon zurückschaute ;-)
haben wir uns selbst etwas gekocht: Bratkartoffeln nach Rösti-Art. Es
schmeckte köstlich!
Solche Ausflüge, am besten noch mit Arbeit gekoppelt gefallen mir
wirklich gut, auch wenn sie ab und zu wirklich anstrengend sind und auch
mal Nerven kosten können...;-)
Sonnige Grüße nach Deutschland (ist es denn immer noch so schön
winterlich?),
Felix

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es ist kalt, aber nicht kalt genug.
Es liegt Schnee, aber halt nicht genug.
Aber ich denke der Winter wird fett. Hey, ich schulde dir da noch ein Foto!
:-) Kommt schon keine Sorge!


Hey: Ich will mehr afrikanische Rezepte / Kocheigenheiten! Ja, ein eigenes Kapitel! Büttööö